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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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wusste genau, wovon er sprach. »Du musst doch gesund werden, Soldat.« »Schneller, als du dir vorstellen kannst.« Er begann, ihre Schwesternuniform aufzuknöpfen, aber Tatiana wich zurück. »Nein, nicht«, flüsterte sie.
    »Was soll das heißen? Tatia, mach die Knöpfe auf! Ich muss deine Brüste berühren.«
    »Nein, Shura«, erwiderte sie. »Am Ende wacht einer auf und sieht uns und dann bekommen wir Ärger. Das würde noch nicht einmal Dr. Sayers verstehen.«
    Alexander ließ ihre Hand jedoch nicht los. »Ich möchte deine Brüste küssen, ich möchte sie an meinem Gesicht spüren, nur eine Sekunde lang. Komm, Tatiascha, beug dich einfach vor, als wolltest du mein Kissen aufschütteln, und lass sie mich spüren.« Seufzend knöpfte sie ihre Uniform auf. Alexander keuchte so laut auf, als sie sich entblößte, dass sie hastig ihr Hemd wieder herunterzog. Ihre Brüste waren prall und milchweiß. »Tatiana«, stöhnte er, und ehe sie ihm ausweichen konnte, hatte er sie an sich gezogen.
    »Shura, hör auf, lass mich los«, sagte sie.
    »Tatiana«, wiederholte er. »Oh nein, Tania ...«
    Sie küsste ihn. »Komm schon, lass mich los«, murmelte sie.
    Aber Alexander hielt sie fest. »Oh mein Gott, du bist...«
    »Ja, Alexander. Ich bin schwanger.«
    Sprachlos starrte er sie an.
    »Was um Himmels willen machen wir jetzt?«, fragte er fassungslos.
    »Wir werden ein Kind bekommen«, erwiderte Tatiana und küsste ihn. »Und zwar in Amerika. Also werd schnell wieder gesund, damit wir hier wegkommen.«
    »Und wie lange weißt du es schon?«, stammelte er.
    »Seit Dezember.«
    »Du hast es gewusst, bevor du an die Front gekommen bist?«, fragte er ungläubig. »Warum hast du es mir nicht früher erzählt?«
    »Shura«, erwiderte sie, »ich kenne dich doch - du hättest dir schreckliche Sorgen um mich gemacht, zumal es dir ja auch selbst nicht gut geht. Du kannst mich doch im Moment nicht beschützen. Aber mir geht es gut«, fügte sie lächelnd hinzu. »Mir geht es besser denn je. Außerdem ist es ja auch noch früh. Das Kind kommt erst im August.«
    Alexander legte den Arm über die Augen. Er konnte Tatiana nicht ansehen. Mit erstickter Stimme sagte er: »Ich werde jetzt schlafen. Bitte, komm morgen wieder.« Sie drückte ihm einen Kuss auf den Arm, dann ging sie.
    Warum verstand Tatiana bloß seine Ängste nicht? Wie sollte er mit einer schwangeren Frau an den Grenztruppen vorbei durch ein feindliches Finnland fahren? Wo war ihr gesunder Menschenverstand geblieben?
    Ich werde meine Frau und mein Kind nie aus Russland hinausschmuggeln können, sagte er sich. Doch dann erschien vor seinem inneren Auge die Gemeinschaftswohnung in der Fünften Sowjet, der Schmutz und die Enge, der Gestank, der Fliegeralarm morgens und abends. Ein Schauer überlief ihn. Ohnmächtig stöhnte er auf. Er hatte keine wirkliche Wahl.
    Als Tatiana am nächsten Morgen kam, um ihm sein Frühstück zu bringen, sagte Alexander leise: »Ich hoffe, du weißt, dass ich nirgendwo mit dir hingehe, solange du schwanger bist.« »Wovon redest du? Natürlich gehen wir weg.« »Kommt nicht in Frage.«
    »Oh, Shura, genau aus diesem Grund wollte ich es dir nicht erzählen. Ich kenne dich doch.«
    »Tatiana«, sagte er hitzig, »was erwartest du denn von mir? Ich kann nicht aufstehen. Ich liege hier machtlos, während meine Frau ...«
    »Du bist nicht machtlos!«, rief sie aus. »Du bist immer noch stark. Also hör auf damit! Mut, Soldat! Sieh mal, ich habe Eier für dich bekommen!«
    Alexander erschauerte. Fünfhundert Kilometer weit von Helsinki nach Stockholm unter dem Beschuss der Deutschen fahren zu müssen ... In Lastwagen durch Schnee und Eis. Er warf noch nicht einmal einen Blick auf die Eier. Sie seufzte. »Warum bist du nur so?«, fragte sie. »Warum reagierst du immer so zögerlich? Iss jetzt die Eier, damit du wieder gesund wirst.«
    Alexander warf die Gabel auf das Tablett. »Tania, lass es abtreiben«, sagte er heftig. »Dr. Sayers soll sich darum kümmern. Wir werden Kinder bekommen, viele Kinder, ich verspreche es dir, aber das, was wir vorhaben, können wir nicht verwirklichen, wenn du schwanger bist. Ich kann es jedenfalls nicht«, fügte er hinzu. Er griff nach ihrer Hand, aber sie entzog sie ihm und stand auf.
    »Machst du Witze?«, fragte sie.
    »Natürlich nicht. Andere Frauen treiben auch ab.« Er schwieg. »Dascha hat es dreimal getan.« Tatiana blickte ihn entsetzt an. »War sie von dir schwanger?«, fragte sie. »Nein, Tatia«,

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