Die Liebesfalle
sich an die Kehle. »Heiraten? Sie kann doch nicht ernstlich mit einer Heirat rechnen!«
»Für ein junges, taufrisches Wesen wie Miss Milford ist alles möglich.«
Lady Philberta beugte sich vor und prüfte mit der Hand die harte Sitzfläche des Stuhls an der Wand. »Man hätte Ellery verprügeln sollen, als er jung war.«
»Dazu ist es ein bisschen zu spät.« Obwohl Throckmorton dem nicht einhelliger hätte zustimmen können. »Diese Situation zu beenden wird eine Maßnahme erfordern, die -«
»Ein Opfer. Deinerseits.«
»Das befürchte ich. Wenn nur jemand anderer diesen Part übernehmen könnte …« Es entging ihm durchaus nicht, wie leichthin seine Mutter bereit war,
ihn zu
opfern. Sie war es gewohnt, dass er Ellery rettete; war es gewohnt, dass er sie rettete, die Ehre der Throckmortons und alles andere, was der Rettung bedurfte. Unruhig zog Throckmorton sich an das Fenster zum Garten zurück. Doch im Garten war es dunkel und alles, was er sah, war sein verschwommenes Spiegelbild im dunklen Glas.
Sie zog auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch um und lehnte sich probehalber zurück. »Garrick, dies ist der einzig bequeme Stuhl in diesem Raum!«
»Unbehagen steigert die Effizienz meiner Besucher«, gab er zur Antwort.
»Du bist ein ziemlich ungeselliger Mensch.«
»Nicht ungesellig, Mutter – tüchtig. Deshalb bin ich verflucht zu alt für diesen Unsinn.« Er murmelte vor sich hin: »Verführung eines jungen Mädchens.«
»Zu alt? Warst du denn jemals jung? Schon mit zwölf Jahren hast du Jegliche Spontaneität aufgegeben und dich dröge durchs Leben gearbeitet.«
»Du vergisst Indien.«
»Du hast mir nie von Indien erzählt.«
Er warf ihr einen Blick zu. Sie war eine unbeugsame Frau, absolut vertrauenswürdig, intelligent und raffiniert. Aber sie war seine Mutter. Sie liebte ihn, da war er sich sicher; aber genauso sicher wusste er auch, dass ihr nicht daran gelegen war, ihn die
Strapazen
herunterbeten zu hören, die ihm in Indien widerfahren waren. »Es war Krieg«, sagte er kurz angebunden. »Es gab Verrat. Ich habe getötet, wenn es sein musste. Genügt das?«
Ihr Tonfall wurde weicher. »So viel habe ich geahnt. Als du zurückkamst warst du … ein anderer. Aber wir reden hier nicht über Gewalttaten, sondern über die Abfindung eines Weibsbildes zum Wohle der Familie.«
Er dachte an Miss Milfords strahlendes Gesicht. Er wusste, wie rar eine solche Freude auf dieser Welt war und bedauerte, diese Glückseligkeit, diese Unschuld zerstören zu müssen.
»Wie gleichgültig du dich anhörst, Mutter.«
»Es tut mir Leid, wenn Miss Milfords Gefühle verletzt werden, aber denk doch nach, Garrick: In Indien droht ein weiterer Aufstand – werden die Inder denn nie erkennen, dass sie geschlagen sind und sich ergeben müssen? – Und wie üblich heizen die Russen den Konflikt nach Kräften an.« Lady Philberta nahm einen guten Schluck vom Ratafia. »Neidische Mistkerle. Die haben doch schon ein Weltreich. Warum wollen sie jetzt unseres?«
»Weil unseres so überaus reich ist.«
»Werde jetzt nicht vulgär, mein Lieber.«
»Pragmatisch, Mutter. So pragmatisch wie du«, korrigierte er sie.
»Lord Longshaw wird uns zu einer Niederlassung im Norden Indiens verhelfen.«
Throckmorton kannte die Lage in Indien noch besser als seine Mutter. Er hatte seine Zeit dort mit Forschungen, langwieriger Diplomatie zwischen arroganten Kriegsherren, und – als die gescheitert war – mit mörderischen Schlachten zugebracht. Heute setzte er sich nicht mehr körperlich für das Wohl Englands – und der Throckmortons – ein. Stattdessen befahl er den Männern und Frauen im Felde, die für die Sicherung der britischen Herrschaft über die Reichtümer Mittelasiens stritten.
»Wir können diese Plantagen nicht aufgeben«, sagte Lady Philberta.
»Nein, aber wir müssten eine ausgezeichnete Gouvernante aufgeben.«
Ich war Witwer und Vater von zwei Kindern und hatte eine Witwe geheiratet, die ihrerseits zwei Kinder hat. Als Miss Celeste ankam, war das Unterrichtszimmer verwüstet,
meine
Kinder hatten sich gegen
ihre
Kinder verbündet, meine Frau und ich hatten Partei ergriffen und der Hausfrieden war dahin. Doch dann hat Miss Celeste, wie eine englische Fee, den Zauberstab über unserer Familie geschwungen und allen Zwist versöhnt. Ich habe ihr viel Geld geboten, damit sie mit uns nach Russland heimkehrte, aber sie sagte, Nein und abermals Nein. Sie wolle zurück nach England, und so sagen wir ihr traurig Lebewohl
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