Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
: Verführersprüche im Test
Sobald sie ihm mit ihrer Körpersprache signalisiert hat, dass er eine Annäherung riskieren kann, ist er am Zug. Auch wenn die Frau ihn führen muss, meist macht der Mann dann – buchstäblich – den ersten Schritt. Nun folgt Flirtstufe 2 : das Reden.
Wie soll man das Gespräch eröffnen? Ein falscher Satz, und es kann alles aus sein. Was also sagt man am besten? Gibt es Sprüche, die besonders gut ankommen?
Fragen, die sich am besten in der Praxis beantworten lassen, sagte sich der Psychologe Michael Cunningham und schickte männliche und weibliche Lockvögel in verschiedene Bars der Chicagoer Vorstadt. Ihre Mission bestand darin, sich mit Hilfe unterschiedlicher Verführersätze an die Vertreter des anderen Geschlechts ranzumachen. Es gab drei Kategorien:
Die direkte Strategie. Beispiel: »Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber ich würde dich gern kennen lernen.«
Die harmlose Strategie. Beispiel: »Wie heißt denn die Band, die hier spielt?« (Oder einfach nur: »hi«.)
Die freche Strategie. Beispiel: »Wetten, dass ich dich unter den Tisch trinken kann!«
Mit welcher dieser drei Taktiken punktet man in einer Bar am besten? Das hängt, wie der Praxistest des Psychologen ergab,
ganz vom Geschlecht ab. Sprach ein männlicher Lockvogel eine Frau an, führten nur die beiden ersten Strategien zum Erfolg. In über 60 Prozent der Fälle reagierte die Frau mit einem Lächeln oder einer freundlichen Antwort auf den direkten oder harmlosen Spruch. Dagegen machte sich der Mann sofort alle Chancen zunichte, wenn er sich der dritten Taktik bediente. Die freche Floskel führte in 80 Prozent der Fälle zu einer schroffen Abfuhr.
Da hat es die Frau umgekehrt leichter. Einem Mann ist es offenbar völlig egal, wie die Frau das Gespräch eröffnet – Hauptsache, er wird überhaupt angesprochen. Jede der drei Taktiken war den Männern wärmstens willkommen. Sogar die Minimalversion der harmlosen Strategie, ein einfaches »Hi«, führte in 100 Prozent der Fälle zum Erfolg.
Gerade der erste Satz muss sitzen, könnte man meinen, gerade in dieser entscheidenden Phase des Flirts sollte man versuchen, etwas origineller zu sein als die anderen. Cunninghams Feldversuch aber suggeriert, dass es bei der Gesprächseröffnung auf Originalität gar nicht ankommt. Im Gegenteil, als Faustregel lässt sich festhalten: Je harmloser der Einstieg, umso besser.
»Erhebe dich nicht zum Sprechen, bis du was zu sagen hast.« Dieser Rat des amerikanischen Politikers John Witherspoon aus dem 18 . Jahrhundert, meint der Anthropologe David Givens, mag in so manchen Fällen eine gute Idee sein, etwa auf einem internationalen Kongress über Atomphysik, nicht aber beim Flirten. Der Eröffnungssatz, urteilt der Wissenschaftler auf Grund seiner Beobachtungen, »ist nicht mehr als ein Hilfsmittel, um den ersten Kontakt herzustellen«. [48]
Das kann die Sozialforscherin Kate Fox vom Social Issues Research Centre in Oxford, Verfasserin einer Anleitung zum Flirten, nur unterschreiben. Wenn wir eine fremde Person treffen, mit der wir nicht flirten, sondern einfach nur plaudern wollen, sagt sie, bemühen wir uns auch nicht um weit hergeholte Kreativität. Ein simpler Satz wie »schönes Wetter, nicht?« funktioniert, eben weil jeder Mensch weiß, dass es dabei nicht ums Wetter, sondern um den Kontakt geht. An der Reaktion unseres Gegenübers können wir leicht ablesen, ob er oder sie an einem Gespräch interessiert
ist oder nicht. Der Satz hat seine Funktion erfüllt. Ihm mehr Bedeutung verleihen zu wollen gibt dem Ganzen bloß den Anstrich des Angestrengten, und die Wirkung schlägt um ins Gegenteil.
Deshalb plädiert auch Frau Fox in ihrem Flirtführer für den schlichten, natürlichen Einstieg: »Den größten Fehler, den die meisten Menschen beim Eröffnungssatz machen, ist der, dass sie damit einen Flirt starten wollen, statt einfach nur eine Konversation.« [49]
Stufe 4 : Die Choreographie der Liebe
Auf Neuguinea, der zweitgrößten Insel der Erde, die nördlich von Australien am Westrand des Pazifiks liegt, lebt ein Stamm namens Medlpa, bei denen es folgende Tradition gibt: Die Eltern von Töchtern, die unter die Haube kommen sollen, laden potenzielle Ehemänner zum »Werbetanz« ein.
Alle sind bunt bemalt, feierlich geschmückt und nehmen paarweise in einem Gemeinschaftsraum Platz. Nun kann das Fest des »Kopfrollens« beginnen. Dabei drücken sich Mann und Frau singend Stirn und Nasen aneinander, und zwar
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