Die Liebenden von Leningrad
Bäume, die rings um die Lichtung standen, und beobachtete Alexander. Sie war unsäglich glücklich. »Shura, sieh mal!« Sie schlug ein Rad und machte dann einen Handstand auf einer Hand. »Ja, meine Süße«, erwiderte er, »ich sehe es.« Nach einer halben Stunde rief er sie. Tatiana betrachtete die cremige, blaue Masse in der Schüssel. »Was ist das?« Er reichte ihr einen Löffel. »Probier mal.« Sie leckte den Löffel ab. »Eiscreme?«, fragte sie ungläubig. Er nickte grinsend. »Ja, Eiscreme.« »Du hast wirklich Eiscreme gemacht?«
»Ja. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Warum weinst du denn? Iss sie auf, sie schmilzt sonst.«
Tatiana setzte sich auf den Boden und begann unter Tränen ihr Eis zu essen. Alexander sah ihr gerührt zu, dann ging er sich waschen.
Als er wiederkam, sagte Tatiana: »Ich habe dir etwas übrig gelassen. Hier, iss auch etwas.« »Nein, das ist alles für dich.«
»Es ist zu viel für mich. Schließlich habe ich schon die Hälfte aufgegessen. Du musst den Rest essen. Was sollen wir denn sonst damit machen?«
Alexander kniete sich neben sie. »Ich hatte mir gedacht, ich ziehe dich aus, verstreiche das Eis über deinen Körper und lecke es dann ab.«
Tatiana ließ den Löffel fallen und sagte heiser: »Das klingt nach Verschwendung ...«
Als er jedoch damit fertig war, hatte sie den Gedanken längst vergessen.
Danach gingen sie schwimmen, und als Alexander anschließend rauchend unter einem Baum saß, sagte er spontan: »Tatia, zeig mir, wie du nackt Rad schlägst.«
»Was, hier? Nein, das ist kein guter Platz.« »Wo denn sonst? Na los, direkt in den Fluss.« Lächelnd stand Tatiana auf, hob ihre Arme und fragte: »Bist du bereit?« Und dann sprang sie Rad schlagend in die Kama. »Wie war es?«, rief sie ihm vom Wasser aus zu. »Spektakulär!«, rief er zurück.
Selbst ohne Uhr wachte Alexander jeden Morgen in der Dämmerung auf und ging sich waschen und eine Zigarette rauchen, während Tatiana schläfrig auf ihn wartete. Wenn er dann wieder ins Bett kam, presste er seinen eiskalten Körper an sie. Sie kreischte auf und versuchte halbherzig, ihn wegzustoßen. »Bitte nicht! Das ist gemein! Hoffentlich bestrafen sie dich dafür in der Armee! Mit Marasow hast du das bestimmt kein zweites Mal versucht.«
»Da hast du Recht«, erwiderte er. »Aber an Marasow habe ich ja auch keine unveräußerlichen Rechte. Du bist meine Frau!
Und jetzt dreh dich zu mir.«
»Lass mich los, dann drehe ich mich um.«
»Tania ...«, flüsterte Alexander. »Du brauchst dich gar nicht umzudrehen. Und ich lasse dich erst los, wenn ich genug von dir habe. Zuerst musst du mich von innen nach außen und von außen nach innen wärmen.«
Nachdem sie sich geliebt hatten, machte Tatiana Alexander Frühstück. Sie buk zwölf Kartoffelpfannkuchen, und dann saß sie neben ihm auf der Decke, während die Sonne höher stieg und es immer wärmer wurde, und sah ihm beim Essen zu. »Du bist immer so hungrig«, stellte sie fest. »Wie hast du bloß den Winter überlebt?« »Ich?«, fragte Alexander überrascht.
Sie gab ihm stets auch noch den Rest ihrer Pfannkuchen. Zuerst weigerte er sich, aber sein Widerstand erlosch schnell, als sie begann, ihn zu füttern. Sie musste ihn immerzu ansehen, und das Herz ging ihr über.
»Was ist los, Tatia?«, fragte Alexander und nahm den letzten Bissen von ihr entgegen. »Habe ich etwas getan, das dir gefällt?« Errötend seufzte sie auf und küsste ihn auf die unrasierte Wange. »Komm, mein Ehemann«, murmelte sie, »lass dich rasieren.«
Während sie ihn rasierte, sagte sie: »Habe ich dir schon erzählt, dass Axinja mir angeboten hat, morgen früh die banya für uns anzuheizen, damit wir ein warmes Bad nehmen können? Sie will an der Tür Wache stehen, damit niemand hereinkommt.« »Hmm, das hast du schon gesagt«, erwiderte Alexander. »Ich mag Axinja ja sehr gern, aber du weißt doch, dass sie nur an der Tür steht, um uns zu belauschen, oder? « »Dann musst du eben leiser sein«, sagte Tatiana und wischte ihm den Rasierschaum von der Wange. »Ich muss leiser sein?« Er lächelte, als sie errötete. »Was machen wir heute?«, fragte Tatiana, als sie fertig war und ihm das Gesicht abtupfte. » Wir sollten Blaubeeren pflücken, damit ich Blaubeerkuchen backen kann.« »Ja. Aber zuerst schleppe ich den Baumstamm ans Wasser, damit wir uns beim Zähneputzen darauf setzen können, und dann baue ich uns einen Tisch«, erwiderte Alexander. »Und du musst zu deinem
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