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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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irgendwie riecht mit dieser neuen Niere alles besser.«
    Ich ersticke meinen Neid. »Offenbar fluchen Sie mit der neuen Niere auch mehr.«
    Â»Entschuldigung.« Er richtet seine Rückenlehne auf und verzieht das Gesicht. »Ich bin einfach glücklich. Und ein bisschen durchgeknallt.«
    Ich nicke bedächtig, sehe überall hin, nur nicht in sein Gesicht.
    Â»Sie sind auch bald an der Reihe, Gal. Ich weiß es.« Er will etwas greifen, vielleicht meine Hand, aber ich tue so, als würde ich es nicht merken, und wende mich ab.
    Â»Wie sind Ihre Werte?« Ich suche nach seiner Krankenakte, aber die befindet sich beim Arzt oder im Computer. Sie hängt nicht mehr wie früher am Fußende vom Bett.
    Â»Die Ärzte sind beeindruckt. Die Niere arbeitet gut. Pinkelt wie blöd.«
    Â»Prima.« Ich freue mich für ihn. Ich muss mich für ihn freuen. Andernfalls wäre ich offiziell der schlechteste Mensch der Welt und käme abends in den Nachrichten. »Ich kann nicht glauben, dass ich aufs Pinkeln neidisch bin«, sage ich schließlich.
    Walters prustet laut los.
    Â»Apropos«, er nickt zu dem Plastikbehälter neben seinem Bett. »Ich bräuchte mal einen Moment etwas Privatsphäre.«
    Â»Ich muss sowieso los.« Ich überlege kurz. »Wann kommen Sie nach Hause?«
    Â»Nächste Woche, höchstwahrscheinlich.«
    Â»Brauchen Sie Hilfe?« Seltsame Frage aus meinem Mund. Es ist ja nicht so, als könnte er bei mir einziehen und auf der Couch schlafen, damit ich ihn gesundpflegen kann. Ich kenne den Mann ja nicht mal richtig.
    Â»Ich komme bei meinem Sohn unter.« Er deutet auf den anderen Blumenstrauß. Ich nehme an, den hat sein Sohn ihm mitgebracht. »Und gehe denen eine Weile auf die Nerven. Auch wenn es mir schwerfällt, meiner Schwiegertochter Arbeit zu machen.«
    Walters gefällt mir immer besser. Ich ziehe mich zur Tür zurück. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendwas brauchen.«
    Â»Wie denn?« Er lächelt. Plötzlich sieht er blass aus, sein gealterter Körper wirkt ganz klein in diesem Bett. »Ich habe Ihre Nummer gar nicht.«
    Ich schreibe sie auf ein Stück Papier, das ich in meinem Portemonnaie finde. Was wäre, wenn er mich um etwas Großes bitten würde, etwa ob er bei mir wohnen kann? Was würde ich tun? »Ich meine, wenn Sie kutschiert werden müssen oder so.«
    Â»Eine Partie Scrabble vielleicht? Dieses Nachmittagsfernsehen weicht mir das Hirn auf.«
    Ich grinse. »Ich spiele lieber Karten. Wie gesagt, ich kann nicht buchstabieren.«
    Â»Dann also Karten.« Er winkt ab. »Teufel auch, mit Karten bin ich sowieso viel besser als beim Scrabble.«
    Â»Immer diese Flucherei.« Ich schnalze mit der Zunge und gehe.
    Meine Zehntklässler hören sich an, was in der entscheidenden Biologiearbeit drankommt. Wir sind beim Harnwegssystem, bei dem die meisten im Test schlecht abgeschnitten hatten. »In der Arbeit werdet ihr das System aus der Erinnerung zeichnen und benennen müssen«, sage ich. Leeren Blickes starren sie mich an. »Schreibt es euch auf.« Das tun sie.
    Ich trete an die Tafel und skizziere das System. »Ich persönlich will die Nieren immer im Magen zeichnen, weil meine da sitzen.« Ich zeichne zwei Nieren, die einander wie Spiegelbilder gleichen.
    Â»Ihre Nieren sitzen im Magen?« Das Mädchen namens Sarah wundert sich.
    Â»O Mann«, sagt John. »Wo warst du eigentlich das ganze Jahr?«
    Ich lächle. »Sie pflanzen einem die neue Niere in den Magen.«
    Weitere Schüler melden sich. »Wann haben Sie sie verloren?« »Warum?« »Wie leben Sie damit?« »Was passiert dann?« Die Fragen kommen immer schneller.
    Ich lege den Stift weg. Wer hätte gedacht, dass man Aufmerksamkeit bekommt, wenn man Wissenschaft mit persönlichem Schicksal verbrämt? »Immer mit der Ruhe. Ich werde es euch erzählen.« Das tue ich und fange ganz von vorn an, als ich noch klein war.
    Rileys Mund steht so weit offen, dass ein Kätzchen darin Platz gehabt hätte. Mir fällt auf, dass ich ihr die Geschichte noch gar nicht erzählt habe, weil ich dachte, es sei längst Teil unserer Familiengeschichte und meine Mutter oder Becky hätten es ihr erzählt. Anscheinend nicht. Mit fortschreitender Geschichte schließt sich ihr Mund, doch sie sinkt in sich zusammen und sieht immer unglücklicher aus, bis mir

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