Die Liebesfalle
letzter Nacht; er kannte die unsägliche Szene von vor zwei Tagen. Nicht die Nacht der Leidenschaft, sondern diesen Nachmittag im Wintergarten, als Garrick Throckmorton ihr demonstriert hatte, wie gut und leicht er sie handhaben konnte.
Niemand
wusste davon. »Wie … wie haben Sie davon erfahren?« Stanhope zog keck die Augenbraue hoch. »Männer unterhalten sich, Miss Milford.«
Ihr drehte sich der Magen um. Garrick hatte es Stanhope erzählt … aber nein. Stanhope war ein Lügner und Verräter und Garrick würde sich niemals dazu herablassen zu tratschen. Nicht über sie. »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Glauben Sie, was Sie wollen.« Stanhope stand auf und schlenderte zu ihr herüber. »Aber ich
weiß
etwas, und ich sage Ihnen, als Nächstes wird er seinen Schwanz da hinein stecken, wo seine Hand zuletzt war.«
Sie hasste Stanhope. Wie konnte er es wagen, so mit ihr zu sprechen?
Wie konnte er es wagen, Recht zu haben?
»Wenn Sie zu den
oberen Zehntausend
gehörten, hätte er Sie niemals mit dieser Vertraulichkeit behandelt. Wenn Sie zu den oberen Zehntausend gehörten, würde Ihr Vater ihn umbringen. Aber Ihr Vater ist der Gärtner, und er kann nichts für die Ehre seiner Tochter tun, sonst verliert er seine Anstellung.«
»Das brauche ich mir nicht anzuhören.« Sie wandte sich ab, um zu gehen.
Stanhope packte sie roh am Arm. »Du gehst nirgendwo hin, du kleine … Bäuerin. Du bist es nicht wert, mir die Stiefel zu lecken.«
Sie versuchte, sich loszumachen, aber seine Finger quetschten sie so, dass sie blaue Flecke bekam. »Lassen Sie mich«, sagte sie sanft, »oder ich erzähle Garrick davon.«
»Garrick?« Wie eine Bulldogge verbiss sich Stanhope in ihren Arm und schüttelte ihn wie einen Brocken Fleisch. »Sie nennen ihn
Garrick?
Sie haben Nerven. Sie sind die Gärtnerstochter. Er stammt aus einer Linie von Peers, die bis zu Wilhelm dem Eroberer zurückreicht.«
Seine Verachtung war ein Schlag ins Gesicht. Sie hatte in einer Traumwelt gelebt, die mit Ellerys Verliebtheit gepolstert war, mit ihren Paris Erfahrungen und Garricks Toleranz. Stanhopes Haltung war die, vor der sie ihr Vater gewarnt hatte. Die Geburt galt etwas in England; ein adliger Stammbaum war durch nichts aufzuwiegen. Sie sah auf Stanhopes Hand hinab. »Mr. Throckmortons Vater war ein Bürgerlicher.«
In Stanhopes Augen loderte die Verachtung eines Adligen; die Verachtung, die ihr in der Gesellschaft auf Schritt und Tritt begegnen würde, wenn sie es wagte, sich über ihren Stand zu erheben. »Es ist schon mehr als genug, dass dieses vornehme, alte Blut einmal verwässert worden ist.«
Er ließ ihren Arm weniger los, als dass er ihn von sich schleuderte. »Aber er hat natürlich keinerlei Absicht, Sie zu heiraten. Er hat Ihre Rückfahrkarten schon besorgt.«
Sie hörte sich vorsichtig und flach atmen. »Meine Rückfahrkarten wohin?«
»Nach Paris.« Er lächelte mit leicht und anmutig geschwungenen Lippen. Stanhope ging zu Garricks Schreibtisch und fummelte aus der obersten Schublade eine rotsamtene Börse mit Schnürverschluss heraus. Er öffnete sie und leerte den Inhalt auf den Schreibtisch. »Sehen Sie. Er hat sie einen Tag nach Ihrer Ankunft besorgt.«
Ihre Fingerspitzen erkalteten und Farbflecke nahmen ihr die Sicht. Sie setzte sich hart auf einen von Garricks unbequemen Stühlen. »Ich glaube Ihnen nicht.«
Er hielt ein Papierbündel hoch und listete die Einzelheiten auf: »Zugfahrkarte nach London. Fahrkarte für das Postschiff über den Kanal. Zugfahrkarte nach Paris. Throckmorton muss über unglaublich gute Verbindungen verfügen, dass er alles so rasch bekommen konnte.« Er hielt einen Schlüssel in die Höhe. »Ein Haus in Paris.« Er schüttelte einen Brief heraus und hielt ihn ihr hin, damit sie den Betreff lesen konnte. »Eine Anweisung, die eine jährliche Abhebung von tausend Pfund autorisiert.«
In ihrer ersten Nacht, als sie zurückgekommen war, hatte Garrick eine Bestechung erwähnt. Das Haus in Paris, die tausend Pfund im Jahr. jetzt ging ihr auf, dass er die Bestechung nicht etwa angeboten hatte; er hatte ihr vor Augen geführt, was sie zu erwarten hatte. Ein roter Schleier legte sich vor ihre Augen, und sie bekam kaum noch Luft.
»Throckmorton hat schon mehr bezahlt, um Ellerys Verhältnisse loszuwerden. Sie hätten sich nicht so billig verkaufen sollen.« Stanhopes Stimme veränderte sich von boshaft schlau zu höchst beunruhigt. »Sie werden mir doch nicht in Ohnmacht fallen, oder? Um Himmels
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