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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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redete über Dimitri und was für ein netter junger Mann er offenbar sei. Tatiana saß schweigsam am Tisch. Als Dascha zurückkam, forderte sie Tatiana auf, mit ihr in das gemeinsame Schlafzimmer zu kommen. Pflichtbewusst folgte Tatiana ihrer Schwester und Dascha fragte: »Und, was denkst du?« »Worüber?«, fragte Tatiana müde. »Tania, von ihm! Was hältst du von ihm?« »Er ist nett.«
    »Nett! Ach, komm. Was habe ich dir gesagt? Es gibt niemanden, der besser aussieht als er.« Tatiana rang sich ein kleines Lächeln ab. »Hatte ich nicht Recht?«, drängte Dascha lachend. »Du hattest Recht, Dascha«, erwiderte Tatiana. »Ist es nicht unglaublich, dass du ihn kennen gelernt hast? Was für ein Zufall!«
    »Ja, nicht wahr?«, entgegnete Tatiana teilnahmslos. Sie stand auf und wollte aus dem Zimmer gehen, aber Dascha versperrte ihr den Weg. Dascha war sieben Jahre älter. Sie war kräftiger, klüger, lustiger, attraktiver. In allem war sie die Bessere. So war es immer schon gewesen. Tatiana kam nicht gegen sie an. Sie sank wieder auf das Bett.
    Dascha setzte sich neben Tatiana. »Was ist mit Dimitri? Magst du ihn?«
    »Schon möglich. Hör mal, mach dir keine Gedanken um mich, Dasch.«
    »Wer macht sich denn hier Gedanken?«, erwiderte Dascha und zerstrubbelte Tatianas Haare. »Gib Dima eine Chance. Ich glaube, er mag dich wirklich«, sagte sie, als ob dieser Umstand sie erstaunte. »Es muss an deinem Kleid liegen.« »Ja, wahrscheinlich. Hör mal, ich bin müde. Es war ein langer Tag.«
    Dascha legte den Arm um Tatiana. »Ich mag Alexander wirklich, Tania«, sagte sie. »Ich mag ihn so sehr Tatiana lief ein Schauer über den Rücken. Da sie den ganzen Tag mit Alexander zusammen gewesen war, verstand sie nur zu gut, dass Dascha diese Beziehung nicht nur als einen vorübergehenden Flirt ansah.
    Tatiana zweifelte nicht daran, dass ihre Schwester es dieses Mal ernst meinte. »Du brauchst nichts zu erklären, Dascha«, sagte Tatiana.
    »Tania, eines Tages wirst du es verstehen.« Tatiana warf ihrer Schwester von der Seite einen Blick zu und öffnete den Mund, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie hätte Dascha gern gesagt, dass Alexander auf sie zugekommen war, als er sie auf der anderen Straßenseite erblickte. Er ist wegen mir in den Bus gestiegen und wegen mir durch die ganze Stadt gefahren.
    Aber all das konnte sie ihrer älteren Schwester nicht erzählen. Sie hätte ihr am liebsten entgegengeschleudert: Du hast doch schon so viel gehabt! Du findest jederzeit wieder einen Neuen. Du bist bezaubernd und klug und schön und alle mögen dich. Aber ihn möchte ich für mich haben.
    Und sie hätte gern gefragt: Was ist, wenn er mich lieber mag als dich?
    Aber Tatiana schwieg. Sie wusste auch gar nicht, ob es gestimmt hätte. Vor allem der letzte Satz. Wieso sollte Alexander Tatiana lieber mögen? Man brauchte sich Dascha doch nur anzusehen, mit ihren wunderschönen Haaren und ihrer atemberaubenden Figur ... Vielleicht hätte Alexander ja auch wegen Dascha die Straße überquert. Tatiana verzog das Gesicht. Welch Zeitverschwendung, welch schlechter Scherz das alles gewesen war.
    Dascha musterte sie prüfend. »Tania, Dimitri ist ein Soldat ... ich weiß nicht, ob du für einen Soldaten schon bereit bist.« »Was meinst du damit?«
    »Nichts, nichts. Aber vielleicht sollten wir dich ein wenig auf-peppen.«
    »Aufpeppen?«, fragte Tatiana. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Ja, du weißt schon, ein wenig Lippenstift, und wir sollten mal miteinander reden ...« Dascha zog Tatiana an den Haaren. »Vielleicht. Aber ein andermal, ja?«
    Tatiana rollte sich in ihrem weißen Kleid mit den roten Rosen auf dem Bett zusammen und drehte sich zur Wand.

    Alexander ging raschen Schrittes den Ligowskij hinunter.
    Ein paar Minuten lang schwiegen die beiden Männei; dann sagte Dimitri außer Atem: »Nette Familie.«
    »Sehr nett«, entgegnete Alexander ruhig. Er war nicht außer Atem. Und er wollte auch nicht mit Dimitri über die Metanows reden.
    »Ich kann mich an Dascha erinnern«, sagte Dimitri, der mit Alexander kaum Schritt halten konnte. »Ich habe sie ein paar Mal im Sadko gesehen, kann das sein?« »Ja.«
    »Ihre Schwester ist auch ganz nett, oder?« Alexander antwortete nicht.
    Dimitri fuhr fort: »Georgi Wassiliewitsch hat gesagt, Tania sei fast siebzehn.« Er legte den Kopf schräg. »Siebzehn! Weißt du noch, wie es war, als wir siebzehn waren, Alexander?« Alexander ging weiter. »Nur zu gut.« Dimitri redete immer

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