Die Liebe zu Rosen mit Dornen
»Nein, das war es nicht.«
Ãl tropft auf meine Hände. Ich stelle die Flasche ab. »Dass er eine Tochter hatte, war dir egal? Hat er dir erzählt, was passiert ist?«
»So ernst war das nicht mit uns, Gal. Er hat mir nicht erzählt, was passiert ist. Ich treffe mich immer noch mit Chad.« Sie wirft das Papiertuch weg.
»Müsste ich jetzt wissen, wer Chad ist?«
»Der Buchhalter.« Sie grinst und bekommt rote Wangen. »Wie sich herausstellt, liebt er die Kunst.«
»Klingt wie der perfekte Mann.« Ich schneide noch mehr Käse.
»George ist wirklich nett.« Sie hackt etwas Sellerie in kleine Stückchen. »Langweilig, aber nett.«
»Langweilig?« Ich hätte ihn nie für langweilig gehalten.
»Sterbenslangweilig.« Sie kichert. »Er wollte immer nur über Naturwissenschaft reden.«
Ich bin gekränkt. »Ich rede doch auch nur davon.«
Sie hebt beide Schultern. »Aber er mag Musik, Opern.«
»Wirklich?« Ich bin beeindruckt.
»Wieso interessiert dich das so?« Sie gibt den Sellerie und die Salatgurken in verschiedene Schüsseln.
»Tut es nicht. Ich bin nur â¦Â« Ich zucke mit den Achseln. Ich weià keine Antwort. Vielleicht ist der Kerl doch kein Miststück.
Schnell und geschickt hackt sie zwei Möhren und wirft sie ebenfalls in eine eigene Schüssel.
»Gib einfach alles in die groÃe Salatschüssel, dann rühren wir es um.«
»Nicht alle mögen dasselbe. So kann sich jeder nehmen, was er möchte.«
»Das hier ist eine Abendgesellschaft, keine Salatbar. Sie werden es überleben. Jetzt sind sie ja alle erwachsen.« Bevor sie Einwände erheben kann, schütte ich die Zutaten über den Kopfsalat.
Sie seufzt. »Manches ändert sich wohl nie.«
Die Bibliothek, in der das Bankett stattfindet, liegt im Kerzenschein; die warmen, gelben Flammen werfen ihr Licht auf die metallenen Bücherregale, die laminierten Poster von grinsenden Prominenten mit Büchern in Händen und auf die Schüler und Lehrer. Sie sitzen bereits an den langen Tischen, als Dara und ich die Vorspeisen hereinbringen. Neben dem Salat und den Tomaten-Mozzarella-Häppchen, die nach Daras Aussage caprese heiÃen, gibt es kleine, vorgefertigte Quiches und Crab Cakes. Kartoffelpüree, Käsenudeln und Rostbraten stehen auf Warmhalteplatten. Auf einem Nebentisch stapelt sich ein Dutzend unterschiedlicher Desserts, von den Eltern kunstvoll in Reihen arrangiert. Es ist nicht wie im Fünf-Sterne-Restaurant, aber hinterher werden die Kinder pappsatt sein.
Ich bin froh, dass unsere Schule klein ist. Nur fünfzehn Schüler machen dieses Jahr den Abschluss. »Genau das, was eine Bibliothek braucht. Feuer und fettige Finger«, knurre ich.
Dara zieht die Augenbrauen hoch.
Mr Morton sitzt weiter oben am Tisch, links von Dr. OâMalley. Er hält den Kopf gesenkt und lauscht Miss Schilling, der Mathelehrerin. Sie trägt ein skandalös tief ausgeschnittenes, grünes Kleid mit erheblich zu viel Dekolleté für eine Schulveranstaltung. Sie sieht eher aus, als wollte sie zur Grammy-Verleihung.
»Hey.« Ich piekse Dara. »Wie kommt es eigentlich, dass die Schilling nicht aus ihrem Kleid fällt?«
Dara, die gerade einen Schluck Wasser nimmt, verschluckt sich. Ich klopfe ihr auf den Rücken. »Doppelseitiges Klebeband«, bringt sie keuchend hervor.
Einen Moment stelle ich mir vor, wie ich in so einem Kleid aussehen würde. Ich muss lachen. Grotesk.
Mr Morton blickt zu mir herüber. Um seine Augenwinkel bilden sich Lachfältchen. Er ist angemessener gekleidet, mit weiÃem Hemd, blauem Schlips und dunklem Blazer.
»Meinst du, er flirtet sich durchs ganze Kollegium?« Ich nehme einen Bissen caprese . Dieser Käse enthält meine heutige Phosphatration. Er schmeckt köstlich, cremig und etwas scharf vom Balsamico. Ich nicke Dara zu. »Schmeckt gut.«
»Hab ich ja gesagt.« Sie kostet selbst ein Stück. Ich nehme noch einen kleinen Bissen und kaue so langsam wie möglich, dann lege ich den Rest auf meinen Teller.
Dr. OâMalley steht auf und bringt sein Wasserglas mit der Gabel zum Klingen. Der Rostbraten steht vor ihm, mit einem groÃen Tranchiermesser und einer Serviergabel. Ich wünschte, wir könnten einen Catering Service engagieren, um jemand anderem das Zubereiten und Tranchieren zu überlassen.
»Sehr verehrte Damen und
Weitere Kostenlose Bücher