Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

verspreche dir, wenn man sich ein wenig rarmacht, ist das für die Beziehung nur gut. Dein Freund wird dich viel interessanter finden, Annie-pants, wenn du auch Augen für etwas anderes als ihn hast, selbst wenn es nur Knöpfe und Kurzwaren sind. Männer sind wankelmütig, jawohl, das sind wir. Wenn du einmal die Woche mit etwas anderem beschäftigt bist, wird er auf der Hut sein müssen. Wäre das nicht nett, meine kleine wunderbare Modedesignerin?“
    „Das wäre toll, denn manchmal habe ich echt das Gefühl, dass er mich gar nicht richtig sieht, weißt du, er bemerkt dann gar nicht, dass ich da bin. Obwohl ich eigentlich immer da bin …“
    „Annie-pants, fang bloß nicht an, dich unsichtbar zu machen. Es gibt da eine bestimmte Person, die hier vielleicht arbeitet oder auch nicht, die ebenfalls die Fähigkeit besitzt, direkt durch mich hindurchzusehen. Und nicht in spiritueller Wir-sind-miteinanderverbunden-Weise, oh nein, sondern in einer Weise, die besagt: Ichbin mir deiner Existenz überhaupt nicht bewusst. Ich könnte direkt mit dir zu dem Kurs gehen, aber das tue ich natürlich nicht, denn du musst langsam mal anfangen, etwas ganz allein zu machen. Und ich bin sehr beschäftigt. Also Donnerstagabend passt dir? Loosie!“, brüllte er in den Flur, nachdem er die Tür zum Konferenzzimmer aufgerissen hatte. „Loosie, finde uns einen Kurs am Donnerstagabend, in der Nähe von Annie-pants’ Wohnung oder Arbeit. Annie, wenn du bitte diese Vertraulichkeitsklausel unterschreiben würdest, diese Verschwiegenheitsverpflichtung und dieses Formular, in dem du uns sämtliche Rechte einräumst, und zwar über die Berichte, die wir über dich verfassen, über sämtliche Einkünfte, die wir mit diesem Interview erzielen sollten und die sich auf ‚Was die Liebe mir gestohlen hat‘ beziehen und nicht auf irgendwelche Bemühungen deinerseits, die du als Folge von ‚Was die Liebe mir gestohlen‘ hat unternimmst oder auch nicht.
    Bitte schick uns in fünf Wochen einen kurzen Bericht, nicht mehr als zweitausend Wörter, aber auch nicht weniger als fünfhundert. Dieser Bericht wird noch einmal von einem unserer Redakteure überarbeitet, bleibt allerdings in der ersten Person geschrieben, sodass alle denken, er wäre von dir. Die Nächste!!!“, brüllte er, während eine verwirrt dreinblickende Annie von Loosie hinausgeführt wurde.
    „Dein System ist wahrlich nicht schlecht“, sagte ich und setzte mich neben ihn.
    „Kat-kins, Chad hat mir gesagt, ich soll von der Liebe gestohlene Träume finden, um darüber schreiben zu können, und genau das tue ich hier. Ich decke verborgene Ambitionen auf und ebne den Frauen den Weg zum Glück, und das ist doch auch das, was du willst, oder nicht?“
    „Aber fragst du dich nie, warum sie nicht von selbst den Weg zum Glück finden? Bist du es nicht schon leid, eine Frau nach der anderen aufzuspüren, die alle immer wieder die gleichen Fehler machen? Und einige von ihnen sind nicht einmal dankbar.“ Ich dachte dabei vor allem an Jenny. „Einige von ihnen wollen ihr Leben nicht einmal zum Guten verändern. Und wenn ich malso recht darüber nachdenke, wenn einige von den Frauen schon wissen, dass sie zu etwas Lust haben, warum, zum Teufel, sitzen sie dann zu Hause vor der Glotze?“
    Federico legte mir eine Hand auf den Mund. Ich habe keine Ahnung, warum alle glauben, dass es sich gehört, das zu tun.
    „Kat-kins, ich weiß ja nicht, was heute mit dir los ist – du und deine ängstliche, wütende Energie. Bin mir auch nicht sicher, ob es mich interessiert. Und ich weiß auch nicht, was mit Frauen im Allgemeinen los ist. Auch da bin ich mir nicht sicher, ob es mich interessiert. Die Antwort auf die letzte deiner tausend Fragen könnte sein, dass sie denken, sie hätten zu wenig Zeit so wie Annie oder zu wenig Geld so wie Leah, oder vielleicht ist es ein Mangel an Inspiration so wie bei mir? Oder vielleicht, ganz vielleicht, ist der Weg zum Glück für einige tatsächlich der Fernseher? Ernsthaft, Kate, was soll das mit der endlosen Fragerei? Aus dir sprudeln die Fragen wie bei einem Erstsemestler der Medizin, dem gerade aufgetragen wurde, seine erste Blinddarmoperation durchzuführen. Seh ich aus wie jemand bei „Grey’s Anatomy“? Seh ich aus wie ein gut aussehender, gut ausgebildeter Mediziner mit einem komplizierten und faszinierenden Privatleben?“ Er wartete nur darauf, dass ich jetzt Ja sagte, und setzte ganz bewusst seine Brille wieder auf. „Ich befinde mich auf einer