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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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gewiss große Freude. Demnächst wird sie dir die Füße waschen. Aber meinst du nicht auch, dass die anderen jungen Leute auch ab und zu mal etwas tun könnten?«
    Alexanders Griff wurde immer fester, und Tatiana konnte sich kaum noch beherrschen.
    »Na gut«, sagte Zoe beleidigt, »wir räumen schon ab.« Nach einem letzten Tätscheln ließ Alexander Tatianas Schenkel los.
    Sie atmete auf.
    »Danke, Zoe, danke, Vova«, sagte Alexander und grinste Tatiana an, die bewegungslos dasaß.
    »Ich gehe eine Zigarette rauchen«, erklärte er dann. Als er weg war, beugten sich die alten Frauen zu Tatiana und redeten leise auf sie ein. »Tania, er ist sehr aggressiv«, bemerkte Naira. Dusia warf ein: »Der Krieg hat ihn hart gemacht.« Axinja gab zu bedenken: »Ja, aber seht doch mal, wie er unsere Taneschka beschützt. Er ist hinreißend!« Tatiana stand auf. Sie wollte ihren einzigen Verteidiger auf der Welt nicht im Stich lassen. »Alexander ist nicht hart, Dusia. Er hat vollkommen Recht. Es ist wirklich nicht richtig, dass ich hier alles allein mache.«
    Sie tranken Tee und aßen den Blaubeerkuchen bis auf den letzten Krümel auf. Als die Frauen zum Rauchen hinausgegangen waren und Alexander das Zimmer wieder betreten hatte, drückte Zoe sich wieder an seinen Arm, lächelte ihn kokett an und fragte ihn noch einmal, ob er nicht mit zum Feuer kommen wolle. Er zog seinen Arm weg und verneinte. »Warum denn nicht?«, beharrte Zoe, »selbst Tania geht hin. Mit Vova«, fügte sie betont hinzu.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, flüsterte Alexander und blickte Tatiana an, die ihm gerade Zucker in den Tee tat. Vova stieß sie an. »Tania, wir gehen doch heute Abend zusammen zum Feuer, oder?« »Nein, Vova, heute nicht.«
    »Was meinst du damit? Du kommst doch immer mit!« Bevor Tatiana antworten konnte, sagte Alexander: »Heute Abend nicht, hat sie gesagt. Wie oft muss sie es denn noch wiederholen, bevor du es verstehst? Und Zoe, wie oft muss ich es dir noch sagen, bevor du es begreifst?« »Was ist denn los?«, fragte Vova verwirrt. »Verschwindet«, sagte Alexander. »Alle beide. Geht zu eurem Feuer. Aber schnell.«
    Vova wollte etwas erwidern, doch Alexander stand auf und wiederholte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: »Ich habe gesagt, ihr sollt verschwinden!« Eilig liefen die beiden hinaus.
    Tatiana schüttelte erstaunt den Kopf. Kurze Zeit später machte sie auf der Veranda ihr Bett und half dann den alten Frauen beim Zubettgehen. Alexander saß auf der Bank vor dem Haus, und Tatiana machte sich daran, das restliche Geschirr abzuwaschen.
    »Tania, hörst du jetzt endlich damit auf und kommst zu mir?« Mit nassen Händen ging sie nervös nach draußen und stellte sich vor ihn. Das Kribbeln in ihrem Bauch hatte die ganze Zeit über nicht nachgelassen.
    »Komm näher«, sagte Alexander. Er trat seine Zigarette aus, legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Dann presste er seinen Kopf auf ihren Bauch, direkt unterhalb der Brüste.
    Tatiana legte ihm vorsichtig die Hände auf den Kopf. Seine Haare waren kurz und dicht und sie fasste sie gern an. Sie schloss die Augen und versuchte, normal zu atmen. »Geht es dir gut?«, flüsterte sie.
    »Ja«, erwiderte Alexander. »Tatia, hättest du dich nicht wenigstens einmal in mich hineinversetzen können? Kannst du dir nicht vorstellen, was ich in den letzten sechs Monaten durchgemacht habe?«
    »Doch. Es tut mir Leid«, sagte sie.
    »Wenn du mir geschrieben hättest, dann hättest du Briefe zurückbekommen, die dir jede Angst genommen hätten. Und du hättest mir die Angst genommen.« »Ich weiß. Es tut mir Leid.«
    »Ich habe wirklich geglaubt, es könne nur zwei Erklärungen für dein Schweigen geben. Entweder; dass du tot bist, oder dass du jemand anderen gefunden hast. Ich habe nie angenommen, dass du meine Lügen ernst nimmst. Ich habe immer geglaubt, du hättest die Fähigkeit, die Wahrheit zu sehen.« Tatiana streichelte über seine Haare.
    Er rieb seine Stirn an ihr. »Wie hat Axinja dich genannt? Ein warmes Brötchen?«
    Tatiana hielt den Atem an. »Ja«, murmelte sie. »Ein warmes Brötchen.«
    Alexander packte ihre Hüften fester. »Ein süßes warmes Brötchen«, flüsterte er.
    Sanft strich Tatiana ihm mit zitternden Fingern über die Haare. Ihr Atem ging flach, und sie erschauerte. »Ist dir kalt?«
    Sie nickte, wobei sie hoffte, dass er ihre bloße Haut berühren würde.
    »Sollen wir hineingehen?«
    Zögernd nickte sie wieder.

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