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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Kellern, fordern eine Bühne für alle. Für andere zählt nicht das Geld, ihnen ist es wichtig, zu reden, sich auszutauschen, zusammen mit den anderen hier zu sein. Eine Theatergruppe aus der Bretagne will abreisen. Ein Jahr lang haben sie sich vorbreitet, ganze Abende geprobt, Geld gespart, ihr Dorf hat zusammengelegt, damit sie in Avignon spielen können. Der Werkstattbesitzer hat ihnen einen Wagen geliehen. Sie haben nichts mehr. Pantomimen, die aus China gekommen sind, werden ebenfalls abreisen. Und die Festivalbesucher wehren sich dagegen, als reine Konsumenten betrachtet zu werden. Die Diskussion wird hitzig, leicht hysterisch, jemand weint.
    Odon kommt, er geht um die Gruppe herum und küsst Isabelles Hände.
    Er schimpft, weil es nach Shit riecht.
    »Du solltest sie ihr Scheißzeug nicht rauchen lassen.«
    »Woher soll ich wissen, was sie rauchen?«
    Er zuckt die Achseln.
    Die Diskussionen werden immer lebhafter. Die Unermüdlichsten schlagen vor, sich am nächsten Morgen um fünf Uhr zu treffen, um durch die Straßen zu marschieren und zu zeigen, dass sie da sind, hellwach.
    Sie stimmen ab.
    Marie macht ein Foto von den erhobenen Händen.
    »Das ist ein Schuss, der nach hinten losgeht, das sag ich euch«, kommentiert Odon.
    »Solange er überhaupt losgeht …«, sagt ein rothaariges Mädchen.
    Er dreht sich um.
    Sie hat grüne Augen. Dutzende von Halsbändern um den Hals, aus unechten Perlen.
    »Ja, mach dich nur lustig.«
    »Kennen Sie die Bedingungen, unter denen man uns arbeiten lässt? Wissen Sie, was ein Bühnenarbeiter verdient?«
    Ein junger Mann mit fast weißem Haar steigt auf einen Stuhl.
    »Nicht die Kultur ist in Gefahr, sondern wir, die Künstler! Sie lassen uns verrecken!«
    Er ballt die Faust.
    Sie verabreden sich für den Abend, auf der Place Pasteur, kurz vor acht, um sich die Rede von Chirac im Fernsehen anzuhören.
    Die Bühne ist die einzige geeignete Arena, Odon ist mit einer unbändigen Hoffnung davon überzeugt, dass das Theater eines Tages die Welt friedlicher machen wird.
    Das rothaarige Mädchen erhebt ihr Glas. Sie blickt ihn provozierend an.
    »Auf die Hoffnung, das Opium der Gaukler.«
    Er wendet sich ab.
    Isabelle nimmt ihn beim Arm.
    »Sie sind dermaßen schön, wir müssen ihnen verzeihen.«

I sabelle holt einen Krug aus rosafarbenem Steingut mit Zitronenwasser aus dem Kühlschrank. Sie trocknet zwei Gläser ab und stellt sie auf den Tisch.
    Nebenan brodelt es. Die Theatergruppe aus Rennes zieht türenschlagend ab.
    Sie lächelt.
    »Ich liebe sie, ich liebe sie so sehr …«
    »Ich liebe sie auch, aber das ist doch kein Grund.«
    Sie blickt zu Odon auf.
    »Nein, du liebst nicht sie.«
    Sie füllt die Gläser.
    »Du liebst das Theater und die Künstler, die ihm dienen. Du liebst die Texte … Ich liebe sie. Ob sie Talent haben oder nicht, ist mir egal. Ich mag ihre Jugend, ihre Energie.«
    Sie trinkt einen Schluck Zitronenwasser.
    »Aber dass ich sie liebe, macht keinen besseren Menschen aus mir.«
    Sie drückt eine Tablette aus einem Blisterstreifen. Für das Herz und gegen das Vergessen, dreimal pro Tag. Eine vierte, falls nötig. Sie schluckt sie mit etwas Wasser, legt den Streifen auf den Tisch zurück, zu dem Brot und allem anderen, was darauf steht.
    Drei Generationen ein und derselben Familie haben in diesem Haus gelebt. Sie haben Spuren hinterlassen, Schalen, Wandschränke, Lampen.
    Isabelle ist noch übrig.
    Eine schwüle Hitze dringt durch das halb offene Fernster herein.
    Sie blickt Odon an, sie kennt ihn in- und auswendig, sein Gesicht, seine Gefühle.
    »Du hast sie wiedergesehen …«
    Mehr braucht sie nicht zu sagen.
    Er setzt sich.
    »Gerade erst … Im Patio des La Mirande, es waren eine Menge Leute da, wir haben nicht miteinander gesprochen.«
    Isabelles Augen leuchten.
    »Wie sieht sie aus?«
    »Wunderschön.«
    »Ich würde sie gern wiedersehen …«
    »Sie wird kommen.«
    »Sie ist wohl ziemlich beschäftigt?«
    Odon nimmt ihre Hände und drückt sie sanft in seinen.
    »Für dich wird sie Zeit finden.«
    Sie sprechen über Mathilde, leise, über die Zeit, als sie hier lebte, im Zimmer im ersten Stock Ultimes déviances lernte.
    »Ich konnte sie nicht herauslocken …«, sagt Isabelle.
    Die Lampe brannte bis tief in die Nacht. Odon wartete auf dem Kahn auf sie. Wenn er sich kaum noch wach halten konnte, kam sie endlich. Sie presste sich an ihn: »Liebe mich!« Noch vor dem Morgen ging sie wieder.
    Sie erzählte ihm nicht, was sie machte, sie sagte nur:

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