Die Liebenden von Leningrad
Tomaten und eine Gurke dazu. Wenn er aus dem Wald zurückkam, hatte er immer Hunger. Neben seinen Teller stellte sie eine Tasse süßen schwarzen Tee und daneben legte sie eine Zigarette und Streichhölzer.
Gelegentlich wachten sie noch vor dem Morgengrauen auf und gingen zum Angeln, wenn die Kama still dalag, die Luft taufeucht und blau war. Dann setzten sie sich schweigend und schläfrig auf ihren Felsen neben der Lichtung. Natürlich hatte Alexander Recht. Es war die beste Zeit zum Fischen. In vier oder fünf Minuten fingen sie ein halbes Dutzend Forellen. Alexander hängte sie in seinem Netz in den Fluss. Dann ging er rauchen, und Tatiana putzte sich die Zähne und ging wieder ins Bett. Wenn er geraucht hatte und geschwommen war, kam auch Alexander zurück ins Bett, und Tatiana, die auf ihn gewartet hatte, empfing ihn mit offenen Armen.
Aber während Alexander sich früher einen Spaß daraus gemacht hatte, sie mit seinen eiskalten Gliedmaßen zu erschrecken, berührte er sie in der letzten Zeit, als ob er sich an ihr verbrennen würde.
Manchmal war er ihr richtig fremd und ähnelte auf einmal gar nicht mehr dem fröhlichen Shura, der sie gejagt und geneckt und geliebt hatte.
Tatiana schnitt seine Tomate auf, und Tränen tropften auf den Teller.
»Gehst du irgendwo hin?« Alexander war zurückgekehrt, ohne dass sie es gemerkt hatte.
Rasch wischte sie sich über die Augen, räusperte sich und erwiderte: »Warte, ich bin gleich fertig.« Es wurde schon dunkel, vielleicht sah er ihr nasses Gesicht ja nicht. Lächelnd drehte sie sich zu ihm um. Er war schweißüberströmt und voller Holzstaub. »Hast du noch mehr Brennholz gesammelt?«, fragte Tatiana. »Brauche ich denn überhaupt so viel?« »Warum ist dein Gesicht so rot?« »Ich habe Zwiebeln für die Kartoffeln geschnitten.« »Ich sehe nur einen Teller, Ich habe dich gefragt, ob du weggehen willst.« Er lächelte nicht.
»Natürlich nicht«, erwiderte Tatiana und räusperte sich.
Es war Abend. Tatiana lag still neben Alexander und sah ihn unverwandt an. Er hatte die Augen geschlossen, und sie war sich nicht sicher, ob er schlief. Aber eigentlich glaubte sie es nicht. Ab und zu überlief ihn ein Schauer, als ob er über irgendetwas Unangenehmes nachdächte. Langsam zeichnete Tatiana mit den Fingern Kreise auf seinen Rücken. Alexander murmelte etwas und drehte sein Gesicht weg.
»Soll ich dich massieren?«, fragte sie und fuhr mit den Handflächen über seine Schultern.
Er wandte sich wieder zu ihr und öffnete ein Auge. »Kannst du denn massieren?«
»Ja.« Sie lächelte und setzte sich auf ihn. »Was glaubst du denn?«, sagte sie und kniff ihn leicht. »Ich habe schon oft massiert!« »Ach ja?«
»Bist du bereit? Pass auf, das sind Schienen.« Tatiana zeichnete mit den Fingerspitzen zwei lange parallele Linien an seiner Wirbelsäule entlang, vom Nacken bis zum elastischen Bund seiner Shorts.
»Und nun die Schwellen.« Jetzt waren die Querlinien an der Reihe.
»Hier kommt der Nachtzug ...« Eine Zickzacklinie. »Und alles Getreide fällt heraus.« Sie kitzelte ihn am Rücken. Alexander lachte, den Kopf auf die Hände gestützt. Tatiana hätte ihn am liebsten geküsst, aber das gehörte nicht zum Spiel. »Die Hühner kommen und picken alles auf.« Sie piekste ihn mit den Fingerspitzen.
»Die Gänse kommen und beißen.« Sie kniff ihn überall. »Was ist denn das für eine Massage?«
»Die Kinder taufen darauf herum.« Sie drückte ihre Handflächen auf seinen Rücken.
»Die Räuber kommen! Sie salzen und pfeffern das Getreide und dann essen sie es auf.« Sie kitzelte ihn wieder. Er wand sich unter ihr. Es ist so schön, dass er kitzlig ist, dachte Tatiana vergnügt. Sie konnte einfach nicht widerstehen und biss ihn leicht in den Rücken. Alexander schnurrte, »Jetzt kommt Deduschka und sammelt das restliche Getreide ein«, fuhr Tatiana fort und piekste ihn wieder. »Und jetzt kommt der Zoowärter ...« »Oh, nein«, stöhnte Alexander.
»Er setzt sich hin und schreibt.« Tatiana malte einen Tisch und einen Stuhl auf Alexanders Rücken. Dann schrieb sie Wörter.
>»Bitte lassen Sie meine Tochter in den Zoo und bitte sammeln Sie alle Körner auf.< Er macht einen Punkt ... Er klebt eine Briefmarke darauf ...« Sie gab Alexander einen Klaps. »Trrr!« Sie stach ihm in die Rippen. »Er schickt den Brief ab!«
Sie zog das Gummi an seinen Shorts hoch und streichelte ihm über das Hinterteil.
Alexander lag ganz still da. »Fertig?«, fragte er mit
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