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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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nicht!«
    Aber er achtete nicht auf ihre Warnung, sondern trat schäumend auf Alexander zu. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast! Du hast kein Recht, mich so zu behandeln!«
    Alexander ließ Stanislaws Truhe, die er gerade in das Zimmer tragen wollte, fallen, packte sein Gewehr und drückte Stanislaw damit an die Wand. »Für wen zum Teufel hältst du dich?«, sagte er laut. »Du weißt wohl nicht, mit wem du es zu tun hast! Glaubst du, ich lasse mich von dir einschüchtern, du Bastard? Da bist du an den Falschen geraten! Und jetzt verschwinde in das andere Zimmer und lass mich in Ruhe! Und lass in Zukunft vor allem Tatiana in Ruhe, verstanden?« Alexander drückte ihm das Gewehr noch einmal fest unters Kinn, dann versetzte er der Truhe einen Tritt. »Hier, die kannst du selbst tragen!«
    Inga murmelte: »Dich besuchen ja nur Wahnsinnige, Tania! Komm, Stanislaw, wir gehen!«
    Stanislaw rieb sich die Kehle und wollte etwas sagen, aber Inga schrie: »Na, komm schon, Stanislaw! Halt den Mund und komm!«
    In dem warmen Zimmer zog Tatiana rasch Ingas und Stanislaws Bettwäsche ab und bezog das Bett frisch. »Das ist doch viel besser, oder nicht?«, stellte Alexander fest. Er setzte sich aufs Sofa und winkte Tatiana zu sich. Sie erwiderte kopfschüttelnd: »Ach, Alexander ... Möchtest du jetzt etwas zu essen?«
    »Später. Komm her.«
    »Ziehst du denn dieses Mal deinen Mantel aus?«
    »Komm her, dann wirst du es schon merken.«
    Sie sank in seine Arme. »Lass deinen Mantel an, Lass alles an.«
    Tatiana ließ Alexander ein heißes Bad ein, zog ihn aus, seifte ihn ein und wusch ihn. Weinend betrachtete sie seine Hände. Sie fand, dass seine geröteten Finger ziemlich schlimm aussahen, aber Alexander versicherte ihr, dass sie fast ohne dauerhafte Narben verheilen würden. Er trug seinen Ehering genauso wie sie an einem Band um den Hals. »Ist dir das Wasser warm genug?« »Ja, es ist gut so, Tania.«
    »Ich kann noch einen Kessel aufsetzen.« Sie lächelte. »Und dann komme ich herein und gieße dir das heiße Wasser dazu. Weißt du noch?«
    »Ja«, erwiderte er. Aber er lächelte nicht. Während er sich abtrocknete und anzog, bereitete sie ihm aus allem, was sie dahatte - Kartoffeln, Karotten und etwas Schweinefleisch das Abendessen zu, folgte ihm in ihr Zimmer und sah ihm zu, wie er aß, »Ich habe keinen Hunger«, erklärte sie. »Ich habe im Krankenhaus gegessen. Iss nur, Liebling.«
    In der Nacht erzählte Tatiana Alexander alles, was Dimitri gesagt hatte - über den NKWD-General, Lisiy Nos und die anderen Anspielungen. Alexander starrte an die Decke. »Soll ich sprechen, noch bevor du mich etwas gefragt hast?«
    »Ach«, erwiderte Tatiana. »Ich frage dich doch gar nichts.« Entspannt lag sie in seinen Armen und spielte mit seinem Ehering. »Ich will hier nicht mit dir über Dimitri reden.« »Ist schon in Ordnung«, erwiderte Tatiana. »Hier haben die Wände Ohren.« Alexander schlug mit der Faust an die Wand, »Nun, sie haben sowieso schon alles gehört.«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Nichts von dem, was er dir über mich erzählt hat, stimmt.«
    »Das weiß ich.« Sie lachte leise. »Sag mir nur, Shura, wie viele Bordelle gibt es denn in Leningrad, und warum musst du in jedes gehen?«
    »Tania, sieh mich an. Es ist nicht wahr! Ich ...« »Shura, Liebster - das weiß ich doch.« Sie küsste ihn auf die Brust und zog zwei Wolldecken über sie beide. »Im Augenblick gibt es nur eine Wahrheit, Alexander.«
    »Nur eine«, flüsterte er und blickte sie unverwandt an. » Ach, Tatia.«
    »Schscht.«
    »Hast du ein Foto von dir? Ich möchte eins mitnehmen.« »Morgen suche ich dir eins heraus. Wann fährst du wieder?« »Am Sonntag.« »So bald schon?«
    »Mein Kommandant riskiert jedes Mal seinen Kopf, wenn er mir Sonderurlaub gibt.«
    »Er ist ein netter Mann. Sag ihm meinen Dank.« »Tatiana, irgendwann einmal muss ich dir erklären, was es bedeutet, ein Versprechen zu halten. Weißt du, wenn du dein Wort gibst, musst du auch dazu stehen.« Er strich ihr über die Haare. »Ich weiß, was es bedeutet, ein Versprechen zu halten.« »Nein, du weißt offenbar nur, was es heißt, ein Versprechen zu geben. Mit dem Halten hast du ein Problem. Du hast mir versprochen, in Lazarewo zu bleiben.«
    Nachdenklich erwiderte Tatiana: »Ich habe es dir versprochen, weil du es von mir erwartet hast. Du hast mir ja keine Wahl gelassen.« Sie drängte sich enger an ihn. »Und als du mir

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