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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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großen.«
    Herr Abramski wackelte mit dem Kopf und sagte nichts. Im Geiste schlug er das Buch der Bücher auf … Kapitel 4, Leviticus: »Und ging zu Tubal, welcher umzugehen wusste mit Stahl und Eisen und …« Nein, mit Paka nicht. Vielleicht Samuel, Kapitel 15: »Da schärfte ein jeder von den Israeliten Sichel und Pflugschar« und keiner seinen Paka. Ezechiel 33? Auch nichts. Im Talmud? Wie kommt ein Paka in den Talmud? Und wieso weiß dieser Ignorant Landesmann etwas von Paka, wenn ich es nicht weiß?
    »Jossi«, ließ er dem Verkäufer gegenüber beiläufig fallen, »wie ich höre, haben Sie heute vormittag einen Paka verkauft?«
    »Ja, Herr Abramski. Einen großen Paka. So wie dieser hier.«
    Herr Abramski betrachtete den Paka. Seit wann heißt das »Paka«? fragte er sich. Das heißt doch »Malchem«? Aber wenn einer mit hebräischer Muttersprache »Paka« sagt, wird’s schon stimmen. Na ja, ich werde alt.
    Und Jossi sagte sich: Wenn ein gelehrter Mann wie der alte Abramski das Wort »Paka« gebraucht, dann kann man Gift drauf nehmen, dass es dieses Wort auch wirklich gibt.
    »Herr Landesmann«, sagte Jossi ein wenig später, »im Regal ist nur noch ein einziger Paka. Ich glaube, wir sollten ein paar Pakas bestellen.«
    Die Sitzung der Metallwarenhändler wurde vom Präsidenten Abramski eröffnet.
    »Meine Herren«, begann er, »die Lage ist kritisch. Man verweigert uns die Einfuhrgenehmigung für ein so wichtiges Gerät wie den Paka. Wohin soll das führen …«
    Er sagte nicht »Malchem«, sondern »Paka« und war nicht sicher, ob auch die anderen Metallwarenhändler diesen neuhebräischen Ausdruck verstehen würden. Seine Zweifel waren unbegründet. Die Versammlung nickte wissend, und als Herr Landesmann, der in der vierten Reihe saß, halblaut vor sich hinsagte: »Ein Paka ist ein Lotkolban«, wurde er verächtlich angeblickt.
    »Paka« ist zu einem festen Bestandteil unserer Umgangssprache geworden. Nur die Linguisten streiten noch über den Ursprung des Wortes und über seine etymologische Einordnung.
    »Keinesfalls«, erklärte Professor Elimelech Bar-Friedländer von der Hebräischen Akademie der Wissenschaften, »dürfen wir diese farbige Vokabel, die sich unter unseren Handwerkern so großer Beliebtheit erfreut, gering schätzen. Auch wenn sich in den hebräi schen Quellen keine zuverlässigen Anhaltspunkte finden, ist nicht daran zu zweifeln, dass › Paka ‹ aus der Wurzel › p-k-k ‹ entstanden ist, die verschließen, versiegeln oder verlöten unwillkommener Freiräume meint. Ich begrüße diesen reizvollen Neologismus und wende mich mit aller Entschiedenheit gegen die von meinem geschätzten Kollegen Professor Chavat zelet vertretene These, nach der wir › Paka ‹ nur in der aramäischen Version › Pa’kah ‹ oder › Pak’ah ‹ akzeptie ren dürfen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass der Mann auf der Straße und ihm haben wir die Wiederbelebung unserer Sprache zu danken, alle Bevormundungen ablehnt und eine Unterwanderung des Hebräischen durch fremdsprachige Einflüsse nicht zulässt.
    Meine Herrschaften, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.«

Ein Ei, das keinem andern gleicht
    Es zeigt sich hier, dass es manchmal leichter ist, ein Lebensmittel zu beschaffen, als es wieder loszuwerden. Das erinnert mich an ein schicksalsschweres Erlebnis, welches natürlich mit Tante Ilka zusammenhängt und das man auch »Rhapsodie in Gelb« übertiteln könnte.
    Mein Schicksal erfüllte sich in einem überbesetzten städtischen Omnibus. Es begann damit, dass mein Wagen deutliche Anzeichen von Unwohlsein erkennen ließ. Ich tat, was in solchen Fällen jeder Autofahrer tut, um sich als solcher zu legitimieren: Ich klappte die Kühlerhaube hoch, besichtigte mit Kennerblick die Innereien des Motors, klappte die Kühlerhaube wieder zu und brachte den Wagen zu seinem Lieblingsmechaniker. Dann ging ich zur nächsten Bushaltestelle.
    Unterwegs freute ich mich über das schöne Wetter, das ich sonst nicht hätte genießen können. Wie man sieht, hat es auch Vorteile, wenn der Wagen gelegentlich zusammenbricht. Plötzlich kam mir Tante Ilka entgegen. Es hat eben alles auch Nachteile. Sie trug eine Einkaufstasche, aus der ein Karton mit großen, weißen Eiern bedrohlich hervorstand.
    »Das sind aber besonders schöne Eier«, sagte ich. Irgendetwas muss man ja schließlich zu Tante Ilka sagen.
    »Nicht wahr«, bekräftigte sie stolz. »Nimm dir doch eines.«
    Tante Ilka ist seit meinem ersten Buch noch

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