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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Japaner …«
    »Wie funktioniert ein Schachcomputer?« beharrte ich.
    Aus seinem schmerzhaft aufgerissenen Mund entwich mit leisem Zischen etwas Luft. Dann kamen kaum hörbar seine Worte: »Es ist ein Wunder. Und Wunder kann man nicht erklären.«
    Ich ließ seine Hand los. Wir knieten nieder und beteten. Dankbar richtete ich meinen Blick zum hohen Himmel empor. Ein Wunder, ja, das ist es! Das kann ich akzeptieren. Aber mit dem Gewäsch von Registern, Dioden und Impulsen möge man mich verschonen. Ich bin schließlich kein Kind. Ich glaube an Wunder.
    Seit jenem Tag, seit jener himmlischen Erklärung, begehre ich nicht mehr nachzuforschen, wie ein Schachcomputer funktioniert. Man hat ja auch Bobby Fischer nicht auseinandergenommen, um zu erfahren, wie es bei ihm drinnen aussieht.
    Demnächst kaufe ich mir einen zweiten Schachcomputer und erfülle mir einen alten Wunschtraum: Ich lasse die beiden gegeneinander spielen. Dann habe ich endlich Zeit, meine Frau und meine Kinder zu sehen. Sie leben bei meiner Schwiegermutter.

Renanas Weg zur finanziellen Unabhängigkeit
    Renana fasste kürzlich einen folgenschweren Entschluss: Sie wollte nicht länger auf ihre verständnislosen Eltern angewiesen sein. Der kürzeste Weg hierzu war ein Aushang in einer Buchhandlung in unserer Nachbarschaft: »Verlässliches Mädchen aus guter Familie interessiert sich für Teilzeitbeschäftigung als Babysitter. Bitte melden.«
    Wie nicht anders zu erwarten, meldete sich sehr bald ein potentieller Kunde namens Winternitz am Telefon. Er wollte zu nächst einmal wissen, wie alt dieses verlässliche Mädchen aus guter Familie wäre und was unter der semantischen Implikation »Teilzeit« zu verstehen sei.
    Eine unerklärliche Loyalität zu meiner Tochter brachte mich dazu, ihr Alter auf dreizehneinhalb zu erhöhen, doch was seine zweite Frage betraf, so konnte ich nur vermuten. Ich murmelte daher irgendetwas von gelegentlichen Stunden.
    Anschließend bat ich die beste Ehefrau von allen zu einer Krisensitzung. Wir kamen einstimmig zu dem Entschluss, die Initiative unserer Tochter im Keim zu ersticken, wenn auch ihr Hang zu finanzieller Unabhängigkeit insgeheim zu begrüßen sei.
    »Einerseits bin ich froh, dass Renana ehrliche Arbeit sucht und nicht wie die anderen Kinder unserer Nachbarn mit Börsenpapieren spekuliert«, sagte ich zu meiner Frau. »Andererseits bin ich entschieden gegen diesen Job, weil sie noch viel zu jung ist, um so eine Verantwortung zu tragen.«
    Nicht, dass sie etwa kränklich wäre. Unsere Renana ist springlebendig wie ein Floh. Leider nicht viel kräftiger. Mit anderen Worten, sie ist ein eher zartes Kind und braucht daher mindestens zehn bis zwölf Stunden Schlaf pro Nacht.
    Wir kamen zu dem Schluss, dass sie nicht zur professionellen Kinderbeaufsichtigung geschaffen wäre.
    »Keine Sorge«, beruhigte mich die beste Ehefrau von allen, »ich rede ihr das Projekt rasch aus.«
    Gesagt, getan. Nach einem verhältnismäßig kurzen Tête-à-tête, währenddessen ein Tête vor Zorn anschwoll, berichtete mir die beste Ehefrau von allen Folgendes:
    »Wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt. Renana wird den Job als Babysitter annehmen, aber nicht allein, sondern gemeinsam mit ihrer besten Freundin Nava.«
    »Wo ist da ein Kompromiss?«
    »Ich weiß nicht«, sagte die beste Ehefrau von allen. »Vorhin hat’s noch wie ein Kompromiss geklungen.«
    In Gottes Namen, sagte ich mir, sollen sie eben die Teilzeitbeschäftigung unter sich aufteilen. Geteilte Wache ist noch immer besser als überhaupt kein Schlaf.
    Es waren nur noch einige kleine technische Details zu klären. Zum Beispiel war es nicht ganz einfach, Navas Eltern davon zu überzeugen, dass die Teilzeitbeschäftigung zum Wohl ihrer Tochter sein würde.
    Dann rief ich Herrn Winternitz an und teilte ihm vertraulich mit, dass ich bereit wäre, die Kosten für Renanas Partnerin zu übernehmen. Dabei erfuhr ich, dass Herr Winternitz Nachtarbeiter ist und Frau Winternitz, die Mutter des zu bewachenden Babys, vor etwa acht Wochen starke Zahnschmerzen verspürte und kurzerhand zu ihrem seit zwei Monaten geschiedenen Zahnarzt gezogen war.
    Die erste Arbeitsnacht kam und ging ohne größere Schwierigkeiten.
    Renana zog ihren Trainingsanzug an und packte unsere Katze ein, um sie mitzunehmen. Die beiden können nämlich ohne einander nicht schlafen. Ich holte Nava ab und fuhr die beiden Teilzeitbeschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz, der etwa dreißig Häuserblocks entfernt war.

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