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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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genau erinnerte, zu kämpferisch. Hübsch war sie ja gewesen, gar keine Frage. Aber fügsam und brav? Mit Sicherheit nicht, da wäre er jede Wette eingegangen. Kein Vergleich zu Matilda. Keine geeignete Heiratskandidatin, gleichgültig, aus welchem adeligen Haus sie stammen und was für Verbindungen sie haben mochte.
    Als er damals nach dem Scheitern der Unterredung fuchsteufelswild das Anwesen verlassen hatte, da musste er ganz nahe an ihr vorbei. Anscheinend hatte sie sich das Haar mit Lavendel gewaschen, denn der Duft vernebelte ihm fast die Sinne, obwohl sie erschrocken zurückwich. Im allerletzten Augenblick, fast schon zu spät, war ihm dann doch noch seine höfische Erziehung eingefallen. Ungeachtet seiner Wut hatte er doch Stil bewiesen, sich anständig von ihr verabschiedet und ihr die Hand geküsst. Wieso nur konnte er sich an diesen Augenblick so erstaunlich glasklar erinnern? Die Berührung der federleichten, zartgliedrigen Finger hatte, wenn auch nur kurz, seinen Zorn vorübergehend überlagert. Kühle, glatte, herrliche Haut, wie Seide an seinen Lippen. Und das Erstaunlichste war: Am liebsten hätte er gar nicht mehr damit aufgehört, sie zu küssen.
    Er verzog das Gesicht, als er daran dachte, wie sein Körper auf die Berührung reagiert hatte. Er hatte das Mädchen damals verschmäht, und das galt auch weiterhin. Dass sich nun etwas in seinen Lenden regte, lag lediglich daran, dass er monatelang jegliche weibliche Gesellschaft hatte entbehren müssen. Das ließ sich leicht beheben.
    Im Übrigen: Der Vorfall war lange her. Gervase konnte sich nicht einmal an den Namen des Mädchens erinnern. Unbehaglich wand er sich im Sattel. Wenn er nicht einmal wusste, wie sie hieß – wieso war ihm die Kleine dann so nachdrücklich im Gedächtnis haften geblieben?

3. KAPITEL
    Rosamund de Longspey hatte ihren Plan unverzüglich in die Tat umgesetzt. Aus einem angeblichen Besuch des Jahrmarkts in Salisbury, selbstverständlich mit Fuhrwerk für etwaige Einkäufe, dazu mit zwei Zofen, zwei bewaffneten Begleitern sowie Edith, der Zofe ihrer Mutter, wurde eine überstürzte Flucht nach Clifford, von der Earl Gilbert erst erfuhr, als es zu spät war. Die erste Nacht im neuen Zuhause verbrachte man, in die Mäntel gehüllt, in einem der unmöblierten Räume im Westturm. Um die Kemenate der Burgherrin wohnlich zu gestalten, waren erst umfangreiche Arbeiten vonnöten. Die überall in dem Gemäuer herumliegenden schmutzigen Decken oder Umhänge benutzte man vorsichtshalber lieber nicht, und deshalb war die Nacht kalt und ungemütlich. Das Brot, das man am nächsten Morgen essen wollte, war hart und nahezu ungenießbar. Aus diesem Grunde hatte sich Rosamund in übler Stimmung befunden, als sie von draußen den Tumult vernahm und beim Hinaustreten feststellte, dass das Tor offen stand und ein ihr unbekannter Ritter mit einem Trupp Soldaten gerade dabei war, direkt vor ihrer Nase das Kommando über ihr Kastell zu übernehmen.
    Und nun hielt dieser unverschämte Fremde sie in seinen starken Armen gefangen und behauptete, Herr von Clifford zu sein. Mit einem Mal erwachte Rosamund aus ihrer Lähmung und begann wieder, mit den Fäusten auf ihn einzuschlagen. Doch so wütend sie auch auf ihn eintrommelte – gegen diesen muskelbepackten Recken konnte sie nichts ausrichten. Als sie den Blick hob und ihm ins Gesicht sah, da fuhr ihr der Schreck erneut in die Glieder. Ein Gefühl der Verzweiflung überkam sie angesichts jener kalten grauen Augen, mit denen er sie anblickte, denn in ihnen lag blanker Hass.
    Würde er ihr Gewalt antun? Sie entehren? Sie kannte die Geschichten von solchen abscheulichen Übergriffen, bei denen kein weibliches Wesen sicher war vor einer brutalen Schändung, ganz gleich, ob es sich um eine Edeldame handelte oder um eine einfache Dienstmagd. Hatte er das etwa vor? Hier in der Burg, vor aller Augen? Dass ihr womöglich solch eine Schande bevorstand, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    „Loslassen!“, fauchte sie und bearbeitete seine mächtige Brust weiter mit den Fäusten.
    „Mit Vergnügen!“, knurrte er. Nur packte er sie umso fester, sodass ihre Füße vom Boden abhoben. Rosamund stieß einen Angstschrei aus und musste sich an seinen Schultern festklammern, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    „Nun kreischt mir doch nicht so ins Ohr, Mädchen!“ Er hob sie noch ein wenig höher und drehte sie seitwärts. „Mein Problem wäre natürlich sofort gelöst, wenn Ihr von einem meiner

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