Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
Vom Netzwerk:
vier alten Frauen.
    Tatiana rieb sich kopfschüttelnd die Augen. Seufzend setzte sie sich auf einen Stuhl. Sollte er die Geschichte doch erzählen. »Ich bin kurz vorm Verhungern«, sagte er jedoch und ging ins Wohnzimmer. »Tatia, haben wir irgendetwas zu essen?« Kauend kam er wieder heraus, mit einer Scheibe Brot in der Hand. Er setzte sich neben Dusia auf das Sofa, legte den Arm um sie und sagte: »Meine Damen, hier auf dem Dorf hat man doch ein Herz für Frischverheiratete, oder nicht? Vielleicht sollten wir ein kleines Fest feiern?« Er grinste.
    Naira erwiderte spröde: »Alexander, ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber wir sind sehr aufgebracht. Traurig und aufgebracht. «
    »Verheiratet!«, rief Axinja aus.
    »Was soll das heißen, verheiratet?«, fragte Dusia weinend und bekreuzigte sich. »Doch nicht meine Taneschka. Meine Taneschka ist rein ...«
    Alexander hustete laut und stand auf. »Tania? Bitte, lass uns gehen.«
    »Shura, warte.« Er setzte sich wieder.
    Dusia sagte: »Tatiana Metanowa, sag mir, dass es nicht wahr ist. Sag mir, dass es nur ein Scherz ist.«
    Naira warf ein: »Ich glaube nicht, dass er Scherze macht, Dusia.«
    Tatiana blickte Alexander kopfschüttelnd an und erwiderte: »Bitte, Dusia, sei nicht böse ...«
    »Böse? Warum soll sie böse sein?«, warf Alexander ein. »Wir sind verheiratet, Dusia. Das ist doch etwas Gutes.« »Gut?«, schrie sie. »Tania, und was ist mit Gott?« »Was ist mit deiner Schwester?«, fügte Naira streng hinzu. »Was ist mit Schicklichkeit und Anstand?«, fragte Axinja mit einer begeisterten Stimme, als ob diese beiden Tugenden das Letzte seien, was sie in Lazarewo haben wollte. Raisa zuckte heftig. »Tania, die Erinnerung an deine Schwester ist kaum verblasst...«
    Naira sagte in scharfem Ton: »Alexander, wir dachten, du seiest gekommen, um Dascha zu heiraten. Gott schenke ihrer Seele Frieden.«
    Ein Blick auf Alexander verriet Tatiana, dass er nahe daran war, die Geduld zu verlieren. Hastig sagte sie: »Wartet, lasst mich erklären ...«
    Aber es war zu spät. Alexander stand auf und sagte: »Nein. Ich werde es euch erklären. Ich bin wegen Tatiana nach Lazarewo gekommen. Ich bin gekommen, um sie zu heiraten. Wir sind hier fertig, Tania, lass uns gehen. Ich hole deine Truhe. Wegen der Nähmaschine kommen wir noch einmal zurück.« »Ihre Truhe?«, schrie Naira. »Nein, sie geht hier nicht weg!« »Doch«, erwiderte Alexander. »Sie geht weg.« »Aber das ist doch gar nicht nötig!«
    »Meine Damen«, sagte Alexander und legte Tatiana den Arm um die Schultern, »wir sind frisch verheiratet.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Wollt ihr uns wirklich bei euch im Haus haben?«
    Naira keuchte. Dusia bekreuzigte sich. Raisa zuckte heftig und Axinja klatschte begeistert in die Hände. Tatiana drückte Alexanders Arm. »Schscht«, flüsterte sie. »Bitte. Geh nach draußen. Lass mich eine Sekunde mit ihnen allein, ja?«
    »Ich möchte jetzt gehen.«
    »Ich komme gleich. Bitte warte draußen auf mich.«
    Naira sagte: »Ich weiß gar nicht, warum ihr gehen müsst. Ihr könnt mein Schlafzimmer haben. Ich schlafe auf dem Ofen.«
    Bevor Tatiana ihn zurückhalten konnte, hatte Alexander sich vorgebeugt und sagte: »Naira Michailowna, glaub mit, das würdest du schneller bereuen als - autsch!«
    »Alexander, geh raus. Bitte«, sagte Tatiana und rieb über die Stelle an seinem Arm, wo sie ihn gekniffen hatte.
    Dann setzte sie sich wieder. »Seht mal, in der Hütte ist mehr Platz für uns.« Sie wollte sagen, dass es auch »intimer« war, aber das hätten sie nicht verstanden. »Wenn ihr etwas braucht, lasst es uns wissen. Alexander kommt vorbei und repariert euch den Zaun. Und wenn wir mal zum Abendessen kommen sollen, dann sagt Bescheid.«
    »Taneschka, wir machen uns solche Sorgen um dich«, jammerte Naira. »Gerade du, mit einem Soldaten!« Dusia murmelte die ganze Zeit über immer wieder: »Jesus Christus, Jesus Christus ...«
    Naira fuhr fort: »Ich kenne ihn doch gar nicht. Wir hatten gedacht, dass du dir jemanden aussuchst, der besser zu dir passt.« Lächelnd warf Axinja ein: »Ich beginne zu vermuten, dass sie genau den auch bekommen hat.«
    »Macht euch keine Sorgen um mich«, erwiderte Tatiana. »Mir geht es bei ihm sehr gut.«
    »Natürlich sollt ihr zum Abendessen kommen«, sagte Naira. »Wir lieben dich doch.«
    Dusia murmelte: »Gott erspare dir die Schrecken des Ehebetts.« Tatiana unterdrückte ein Lächeln und sagte: »Danke.«
    Alexander trug ihre

Weitere Kostenlose Bücher