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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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hüpfte auf und ab, reckte die Faust zum Himmel und schrie: »Ich bin bereit für euch!«
    »Anton, du bist genauso verrückt wie Slawin!«, lachte Tatiana. »Bestimmt noch viel verrückter«, erwiderte Anton fröhlich. In diesem Augenblick erkannte Tatiana, dass es unten am Fluss brannte.
    Da steckte auch schon Mama ihren Kopf durch die Tür und schrie: »Tatiana Georgiewna! Bist du wahnsinnig? Komm sofort herunter!«
    »Ich kann nicht, Mama. Ich habe Dienst.« »Ich sagte, komm herunter!«
    »In ungefähr einer Stunde komme ich, Mamuschka. Geh wieder nach unten!«
    Mama lief laut schimpfend die Treppe hinunter. Doch nach zehn Minuten erschien sie erneut im Türrahmen, diesmal mit Alexander und Dimitri im Schlepptau.
    Tatiana schüttelte den Kopf. »Mama, hast du Verstärkung mitgebracht?«
    »Tatiana, komm mit uns herunter!« Alexander trat zu ihr. Als Tatiana sich nicht bewegte, runzelte Alexander die Stirn. »Tania, sei vernünftig!«
    Seufzend erwiderte sie: »Ich kann Anton doch nicht allein lassen.«
    »Das ist schon in Ordnung, Tania!«, rief Anton und schwenkte seinen Stock. »Ich bin bereit für den Feind.« »Setz besser deinen Helm auf, Soldat!«, sagte Alexander an Anton gewandt.
    »Tania, du solltest wirklich nicht bei Fliegeralarm auf das Dach gehen!« Dimitri klang besorgt. »Ich wollte eben ein bisschen braun werden.« »Für ein Sonnenbad ist das wohl kaum der richtige Zeitpunkt!«, schnappte Alexander. »Tania, was denkst du dir eigentlich? Dimitri hat Recht. Willst du deinen Eltern noch mehr Kummer machen? Nicht alle Bomben sind Brandsätze und landen zu deinen Füßen wie abgeschossene Tauben. Hast du vergessen, was du in Luga erlebt hast? Die Explosionswelle ist gewaltig. Warum haben wir wohl alle Fenster in der Stadt gesichert? Was glaubst du denn, was passiert, wenn dich eine Bombe trifft?«
    »Tja, was passiert dann wohl?«
    »Sei nicht so unverschämt!«, rief Dascha aufgebracht. »Du machst nur Ärger. Noch einmal lasse ich dich nicht von unseren tapferen Soldaten ausgraben!« Sie drückte sich an Alexander.
    »Auf diesen Titel kann ich leider keinen Anspruch erheben«, kommentierte Dimitri mit blitzenden Augen.
    »Tania, weißt du was?«, warf Mama ein. »Geh und bereite schon einmal das Abendessen zu und lass uns Erwachsene in Ruhe reden! Marina, hilfst du Tatiana bitte?«
    Tatiana kochte Kartoffeln mit Butter und ein paar Bohnen und Karotten.
    Das reicht wirklich nicht für alle, dachte sie. Daher briet sie noch etwas von Dedas Dosenschinken, den eigentlich niemand mochte.
    »Die Soldaten sind sehr besorgt um dich. Vor allem Alexander«, bemerkte Marina.
    »Er kümmert sich um jeden«, behauptete Tatiana. »Kannst du mir noch ein bisschen mehr Butter geben?« Das Essen verlief in gedrückter Stimmung. Alle scheuten sich, die Dinge beim Namen zu nennen: Die Deutschen waren in ihrer Stadt und Dimitri und Alexander mussten an die Front. Tatiana wusste, dass Alexander nicht wie Dimitri an vorderster Front kämpfen würde. Aber das tröstete sie nur wenig. Sie hatte große Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Trotzdem gelang es ihr, beherzt nach dem weiteren Vorgehen zu fragen, während sie ihren Tee tranken. »Benutzt bitte zukünftig alle den Luftschutzkeller unten im Haus!«, wies Alexander sie an. »Seid froh, dass ihr überhaupt einen habt, viele Gebäude besitzen nämlich keinen. Und Dascha, pass bitte auf, dass deine Schwester nicht mehr auf dem Dach herumturnt!« »In Ordnung, Liebling.«
    Tatiana überhörte seine Anweisung geflissentlich. »Alexander, waren in den ausgebrannten Lagerhäusern noch viele Lebensmittel?«, wollte sie wissen.
    Alexander zuckte mit den Schultern. »Zucker und Mehl. Es hätte vielleicht noch für ein paar Tage gereicht. Aber darum sollten wir uns keine Sorgen machen. Entscheidend ist, dass die Deutschen die Stadt eingekesselt haben!« Dascha sagte: »Ich kann es gar nicht glauben, dass sie hier in Leningrad sind! Den ganzen Sommer über schien es, als würden sie nicht bis hierher vordringen.«
    »Aber jetzt sind sie hier! Der Kreis um Leningrad hat sich fast geschlossen.«
    »Ein Kreis sieht aber anders aus«, warf Tatiana ein. »Wer zum Teufel bist du, dass du einem Leutnant der Roten Armee widersprichst?«, schrie ihr Vater, der wieder einmal getrunken hatte.
    Alexander versuchte beruhigend auf ihn einzuwirken und zwinkerte Tatiana zu.
    Sie unterdrückte ein Lächeln.
    Alexander fuhr fort: »Leider kommt den Deutschen die Topographie Leningrads

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