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Die Liebeshandlung

Die Liebeshandlung

Titel: Die Liebeshandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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fast augenblicklich angefangen, Larry auszufragen, wie viel Geld seine Familie besaß. Als er erfuhr, dass Larrys Vater Rechtsanwalt war, hatte er gefragt, ob Larry ihm helfen könne, eine Greencard zu bekommen. Je nach Situation verhielt er sich besitzergreifend oder distanziert. Gingen sie in eine Schwulenbar, wurde Iannis krankhaft eifersüchtig, wenn Larry einen anderen auch nur ansah. In der übrigen Zeit ließ er sich nicht von Larry berühren, aus Angst, die Leute würden ihr Geheimnis erfahren. Er fing an, Larry eine «Schwuchtel» zu nennen und so zu tun, als wäre er, Iannis, hetero und probierte es nur mal aus. Das wurde ermüdend, genauso wie tagelang in Athen herumzuhängen, während Iannis nach Hause auf den Peloponnes fuhr. Und so war Larry schließlich zur Reiseagentur gegangen und hatte seinen Flug umgebucht.
    Es war tröstlich zu erfahren, dass homosexuelle Beziehungen genauso kaputt waren wie die von Heteros, aber Mitchell sagte nichts dazu. Im Lauf der nächsten drei Monate, während sie den Subkontinent bereisten, wurde Iannis nicht wieder erwähnt. Sie besuchten Mysore, Cochin, Mahabalipuram für jeweils eine Nacht oder zwei, fuhren zurück Richtung Norden, erreichten im März Agra und schlugen sich nach Varanasi durch (sie benutzten jetzt manchmal die Hindi-Namen) undzurück nach Kalkutta, um bei Professor Hughes ihren Job als Forschungsassistenten anzutreten. Mit Hughes landeten sie in abgelegenen Dörfern ohne Kanalisation. Seite an Seite auf offenen Feldern hockend, entleerten sie ihren Darm. Sie erlebten Abenteuer, sahen heilige Männer über glühende Kohle gehen, filmten Interviews mit bedeutenden Choreographen indischer Maskentänze und lernten einen echten Maharadscha kennen, der einen Palast, aber kein Geld hatte und einen ramponierten Regenschirm als Sonnenschirm benutzte. Ab April wurde es heiß. Die Monsunzeit war noch Monate entfernt, doch Mitchell spürte schon, wie das Klima unwirtlich wurde. Ende Mai, bedrückt von der steigenden Temperatur und einem Gefühl der Ziellosigkeit, entschied er, es sei Zeit, nach Hause zu fahren. Larry wollte noch Nepal sehen und blieb einige Wochen länger.
    Von Kalkutta aus flog Mitchell zurück nach Paris, wo er ein paar Tage in einem annehmbaren Hotel übernachtete und ein letztes Mal von seiner Kreditkarte Gebrauch machte. (Zurück in den Staaten, würde er das nicht mehr rechtfertigen können.) Gerade als er sich an die europäische Zeit anzupassen begann, buchte er einen Charterflug zurück zum JF K-Airport . Und so war er allein in New York, als er erfuhr, dass Madeleine Leonard Bankhead geheiratet hatte.
    Mitchells Strategie zu warten, bis die Rezession vorbei war, hatte nicht funktioniert. Die Arbeitslosenrate lag im Monat seiner Rückkehr bei 10,1   Prozent. Vom Shuttlebus nach Manhattan aus sah Mitchell verrammelte Geschäfte mit weiß übermalten Schaufenstern. Es gab mehr Leute, die auf der Straße lebten, sowie einen neuen Begriff für sie: Wohnungslose. In seiner eigenen Geldbörse waren nur noch 270   Dollar in Reiseschecks und ein Zwanzigrupienschein, den er als Souvenir behalten hatte. Da er nicht für ein Hotel in NewYork blechen wollte, hatte er von der Grand Central aus Dan Schneider angerufen und gefragt, ob er ein paar Tage bei ihm pennen könne, und Schneider hatte ja gesagt.
    Mitchell fuhr mit dem Shuttlebus bis zum Times Square und sprang dann in die Linie 1 zur Seventy-ninth Street. Schneider drückte auf den Summer und wartete an der Wohnungstür, als Mitchell auf seiner Etage ankam. Sie umarmten sich kurz, und Schneider sagte: «Puh, Grammaticus. Du riechst ein bisschen überreif.»
    Mitchell erklärte feierlich, er habe in Indien aufgehört, Deodorants zu benutzen.
    «Na ja, wir sind hier in Amerika», sagte Schneider. «Und es ist
Sommer
. Kauf dir mal Old Spice, Mann.»
    Schneider kleidete sich, passend zu seinem Bart und seinen Cowboystiefeln, ganz in Schwarz. Seine Wohnung war auf etwas pingelige Weise hübsch eingerichtet, mit eingebauten Bücherregalen und einer Kollektion bunt schillernder Keramiken von einem Künstler, den er «sammelte». Er hatte einen annehmbaren Job beim Manhattan Theatre Club, für den er Förderanträge schrieb, und freute sich, Mitchell im Dublin House, der Bar in der Nähe seiner Wohnung, einen auszugeben. Bei diversen Pints Guinness setzte er ihn über jeden Klatsch und Tratsch im Zusammenhang mit der Brown ins Bild, den Mitchell in Indien verpasst hatte. Lollie Ames war nach Rom

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