Die Liebesfalle
auf.«
Er beachtete sie nicht. Er sah sogar verwirrt aus, als er fortfuhr: »Sie haben voll und ganz, ja eifrig mitgemacht.«
Es war ihr gleichgültig, ob sie sich wehtat. Sie entriss ihm ihre Finger und wiegte sie an ihrem Busen. »Erinnern Sie mich nicht daran.«
»Aber das muss ich, denn es gibt nur ein mögliches Heilmittel.« Sie fing an zu verstehen; das war ja noch schlimmer als fortgeschickt werden. »Wir brauchen kein Heilmittel. Niemand ist krank.«
»Celeste, ich bin älter und weltgewandter als Sie. Sie müssen mir vertrauen, ich weiß, was das Beste für uns ist.«
Oh, er hörte sich gut an. Aufrichtig, eindringlich, ihrem Wohlergehen verpflichtet. Eine andere Frau wäre darauf hereingefallen, aber erst heute Morgen hatte er Celeste im Arm gehalten und ihr nahe gelegt, Nachrichten an Stanhope weiterzuleiten. Sie hatte Garricks Zögern gesehen; er war sich der Unziemlichkeit bewusst, eine Frau in Gefahr zu bringen, die er eben verführt hatte.
Er hatte es dennoch getan, und jetzt versuchte er, so zu tun, als wäre es nicht geschehen.
Sie erinnerte ihn: »Hat Stanhope die Nachricht weitergegeben?«
Garrick schüttelte den Kopf wie ein Wolf, dem ein Knüppel übergezogen worden ist. »Was?«
»Hat Stanhope die Nachricht an seinen Kontaktmann weitergegeben, sein Land verraten und Ihren Gebrauch meiner unwissenden Dienste rentierlich gemacht?« Es verschaffte ihr einige Genugtuung, Garrick unter seiner gebräunten Haut erbleichen zu sehen.
»Woher wissen Sie das?«
»Lassen Sie uns mal nachsehen.« Sie zählte die Gründe an den Fingern auf. »Zuerst höre ich eine russische Dame, die
Sie
unbedingt sehen möchte, von einem Engländer sprechen, der verraten, eingesperrt und nie wieder gesehen worden ist. Warum, frage ich mich. Warum sollte sie Sie sehen wollen? Dann lügt Stanhope Sie wegen der Botschaft an. Sie haben eindeutig Verdacht geschöpft, gegen ihn und gegen mich, doch ich muss die Prüfung bestanden haben, denn plötzlich arbeitet nicht mehr Stanhope als Übersetzer für Sie, sondern ich. Aber ich soll alle Nachrichten, die ich bearbeite, an ihn weiterleiten, sofern er das wünscht, und er wünscht es, und zwar so sehr, dass er sogar höflich zu mir ist, wenn er danach fragt. Die Weitergabe von Nachrichten wird so wichtig, dass Sie mich heute Morgen daran erinnern, noch bevor der Schweiß auf unserer Haut getrocknet ist.« Sie hätte gerne verächtlich gelächelt, aber ihre Lippen machten nicht mit. »Lassen Sie es mich Ihnen noch einmal versichern. Die Nachricht wurde weitergegeben. Ihre Pflicht für England ist erfüllt, oder besser, diese bestimmte Pflicht ist erfüllt.«
Er war aufgestanden. »Was meinen Sie damit?«
»Ich weiß, wer Sie sind, Garrick Throckmorton.« Sie starrte hinauf zu diesem unnachgiebigen, standhaften Berg von einem Mann. »Sie leiten alle Spionageoperationen in England.«
Er zögerte und gestand ein: »Nicht alle. Meine Spezialgebiete sind Indien und der Ferne Osten.«
»Das große Spiel«, sagte sie, indem sie diesen Kampf zwischen England und Russland um Mittelasien beim Namen nannte.
Er trat ein paar Schritte zurück, um sie genau zu betrachten.
Sie wusste, was er sah; eine putzige, attraktive Blondine, die kaum genug Grips zu haben schien, um sich alleine anzuziehen. Die meisten Männer sahen sie auf diese Art und Weise an. Diese hilflose Erscheinung war sowohl Segen als auch Fluch, denn während es ihr zu Gute kam, unterschätzt zu werden, konnte es zugleich eine Quelle unglaublichen Ärgers sein.
Im Moment war sie verärgert.
»Sie haben das alles auf eigene Faust herausgefunden?«, fragte er. Ihr gelang sowohl das Lächeln als auch die Abschätzigkeit. »Alles mit meinem kümmerlichen, schwachen, weiblichen Gehirn.«
»Ich habe Sie nie für schwach gehalten, und Sie haben soeben bewiesen, dass Sie beinahe zu intelligent sind.« Er beugte sich über sie und stützte sich, Angesicht zu Angesicht mit ihr, auf die Armlehnen des Stuhls. »Es ist unerlässlich, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Wie haben Sie es herausgefunden?«
»Ich habe für den russischen Botschafter gearbeitet. Die Russen essen, atmen und leben die Spionage. Wie konnte ich den Gegenspieler des russischen Botschafters nicht erkennen?« Sie wusste genug darüber, wie das große Spiel funktionierte, wie die Spione dachten, sie wusste sogar, dass Garrick sie jetzt verdächtigte. »Weiß ich zu viel?« Sie machte sich über ihn lustig. »Werden Sie mich einsperren – oder noch
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