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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Schultern und eine Krone auf ihrer Stirn. Segne sie in ihrer Arbeit und ihrer Freundschaft, im Schlafen und im Wachen, in ihrer Freude und ihrem Kummer, in ihrem Leben und ihrem Tod.«
    Tränen liefen Tatiana über das Gesicht.
    Alexander ergriff strahlend vor Glück Tatianas Hände, Draußen vor der Kirche hob er sie hoch und schwenkte sie herum, während sie sich leidenschaftlich küssten. Der Juwelier und Sofia klatschten notgedrungen Beifall. Sie standen bereits auf der Straße. »Du darfst sie nicht so fest umarmen, sonst drückst du noch das Kind hinaus«, sagte Sofia. Sie hob ihre Kamera. »Wartet. Ich mache ein Bild von euch Frisch vermählten.«
    Zweimal drückte sie auf den Auslöser. »Kommt nächste Woche vorbei«, sagte sie dann. »Vielleicht habe ich ja bis dahin Papier, damit ich den Film entwickeln kann.« Sie winkte ihnen zum Abschied zu.
    »Na, denkst du immer noch, dass wir auf dem Standesamt hätten heiraten sollen?« Alexander grinste, »Dieser unsägliche Friedensrichter!«
    Tatiana schüttelte den Kopf. »Du hattest so Recht! Es war in der Kirche einfach wunderbar. Woher wusstest du das?« »Weil Gott uns zusammengeführt hat«, erwiderte Alexander. »Und das war unsere Art, Ihm zu danken.« Tatiana kicherte. »Weißt du eigentlich, dass unsere erste Liebesnacht viel länger gedauert hat als die Eheschließung?« »Viel länger«, erwiderte Alexander und schwenkte sie noch einmal herum. »Aber heiraten ist ja auch einfach. Genau wie miteinander schlafen. Schwer war nur, dich zu all dem zu bringen ...« »Es tut mir Leid, ich war so nervös.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Und ich habe bis zuletzt gefürchtet, dass du nicht >ja< sagst.«
    »Du musst mehr Vertrauen zu mir haben, mein Mann«, sagte Tatiana und küsste ihn auf den Mund.

    Sie gingen über den Waldweg zurück, mit den Einkäufen auf dem Rücken. Alexander schleppte fast alles, während Tatiana nur die zwei Kopfkissen trug.
    »Wir sollten zu Naira Michailowna gehen«, sagte sie. »Sie sind bestimmt alle außer sich vor Sorge.«
    »Schon wieder denkst du an andere«, erwiderte er leicht gereizt. »Immer an andere anstatt an mich. Willst du an unserem Hochzeitstag wirklich in dieses Haus gehen? In unserer Hochzeitsnacht?«
    Alexander hatte Recht. Warum verhielt sie sich nur immer so? Nun, sie verletzte nicht gern die Gefühle anderer Menschen, und das sagte sie Alexander auch.
    »Ich weiß. Aber manchmal geht es nicht anders. Du kannst dich nicht immer um alle kümmern. Ich sage dir was: Fang bei mir an. Gib mir zu essen. Umarme mich. Liebe mich. Und dann gehen wir zu Naira Michailowna.« Schweigsam ging Tatiana neben ihm her. »Morgen gehen wir zu ihr, wenn du willst. In Ordnung?«, sagte Alexander seufzend.
    Um sechs Uhr abends kamen sie bei ihrer Hütte auf der Lichtung an. An der Tür hing ein Zettel von Naira, auf dem stand: Tania, wo bist du? Wir sind außer uns vor Sorge. N.M.
    Alexander riss den Zettel ab. »Gehen wir nicht hinein?«, fragte Tatiana. »Doch, aber ...« Er lächelte. »Warte noch eine Minute. Ich muss drinnen noch etwas vorbereiten und dann gehen wir gemeinsam hinein.« »Was denn?«
    »Warte eine Minute, dann wirst du es sehen.« Alexander nahm die Haushaltsgegenstände und die Decken und Kissen mit ins Haus. Während Tatiana auf ihn wartete, belegte sie ein paar Brote mit Butter, tuschonka und Käse. Dann begann sie über die Lichtung zu tanzen, nach einer Melodie, die ihr im Kopf herumging. »Eines Tages treffen wir uns in Lvov, mein Liebster und ich ...« Ihr Rock wirbelte um sie herum, und voller Entzücken sah sie, wie die Rosen aufflogen, weil sie sich immer schneller und schneller drehte. Als sie aufblickte, stand Alexander in der Tür der Hütte und sah ihr hingerissen zu.
    Sie lächelte. »Ich habe dir ein Brot gemacht«, sagte sie. »Hast du Hunger?«
    Alexander schüttelte den Kopf, trat auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Sie lief zu ihm und schlang ihm die Arme um den Nacken. »Ich kann es noch gar nicht fassen, dass wir verheiratet sind, Shura!«
    Er hob sie hoch und trug sie zur Tür. »Tania, in Amerika haben wir einen Brauch. Der frisch gebackene Ehemann trägt seine Frau über die Schwelle ihres neuen Hauses.« Sie küsste ihn auf die Wange. Er war schöner als die Morgensonne.
    Alexander trug Tatiana ins Haus und warf die Tür hinter sich zu. Drinnen war es dämmerig. Sie würden eine Kerosinlampe brauchen, doch sie hatten vergessen, eine zu kaufen. Morgen wollten sie in Lazarewo

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