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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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sich.
    »Doch, du hast sie so gemeint«, erwiderte Tatiana müde. »Du bist ein Soldat. Du hast sie genau so gemeint, wie du sie gesagt hast.«
    »Nein, Tania.« Er hasste sich selbst. »Das stimmt nicht. Vor allem anderen bin ich dein Ehemann. Spür mich, Tania, spür meinen Körper, meine Hände, meine Lippen auf dir, spür mein Herz. Ich habe sie nicht so gemeint.«
    »Shura, ich wünschte, du würdest endlich aufhören zu lügen.« Er rieb sein Gesicht an ihrem Haar. »Ich weiß. Es tut mir Leid.« Sie antwortete nicht, zog aber ihre Hand nicht weg. »Drehst du dich zu mir?«, fragte er. »Nein.«
    »Bitte. Bitte, dreh dich um und sag mir, dass du mir verzeihst.« Tatiana drehte sich um und sah Alexander aus rot verweinten Augen an.
    »Oh, Liebste ...« Er schloss die Augen. »Sag mir, dass du mir verzeihst, Tania.«
    »Ich verzeihe dir.« Ihre Stimme klang gepresst.
    »Küss mich, ich möchte spüren, dass auch deine Lippen mir vergeben.«
    Sie küsste ihn. »Du hast mir noch nicht verziehen. Noch einmal.«
    Wieder küsste Tatiana ihn. Ihre Lippen teilten sich und ein leises, verzeihendes Stöhnen entschlüpfte ihr. Sanft streichelte sie ihn. »Danke«, sagte Alexander. »Und jetzt sag, Shura, ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Du warst nur wütend.« Seufzend wiederholte sie: »Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.«
    »Sag mir, ich weiß, dass du mich unendlich liebst.« »Ich weiß, dass du mich liebst.«
    »Nein, Tania«, erwiderte er rau, »dass du mich unendlich liebst.« Er fuhr mit den Lippen über ihre seidigen Augenbrauen. »Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe«, flüsterte Tatiana.
    »Es überrascht mich, dass du mich nicht umgebracht hast.« »Alexander«, fragte sie, »bist du wirklich deswegen hierher gekommen? Wegen deines Geldes?«
    Er nahm sie fest in die Arme und erwiderte: »Tania, hör auf. Nein, deswegen bin ich nicht gekommen.« »Wo hast du denn die amerikanischen Dollar her?« »Von meiner Mutter. Ich habe dir ja erzählt, dass meine Familie in Amerika sehr reich war. Mein Vater beschloss, nichts in die Sowjetunion mitzunehmen, und meine Mutter stimmte ihm zu, aber heimlich steckte sie dann doch Geld ein. Es war das Letzte, was meine Mutter mir hinterlassen hat, wenige Tage, bevor sie verhaftet wurde. Wir haben die Deckel des Buches ausgehöhlt und die zehntausend Dollar vorne versteckt und hinten viertausend Rubel. Sie dachte, damit könnte ich vielleicht aus dem Land fliehen.«
    »Und wo hast du es hingebracht, als du 1936 verhaftet wurdest?«
    »Ich habe es in der Stadtbibliothek in Leningrad versteckt. Und dort war es auch, bis ich dir das Buch geschenkt habe.« »Oh, mein umsichtiger Alexander«, sagte Tatiana, »da hast du es mir aber genau im richtigen Augenblick gegeben! Die Bibliothek hat letztes Jahr im Juli die meisten kostbaren Bücher wegbringen lassen, unter anderem die ganze Puschkin-Sammlung. Die übrigen Bücher haben sie in den Keller geschafft.« Alexander schwieg.
    »Warum hast du es denn gerade mir geschenkt? « Alexander blickte sie an. »Ich wollte dir von ganzem Herzen vertrauen«, erwiderte er.
    »Das Buch war aber nicht die ganze Zeit über in der Bibliothek, oder?«, fragte Tatiana. Er antwortete nicht.
    »Als du 1940 in Finnland gekämpft hast, hast du es mitgenommen, nicht wahr?« Wieder antwortete er nicht.
    »Oh, Alexander.« Tatiana drückte den Kopf an seine Brust.
    Dann sagte sie: »Schon wieder etwas, was Dimitri dir nicht verzeihen kann. Als du dich auf die Suche nach Stepanows Sohn machtest, hast du Dimitri mitgenommen, weil ihr über Finnland fliehen wolltet, nicht wahr?« Alexander rührte sich nicht.
    »Ihr wolltet durch die Sümpfe nach Vyborg und von da aus nach Helsinki. Und von dort nach Amerika! Dafür hattest du dein Geld mitgenommen. Es war der Augenblick, von dem du seit Jahren geträumt hattest.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Brust. »War es nicht so, mein Mann, mein Herz, mein Leben, mein Alexander?« Sie weinte.
    Alexander konnte nicht antworten. Er hatte nie mit Tatiana darüber reden wollen.
    Ihre Stimme zitterte. »Es war ein großartiger Plan. Ihr wärt einfach verschwunden, und nie hätte jemand nach euch gesucht -alle hätten angenommen, ihr wärt umgekommen. Du hast nicht damit gerechnet, dass Jurij Stepanow noch am Leben war. Du dachtest, er sei tot!« Tatiana lachte auf. »Oh, Dimitri war bestimmt äußerst überrascht, als du ihm sagtest, du müsstest Jurij zurückbringen. Er hat bestimmt gesagt,

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