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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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»Kümmern Sie sich um Ihre persönlichen Angelegenheiten, mein Sohn. Vergessen Sie die Hilfsgüter. Bis wir die Blockade gebrochen haben, werden Sie für Persönliches keine Zeit mehr haben.«

    Tatiana konnte kaum noch die Füße heben. Sie war immer noch mit den Patienten beschäftigt, obwohl sie schon längst Dienstschluss hatte. Ein bisschen hungrig war sie auch, aber es machte ihr keinen Spaß, für sich allein zu kochen. Und sie zog es vor, auf der Intensivstation zu sein statt zu Hause allein in ihrem Zimmer.
    Schließlich aber machte sie doch Feierabend und ging mit gesenktem Kopf langsam durch die Dunkelheit nach Hause. Als sie in die Gemeinschaftswohnung kam, saß Inga wieder einmal auf dem Sofa im Flur und trank Tee. »Hallo, Inga«, sagte Tatiana müde. »Es war jemand für dich hier.«
    Tatiana reckte sich. »Du hast hoffentlich getan, worum ich dich gebeten habe, und niemanden hereingelassen.« »Ja«, erwiderte Inga, »aber es hat nichts genutzt. Es war wieder ein Soldat...«
    »Und wer? Doch nicht derselbe, der schon ...« »Nein. Er sah anders aus. Er war groß.« Tatianas Herz machte einen Satz. »Wo ...«, stammelte sie. »Wohin ...«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ihm jedenfalls gesagt, er könne nicht hereinkommen, aber er hat sich nicht darum geschert. Dir laufen ja eine Menge Soldaten hinterher!«
    Tatiana ließ ihren Mantel fallen, riss die Tür zu ihrem Zimmer auf - und stand vor Alexander.
    »Oh«, keuchte sie. Die Knie wurden ihr weich. »Oh Gott!« Tränen stiegen ihr in die Augen und sie drückte ihr Gesicht in seinen Mantel.
    Er legte nicht einmal den Arm um sie. »Lass uns die Tür schließen«, sagte er kühl.
    Inga warf ein: »Tania hat mir aufgetragen, niemanden hereinzulassen, Hauptmann. Tania, willst du uns nicht vorstellen?« Sie hatte ihre Teetasse abgestellt.
    Wortlos schob Alexander Tatiana ins Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Sofort breitete sie die Arme aus. »Shura ...« Er hob abwehrend seine Hände. »Komm mir nicht zu nahe.« »Shura, ich bin so froh, dass du hier bist! Wie geht es deinen Händen?«
    Er stieß sie weg und sagte laut: »Bleib, wo du bist, Tatiana!« Er trat ans Fenster. Ihr Bedürfnis, ihn zu berühren, war so übermächtig, dass nichts anderes zählte. Mit brüchiger Stimme fragte sie: »Shura, warum stößt du mich von dir?« Alexanders Blick war bitter und zornig. »Warum bist du hier?« »Das weißt du doch«, erwiderte Tatiana. »Du hast mich gebraucht, also bin ich gekommen.«
    »Ich brauche dich hier nicht!«, schrie er. Tatiana zuckte zusammen, wich aber nicht von der Stelle. »Ich brauche dich hier nicht«, wiederholte er. »Was ich brauche, ist, dass du in Sicherheit bist.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Bitte, lass mich dich berühren.« »Lass mich in Ruhe.«
    »Shura, das kann ich nicht! Ich will dir nahe sein!« »Mir nahe? Offensichtlich nicht, Tatiana«, sagte er gehässig. Es war dunkel im Zimmer und nur von der Straße drang ein schwacher Lichtschein herein, so dass sie sein Gesicht und seine Augen nicht sehen konnte.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Natürlich dir nahe. Wem denn sonst?«
    »Was denkst du dir eigentlich dabei?«, schrie er sie an. »Gehst einfach zur Kaserne und fragst nach Dimitri!« »Ich habe nicht nach Dimitri gefragt!«, rief sie aus. »Ich habe nach dir gefragt! Ich wusste doch nicht, was mit dir passiert war. Du hast nicht mehr geschrieben.«
    »Du hast mir sechs Monate lang nicht geschrieben!«, sagte er böse. »Da hättest du jetzt doch zwei Wochen warten können, oder?«
    »Es waren mehr als vier Wochen und ich konnte nicht mehr warten«, erwiderte sie. »Shura, ich bin wegen dir hier.« Sie trat noch einen Schritt näher. »Wegen dir. Du hast zu mir gesagt, ich soll mich nie von dir abwenden. Und hier bin. Sieh mir in die Augen und sag mir, was ich empfinde.« Flehend streckte sie ihm die Hände entgegen. »Was empfinde ich, Shura?«, flüsterte sie.
    Alexander blinzelte und biss die Zähne zusammen. »Sieh mir in die Augen und sag mir, was ich empfinde, Tatiana.« Wütend fuhr er fort: »Du hast es mir versprochen! Du hast mir dein Wort gegeben!«
    Tatiana blickte ihn an. Sie begehrte ihn so sehr, dass sie sich ganz schwach fühlte. Doch wie immer durchdrang nichts seinen Zorn. »Alexander, mein Mann, ich bin es! Deine Tania.« Sie weinte fast, als sie ihm die Hände hinstreckte. »Shura, bitte.« Als er nicht antwortete, zog sie sich die Schuhe aus und stellte sich vor

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