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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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etwas, was ich nicht kann. Ich kann keine Pfannkuchen backen.« Er lächelte sie an. »Wann gehen wir eigentlich nach Molotow, um unsere Hochzeitsbilder abzuholen?« »Er will bestimmt unsere Goldringe dafür.« Tatiana gab Alexander einen Kuss auf den Arm. »Haben wir noch genug Kerosin für den Primusofen?« »Reichlich. Warum?«
    »Wenn ich die ukha aufgesetzt habe, können wir sie dann für eine Weile allein lassen?« Sie holte tief Luft. »Shura ... Dusia hat mich gefragt, ob wir ihr in der Kirche etwas helfen können. Bitte! Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich nur so selten da war ...«
    »Du bist viel zu häufig da.« Sein Lächeln erlosch. »Was braucht sie dieses Mal?«
    Erleichtert erwiderte Tatiana: »Eins der Fenster ist herausgefallen. Sie hat mich gefragt, ob du es wieder einsetzen kannst. Es ist das einzige Buntglasfenster.« »Ach, jetzt braucht sie mich auf einmal.« »Ich komme mit. Sie hat gesagt, du bekämst auch Wodka für deine Mühen.«
    In der Kirche half Tatiana Alexander dabei, das kleine Buntglasfenster einzusetzen. Sie stand auf einer Trittleiter und hielt es fest, während er es mit Kitt wieder in den Rahmen drückte. »Shura?« »Hmm?«
    »Darf ich dir eine unangenehme Frage stellen?« »Lieber nicht.«
    »Was wäre eigentlich, wenn Dascha noch lebte? Hast du jemals darüber nachgedacht?«
    »Nein.«
    »Aber ich denke manchmal darüber nach.« »Und wann?« »Jetzt zum Beispiel.«
    Als er keine Antwort gab, fuhr Tatiana fort: »Kannst du dir vorstellen, was wir dann getan hätten?« »Ich möchte nicht darüber nachdenken.« »Doch, bitte, mir zuliebe.«
    Alexander seufzte. »Warum musst du dich damit quälen? Geht es dir zu gut?«
    Tatiana blickte ihn verwundert an. »Ja, es geht mir wirklich zu gut«, erwiderte sie langsam.
    »Halt das Fenster fest. Es ist das einzige Buntglasfenster. Dusia würde es dir nie verzeihen, wenn du es zerbrichst. Ist es dir zu schwer?«
    »Nein, es geht schon. Warte, ich komme noch etwas höher.« Tatiana stieg eine weitere Stufe hinauf. Doch dann verlor sie das Gleichgewicht, fiel von der Leiter und ließ dabei das Glasfenster los. Alexander fing es gerade noch auf und stieg dann die Leiter hinunter, um Tatiana aufzuhelfen. Zum Glück hatte sie nur eine Schramme am Knöchel.
    »Na«, sagte Alexander, »was sagst du zu meinen Reflexen? Jetzt wird mich Dusia jeden Tag in ihr Gebet einschließen.« Tatiana blickte ihn finster an. »Genau«, erwiderte sie, »deine Reflexe sind hervorragend, Gut gemacht. Es stimmt mich allerdings bedenklich, dass du im Zweifelsfall das Glasfenster rettest statt deiner Frau.«
    Lachend half Alexander ihr auf die Leiter zurück. »Ich hatte keine Wahl. Du hast ja schon am Boden gelegen.« »Du hast ja noch nicht einmal versucht, mich aufzufangen!« »Ach? Und wenn nun die Scheibe auf dich gefallen wäre?«, fragte er. »Dann wärst du bestimmt auch nicht besonders zufrieden mit mir gewesen.«
    »Jetzt bin ich aber auch nicht zufrieden mit dir«, gab sie zurück, doch sie lächelte bereits wieder.
    Als das Fenster eingesetzt war, dankte Dusia Alexander überschwänglich, küsste ihn sogar und erklärte, er sei doch gar nicht so ein übler Mann. Alexander verneigte sich leicht und blickte dann Tatiana an. »Siehst du? Was habe ich dir gesagt?« Tatiana zog ihn am Ärmel. »Komm, du gar nicht so übler Mann«, sagte sie. »Lass uns gehen. Ich werde dich erst einmal sauber machen.«
    Als sie an der Hütte ankamen, holte Tatiana sofort Seife und Handtuch.
    »Tania, kannst du nicht erst etwas zu essen machen?« »Shura, so schmutzig, wie du bist, kannst du doch nicht essen.«
    »Ach, ich weiß doch jetzt schon, was bei der Wascherei herauskommt«, sagte er grinsend. »Und dann können wir erst in zwei Stunden essen. Ich habe aber jetzt Hunger! Leg die Seife weg, hol einen Löffel und füttere mich.«
    Tatiana blickte ihn liebevoll an und tat, worum er gebeten hatte. Als er satt war, sagte sie: »Du hast meine unangenehme Frage gar nicht beantwortet.« »Zum Glück habe ich sie vergessen.« »Es ging um Dascha.«
    »Ach ja.« Alexander schluckte Fisch und Kartoffeln hinunter und sagte dann ernst: »Ich glaube, du kennst die Antwort bereits.« »Wirklich?«
    »Natürlich! Wenn sie noch am Leben wäre, hätte ich sie, wie versprochen, heiraten müssen, und du hättest dich mit dem guten, alten Vova einlassen müssen.« »Shura!« »Was ist?«
    Sie stieß ihn an. »Ich rede nicht mit dir darüber, wenn du nicht ernst sein

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