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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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schwere Truhe, deshalb war er ziemlich hilflos, was Tatiana nur recht war. So konnte sie ihn ungehindert anschreien. »Warum lässt du mich die Angelegenheit eigentlich nicht auf meine Weise regeln? Warum nicht?« »Weil du dann stundenlang Kühe melken, Wäsche waschen und ihnen neue Kleider nähen würdest!« »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest dich ein bisschen beruhigen, nachdem wir jetzt verheiratet sind, du wärst ein bisschen weniger besitzergreifend, weniger ... du weißt schon. Mit deiner Art ragst du wie ein schwarzer Pflock aus weißen Nägeln heraus.«
    Alexander lachte. »Du verstehst gar nichts«, erwiderte er, unter seiner Last keuchend. »Wie kommst du darauf, dass ich mich ändern sollte?«
    »Weil wir jetzt verheiratet sind.«
    »Ich muss deine Illusionen leider zerstören. Alles, was du bisher an mir kennen gelernt hast, wird sich noch hundertfach verstärken, jetzt, wo du meine Frau bist. Alles. Hundertfach. Ich werde noch viel besitzergreifender sein. Und eifersüchtiger.
    So ist das eben bei Männern. Ich wollte es dir vorher nicht sagen, weil ich fürchtete, es würde dich abschrecken.« »Ach du Schreck!«
    »Siehst du? Ha, aber du kannst die Ehe leider nicht mehr annullieren lassen!« Alexander grinste sie an. »Dazu haben wir sie zu gründlich vollzogen.«
    Sie konnten noch nicht einmal abwarten, bis sie zu Hause waren. Er stellte die Truhe im Wald ab und setzte sich darauf. Tatiana setzte sich auf seinen Schoß. »Sei hier draußen nicht so laut«, empfahl er ihr, bevor er sie küsste. Hinterher sagte er: »Das ist genauso, als ob man dich auffordern würde, einen Tag lang deine Sommersprossen zu verstecken.«
    Später am Nachmittag kamen die vier alten Frauen zur Hütte. Alexander und Tatiana spielten gerade Fußball. Tatiana hatte ihm den Ball abgenommen und versuchte kreischend, ihn vor ihm in Sicherheit zu bringen, während er versuchte, ihn wegzutreten.
    Alexander trug nur seine Unterhose, und Tatiana hatte Unterwäsche und sein geripptes Baumwollhemd an. Verlegen versuchte sie, mit ihrem Körper Alexanders Blöße vor vier Paar weit aufgerissener Augen zu bedecken. Er hatte die Arme um ihre Schultern geschlungen und sagte zu ihr: »Sag ihnen ... nein, vergiss es, ich sage es ihnen selbst.« Und ehe sie ihn daran hindern konnte, baute er sich vor ihnen auf und erklärte: »Meine Damen, in Zukunft wartet ihr vielleicht besser darauf, dass wir euch besuchen kommen.« »Shura«, murmelte Tatiana, »geh dich anziehen.« »Ihr habt wahrscheinlich noch nie ein Fußballspiel gesehen«, sagte Alexander zu den verblüfften Frauen, bevor er in die Hütte verschwand. Als er schicklich bekleidet wieder herauskam, sagte er zu Tatiana, er ginge in den Ort, um ein paar Dinge zu kaufen, die sie brauchten, wie Eis und eine Axt. »Was für eine seltsame Kombination«, bemerkte sie. »Woher willst du denn Eis bekommen?«
    »Aus der Fischfabrik. Sie haben doch bestimmt welches, um ihren Fisch einzufrieren, oder nicht?« »Und die Axt?« »Von diesem netten Mann namens Igor!«, rief Alexander über die Schulter zurück und schickte ihr einen Luftkuss. Sie blickte ihm nach. »Komm bald wieder!«, rief sie. Naira Michailowna entschuldigte sich hastig. Dusia murmelte ein Gebet. Axinja strahlte Tatiana an, die sie alle zu einer Tasse Kwas einlud. »Kommt herein. Seht doch, wie schön Alexander das Haus hergerichtet hat! Er hat sogar die Tür repariert.« Die vier Frauen blickten sich nach einer Sitzgelegenheit um. »Taneschka«, sagte Naira nervös, »hier gibt es keine Möbel.« Axinja atmete keuchend. Dusia bekreuzigte sich.
    »Ich weiß, Naira Michailowna. Wir brauchen nicht viel.« Sie blickte zu Boden. »Ein paar Dinge haben wir ja, zum Beispiel meine Truhe. Und Alexander hat gesagt, er will uns eine Bank bauen. Dann hole ich noch meinen Tisch mit der Nähmaschine ... das geht schon.« »Aber wie ...«
    »Oh, Naira«, unterbrach Axinja sie, »lass doch das Mädchen in Ruhe.«
    Dusia starrte finster auf die zerwühlte Bettwäsche auf dem Ofen. Tatiana lächelte verlegen. Alexander hatte Recht. Es war besser, sie zu besuchen. Also fragte sie, wann sie einmal zum Abendessen kommen sollten.
    »Kommt heute Abend«, erwiderte Naira. »Dann feiern wir ein bisschen. Und überhaupt solltet ihr jeden Abend kommen. Sieh mal, ihr könnt doch hier überhaupt nicht essen. Ihr könnt euch nirgendwo hinsetzen, geschweige denn kochen. Ihr werdet verhungern. Kommt jeden Abend. Das ist doch

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