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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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hier hast du sogar eine Karte von der karelischen Meerenge.«
    »Ach ja?«
    »Hast du nicht im Winterkrieg 1940 dort gekämpft, in der Nähe von Vyborg?«
    Alexander legte sich neben ihr auf den Bauch und küsste sie auf die Schulter, »Ja.«
    Tatiana schwieg einen Moment lang. »Als letztes Jahr der Krieg anfing, da hast du doch Dimitri ein paar Mal an die karelische Meerenge geschickt.«
    Er nahm ihr die Karten weg und sagte: »Du vergisst scheinbar nie etwas von dem, was ich sage.«
    »Stimmt, kein Wort«, bestätigte sie.
    »Das hättest du mir früher sagen sollen.«
    »Wozu brauchst du all diese Landkarten?«, fragte sie noch einmal.
    »Es ist doch nur Finnland, Tania«, erwiderte Alexander. Er stand auf und zog sie hoch. »Ist dir heiß?« »Ja. Und eine von Schweden, Shura.«
    »Auch eine von Schweden, ja.« Er blies auf ihre Stirn und ihren Nacken.
    »Und von Norwegen und England, Shura.« Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn. »Dein Atem ist auch heiß.« »Warum interessiert dich das mit den Karten?« »Schweden ist doch neutral, oder nicht?«, fragte sie. Alexander zog sie in die Hütte. »Ja. Es versucht zumindest, neutral zu bleiben. Sonst noch etwas?« »Ich weiß nicht.« Tatiana lächelte. »Was hast du denn sonst noch zu bieten?«
    »Du kennst eigentlich schon alles«, erwiderte Alexander leise und hob sie aufs Bett. »Was hättest du denn gern?« Er lächelte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Hmm«, schnurrte sie und streichelte ihn. »Kannst du es noch einmal so machen, dass wir zusammen kommen?«
    »Na gut, Tatiascha«, erwiderte Alexander und beugte sich über sie.
    Als sie anschließend atemlos keuchend nebeneinander lagen, bat Tatiana Alexander, ihr zu erzählen, wofür er seinen ersten Orden verliehen bekommen hatte.
    Alexander schwieg für eine Weile, und sie wartete geduldig. Ein heißer Wind drang durch die offenen Fenster. Sie waren beide völlig verschwitzt. Eigentlich hätten sie in die Kama springen müssen, um sich abzukühlen, aber Tatiana wollte nicht aufstehen, bevor er ihr nicht von Karelien erzählt hatte. Schließlich sagte er achselzuckend: »Es war nichts Besonderes.« Seine Stimme klang gleichmütig. »Wir haben in den Sümpfen am Meer gekämpft, von Lisiy Nos bis nach Vyborg. Wir haben die Finnen in die Stadt zurückgedrängt, steckten aber dann in den Sümpfen fest. Die Finnen waren gut mit Munition und Lebensmitteln ausgerüstet, und wir hatten gar nichts. In der schrecklichen Schlacht bei Vyborg verloren wir fast zwei Drittel unserer Männer und mussten deshalb den Rückzug antreten.«
    Alexander schwieg, dann fuhr er fort: »Es war wirklich dumm. Es war schon März, ein paar Tage vor dem Waffenstillstand am dreizehnten, und wir verloren ohne jeden Grund Hunderte von Männern. Ich war damals bei der Infanterie und wir hatten nur einschüssige Gewehre.« Er lächelte. »Und ein oder zwei Mörser.
    Als wir anfingen, befanden sich in meiner Einheit dreißig Männer. Nach zwei Tagen waren es nur noch vier. Vier Männer und ich. Als wir aus dem Sumpf zurückkamen, erfuhren wir, dass einer der Männer, die in den Sümpfen bei Vyborg vermisst wurden, Oberst Stepanows jüngster Sohn Jurij war. Er war achtzehn und gerade erst in die Armee eingetreten.« Alexander hielt inne und schob Tatianas Hand von seiner Brust. »Also ging ich zurück, suchte ein paar Stunden nach ihm und fand ihn auch. Er lebte, war aber verwundet. Wir brachten ihn zurück ins Lager.« Alexander presste die Lippen zusammen. »Er hat nicht überlebt.« »Oh nein«, sagte Tatiana.
    »Meine Auszeichnung habe ich für die Rettung von Jurij Stepanow bekommen.«
    Alexanders Kinnmuskeln zeichneten sich deutlich ab, und seine Augen blickten ausdruckslos. Tatiana legte ihm die Hand wieder auf die Brust. »Der Oberst war dir dankbar dafür, dass du ihm seinen Sohn zurückgebracht hast?«
    »Ja«, erwiderte Alexander gepresst. »Oberst Stepanow war sehr gut zu mir. Er holte mich aus der Infanteriedivision und versetzte mich zu den Motorisierten. Und als er Kommandant der Garnison in Leningrad wurde, nahm er mich mit.«
    Nachdenklich lag Tatiana da. Eigentlich wollte sie ihn nicht danach fragen, aber sie musste es einfach tun.
    »Du bist nicht allein in die Sümpfe gegangen«, sagte sie schließlich. »Wen hast du mitgenommen?«
    Zögernd erwiderte Alexander: »Dimitri.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er in deiner Einheit war«, sagte Tatiana.
    »Das war er auch nicht. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir kommen

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