Die Liebenden von Leningrad
nicht zu viel verlangt, oder?«
»Doch, es ist zu viel verlangt«, erklärte Alexander, als er zwar ohne Eis - »Morgen gibt es welches«, sagte er -, aber mit Axt, Hammer, Nägeln, einer Säge, einer Holzplatte und einem Primuskocher wiederkam. »Ich habe dich nicht geheiratet, damit wir dort jeden Abend hingehen.«
Er lachte. »Und du hast sie tatsächlich hereingebeten? Das war sehr tapfer von dir, mein Weib! Hast du wenigstens vorher das Bett gemacht?«
Tatiana saß auf dem Ofen und schüttelte den Kopf. »Du bist einfach unmöglich.«
»Ich bin unmöglich? Ich gehe nicht zu ihnen zum Essen, vergiss es.« Er warf alle Sachen in eine Ecke. »Lad sie einfach für später zu uns ein. Na los! Und während ich dich liebe, können sie um den Ofen herumhocken und sich gegenseitig das Herz ausschütten. Naira wird sagen: >Ts, ts, ts, ich habe ihr doch gesagt, sie soll meinen Vova nehmen. Ich weiß, dass er besser für sie wäre.< Raisa würde gern sagen: >Ach du meine Güte<, aber dafür zuckt sie zu heftig. Dusia wird sagen: >Oh lieber Jesus, ich habe doch darum gebetet, dass ihr die Schrecken der Ehe erspart bleiben.« Und Axinja wird sagen ...« »>Wartet, bis ich dem ganzen Dorf von den Schrecken erzählt habe<«, ergänzte Tatiana.
Alexander lachte. Und dann ging er schwimmen. Tatiana räumte die Hütte auf und machte das Bett. Sie zog sich an, um zu Naira zu gehen, setzte sich dann aber erst noch auf den Ofen, um zu warten, bis das Wasser auf dem kleinen Primuskocher kochte, damit sie Alexander einen Tee aufbrühen konnte. Alexander kam herein, zog seine nassen Shorts aus und trat zu ihr. Sie schmolz bei seinem Anblick dahin. Er stieß sie mit dem Bein an. »Was ist los?«
»Nichts«, erwiderte sie, aber als er sie noch einmal anstieß, überwand sie ihre Schüchternheit, kniete sich vor ihn und nahm sein Glied in die Hand. »Sind alle Männer so schön?«, flüsterte sie zärtlich. »Oder nur du?«
»Nur ich«, erwiderte er grinsend. »Die anderen Männer sind alle abstoßend.« Er zog sie hoch. »Der Boden ist zu hart für dich«, flüsterte er.
»Hat man in Amerika Teppiche?«
»Von Wand zu Wand.«
»Hol mir ein Kissen, Shura«, flüsterte Tatiana.
Später gingen sie zu Naira zum Abendessen. Tatiana kochte, während Alexander den kaputten Zaun reparierte. Auch Vova und Zoe kamen vorbei, sichtlich verwirrt von den verschlungenen Pfaden des Schicksals, das es ihrer kleinen, unschuldigen Tania ermöglicht hatte, einen Soldaten der Roten Armee zu heiraten.
Tatiana merkte, dass die anderen jede Bewegung von Alexander und ihr beobachteten, und das machte sie so scheu, dass sie sich nicht traute, Alexander anzusehen.
Nach dem Essen forderte Alexander niemanden auf, ihr zu helfen. Stattdessen half er ihr selbst, und als sie draußen den Abwasch machten, sagte er zu ihr: »Tatia, wende nie wieder dein Gesicht von mir ab. Du gehörst jetzt zu mir, und wenn ich dich ansehe, will ich das in deinen Augen lesen können.« Tatiana blickte ihn hingebungsvoll an.
»Hier bin ich«, flüsterte er und küsste sie. Ihre Hände verschränkten sich in dem warmen Seifenwasser.
Am nächsten Nachmittag mühte sich Alexander mit den zwei Metallschüsseln ab, die er Sofia abgekauft hatte, während Tatiana die ganze Zeit um ihn herumhüpfte und ihn ständig fragte, was er da eigentlich tue. Schließlich verlor Alexander die Geduld und schlug ihr vor; sie solle etwas kochen, lesen oder ihr Englisch üben und ihn in Ruhe lassen. Sie tat, was er sagte, schlich sich aber kurze Zeit später schon wieder an ihn heran und blickte ihm über die Schulter.
Alexander gab Milch, Sahne, Zucker und Eier in die kleinere Metallschüssel und rührte alles gut durch. Tatiana rieb ihre Brüste an seinem bloßen Rücken.
»Hmm«, sagte er. »Was ich jetzt noch brauchte, wäre eine Tasse voller Blaubeeren.«
Tatiana pflückte sie ihm, froh darüber, dass sie ihm helfen konnte. Dann sah sie zu, wie er die große Schüssel mit zerstoßenem Eis und Steinsalz füllte, die kleinere hineinstellte und die Masse umrührte.
»Was machst du da? Wann sagst du es mir denn endlich?«
»Bald wirst du es erfahren.«
»Wann?«
»Du bist unmöglich. In einer halben Stunde weißt du es. Kannst du nicht wenigstens so lange noch warten?« »Eine halbe Stunde? Das ist viel zu lang.« Wieder hüpfte sie auf und ab.
»Du bist schrecklich!« Er lachte. »Ich muss das hier noch eine Weile rühren. Komm in einer halben Stunde wieder.« Tatiana wanderte um die
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