Die Liebeshandlung
Spalt neben einem Bus oder einem Lkw ausfindig machte, stürzte er vorwärts, bis er gezwungen war, wieder in die Gegenrichtung zurückzusetzen. Die Rikscha hielt an, fuhr los, scherte aus, beschleunigte und stoppte so abrupt wie ein Autoscooter.
Der Rikschasitz war wie ein Thron, gepolstert, mit knallrotem Vinyl bezogen und mit einem Porträt von Ganesh geschmückt. Das Verdeck war heruntergeklappt, sodass Mitchell die großen Holzräder auf beiden Seiten sehen konnte. Ab und zu zogen sie gleichauf mit einer anderen Rikscha, und Mitchell schaute zu seinen Ausbeuterkollegen hinüber. Eine Brahmanin, deren Sari die Fettrolle am Bauch enthüllte. Drei Schulmädchen, die ihre Hausaufgaben machten.
Das Hupen und Rufen schienen in Mitchells Kopf stattzufinden. Er umklammerte seinen Matchsack und vertraute auf den Rikscha-Wallah, ihn dorthin zu bringen, wohin er wollte. Der dunkle Rücken des Mannes glänzte vor Schweiß, die Muskeln und Sehnen darunter arbeiteten so angespanntwie Klaviersaiten. Nach fünfzehn Minuten im Zickzacklauf verließen sie die Hauptverkehrsstraße und rollten durch ein weitgehend unbeleuchtetes Viertel.
Der rote Vinylsitz quietschte wie eine Bank in der Nische eines Diners. Der elefantenköpfige Ganesh hatte die rußschwarzen Wimpern eines Bollywood-Stars. Plötzlich hellte der Himmel sich auf, und Mitchell blickte nach oben, wo er die Stahlaufleger einer Brücke sah. Sie erhob sich in die Luft wie ein mit farbigen Glühbirnen bekränztes Riesenrad. Darunter war kohlrabenschwarz der Hooghly River, in dem sich die rote Leuchtschrift des Bahnhofs am anderen Ufer spiegelte. Mitchell beugte sich aus dem Sitz, um auf das Wasser hinunterzusehen. Wenn er jetzt aus der Rikscha fiele, würde er fünfzig Meter tief hinunterstürzen. Niemand würde es je erfahren.
Aber er fiel nicht. Befördert wie ein Sahib, blieb er aufrecht in der Rikscha sitzen. Er hatte vor, dem Wallah ein enormes Trinkgeld zu geben, wenn sie am Bahnhof ankamen. Mindestens einen Wochenlohn. Inzwischen genoss er die Fahrt. War wie berauscht. Er wurde davongetragen, ein Gefäß in einem Gefäß. Jetzt verstand er das Jesusgebet. Verstand das «Erbarmen». Verstand mit Sicherheit das «Sünder». Während er die Brücke überquerte, bewegten sich seine Lippen nicht. Er dachte an gar nichts. Es war, genau wie Franny es versprochen hatte, als hätte das Herz übernommen und wiederholte für einen das Gebet.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Herr Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir Sünder.
Und manchmal waren sie sehr traurig
A ls Alton Hanna Mitte der sechziger Jahre Präsident des Baxter College geworden war und seine Position als Fakultätsdekan am Connecticut College aufgegeben hatte, um nach New Jersey zu wechseln, waren seine Töchter nicht freiwillig mitgekommen. Auf ihrer Jungfernfahrt in den Garden State hatten sich die Mädchen kreischend die Nase zugehalten, sobald sie auch nur das Schild «Willkommen in New Jersey» sahen, lange bevor sie an irgendeiner tatsächlichen Ölraffinerie vorbeifuhren. Nachdem sie sich in Prettybrook eingerichtet hatten, wurde ihr Heimweh schlimmer. Alwyn jammerte, sie vermisse ihre alten Schulfreunde. Madeleine fand das neue Haus unheimlich und schlecht geheizt. Sie hatte Angst, in ihrem großen Zimmer zu schlafen. Alton war mit seinen Töchtern nach Prettybrook gezogen, weil er glaubte, sie würden Gefallen an dem geräumigen Haus und dem grünenden Garten dahinter finden. Dass sie das beengte, praktisch nur aus Treppen bestehende Stadthaus der Familie in New London vorzogen, hörte er ungern.
In diesem turbulenten Jahrzehnt hatte es überhaupt wenig Schönes zu hören gegeben. Alton war zu einer Zeit aus Baxter gekommen, als die finanzielle Ausstattung des Colleges schrumpfte und die Studentenschaft mitten in der Revolte war. In seinem ersten Jahr auf dem Posten hatten protestierende Studenten ein Sit-in im
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