Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
ist, wenn dieser Mensch nicht in der Lage ist, etwas zu verändern? Oder es gar nicht will?“
„Na ja, was zurzeit im Leben dieser Person vor sich geht, darumkann man sie wirklich nicht beneiden. Man kann nicht so tun, als wäre alles vollkommen und in Ordnung, wenn im Leben dieser Person offensichtlich alles total durcheinandergeht und leer ist. Nur weil man allen anderen tausendmal am Tag erzählt, wie toll das eigene Leben ist, muss es doch noch lange nicht so toll sein. Manchmal ist es besser, wenn man einfach die Hände hebt und sagt: Ich habe Angst, mir geht es nicht gut, die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt habe, und ich weiß nicht, was ich machen soll. Meine Mum hat immer gesagt: ‚Tue für andere, was du selbst auch für dich getan haben möchtest‘, also versuche ich jetzt, genau das in die Tat umzusetzen.“
„Das hat deine Mum gesagt?“ Peter runzelte die Stirn und zog seinen Arm hinter mir fort. Nachdenklich starrte er in den Park. Auch ich ließ den Blick über den Park schweifen. Wir sahen wahrscheinlich aus wie griechische Philosophen, nachdenklich, innehaltend, sich einen Moment lang der Muße hingebend, während wir in die Ferne blickten. Mach Platz, Sokrates.
Plötzlich drehte sich Peter zu mir herum. „Geht es dabei um mich, Kate?“
„Was?“
„Weil du glaubst, ich sollte mein Leben anders leben?“ Böse sah er mich an. „Denn das kann ich dir schwören, du weißt gar nichts über mein Leben, und du weißt überhaupt nichts über die Entscheidungen und die Umstände, die mich hierher geführt haben.“
„Peter, das habe ich doch nie gesagt. Das meine ich doch gar nicht, ich …“
„Und es waren richtige Entscheidungen, Kate“, sagte er und nickte vehement. „Es waren gute und richtige Entscheidungen. Nur weil ich autark und unabhängig bin, bedeutet das noch lange nicht, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Und unter den Umständen gab es für mich keine andere Möglichkeit. Und offen gestanden, mir gefällt es. Mir gefällt, wer und wie ich bin. Ich habe keine Angst vor Veränderung“, erklärte er und zeigte mit dem Finger auf sich. „Ich sorge für Veränderung. Ich bin Veränderung!“
Wovon, zum Teufel, redete er? Wo kam dieser Wortschwall aufeinmal her? Wohin sollte das führen? Konnte es noch schlimmer kommen? Das hier fühlte sich plötzlich nicht mehr nach den alten prophetischen Griechen an. Das kam schon eher einer verdammten Kreuzigung gleich, als Jesus zur Rechenschaft gezogen wurde, obwohl er für die Sünden der Menschen überhaupt nichts konnte.
„Und ich habe dich nie be- oder verurteilt, Kate, weder dich noch deine Entscheidungen und Fehler. Und doch meinst du, mich und mein Leben verurteilen zu dürfen, so als würdest du es besser wissen, als wäre deine Vision dieser Welt die einzig wahre. Ich weiß nicht einmal, warum mich das überrascht.“ Er begann, seine Sportsachen zusammenzupacken, um gehen zu können. „Ihr Winters glaubt doch immer zu wissen, was das Beste für andere ist, tut immer das, was ihr verdammt noch mal wollt.“
„Was?“
„Du kannst dich nicht länger so auf mich fokussieren. Das geht nicht. Das machst du schon, seit wir Kinder waren. Du versuchst, mich zu retten oder mir zu helfen oder mich zu ändern. Du musst mal einen Schritt zurücktreten. Genau genommen müssen wir beide einen sehr großen Schritt zurücktreten. Das ist weder mir noch dir gegenüber fair. Du musst dich auf deine eigenen Sachen konzentrieren und nicht ständig versuchen, mein Leben wieder ins Lot zu bringen. Das versuchst du seit dem Tod meiner Mom. Sie ist gestorben, okay. Sie ist tot. Ich bin darüber hinweg. Du solltest auch darüber hinwegkommen.“ Er hatte seine Tasche fertig gepackt, saß jetzt da und starrte wieder in den Park, während er schweigend seinen entkoffeinierten und fettfreien Double-Vanilla-Soja-Latte umrührte. Er rührte einfach immer weiter. Rührte und starrte vor sich hin.
„Ich glaube, es war ein Fehler“, meinte er schließlich, „wieder Kontakt zu dir aufzunehmen. Es war ein Fehler.“
„Was soll das denn bedeuten?“
„Es tut mir nicht gut.“
„ Ich tue dir nicht gut?“
Er weigerte sich, mich dabei anzusehen, sondern biss die Zähne zusammen.
„Ich hoffe, dass es mit deiner Was-die-Liebe-mir-gestohlen-hat -Kolumne weiterhin gut läuft.“ Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange, stand auf und ging langsam durch den Park davon. Er nahm nicht einmal seinen Kaffeebecher
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