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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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begegnete Agathe in der Tür, gerade kam sie mit einem Tischchen herein. Sie hatte es sich in die Taille gestemmt und versuchte umständlich, es irgendwie durch die Tür und in Tibos Arbeitszimmer zu bugsieren.
    «Überraschung!» Agathe grinste einfältig. «Ich dachte, ich stelle den hier hinein. Ich dachte, vielleicht können wir zusammen arbeiten? Dann geht es schneller. Und die Kekse habe ich auch mitgebracht.» Tatsächlich, da war es – ein Paket mit Ingwerkeksen rutschte auf den Rand der Tischkante zu.
    «Stell das sofort ab!», befahl Tibo.
    «Willst du nicht, dass ich bei dir sitze?»
    «Ich will nicht, dass du dich verhebst. Lass mich das machen.»
    Tibo nahm das Tischchen und schob es an den Schreibtisch, bis die Tischplatten sich berührten. Es sah aus, als hätte seine Schreibtischunterlage ein fremdes Land annektiert. «Ich hole die Schreibmaschine», sagte er.
    Agathe kam mit ihrem Stuhl und einem Ries städtischen Briefpapiers hinterher. «Das ist lustig», sagte sie, setzte sich hin und blätterte ihre Kladde auf.
    «Das ist verrückt», sagte Tibo, während er sie kopfschüttelnd und mit einem Lächeln betrachtete. «Verrückt.»
    Aber sie schafften die Arbeit tatsächlich, schoben sich Ingwerkekse zu, kauten und knusperten und fegten Krümel auf den Teppich, bis sich unter den Schreibtischen kleine, fettige Häuflein gebildet hatten. Bisweilen saßen sie auch minutenlang nur da und beobachteten einander, wobei der eine stets Wert darauf legte, vom anderen nicht beim Beobachten beobachtet zu werden, während die Papierstapel wuchsen, umgeschichtet wurden und schließlich in grauen, korrekten, altmodischen Aktenordnern verschwanden.
    Tibo streckte den Arm aus und schaltete seine Schreibtischlampe ein. Überall im Raum sprangen Schatten auf. «Es ist spät», sagte er, «schon nach fünf.»
    «Ich kann noch bleiben», sagte Agathe.
    «Nein. Auf gar keinen Fall. Lieber nicht», sagte er mit flehentlicher Stimme, «das Wochenende hat angefangen. Du hast ein Anrecht darauf.»
    «Ja», sagte Agathe. Sie stand auf und streckte sich, ganz und gar Kurve und Form und Bewegung und Schönheit und Schwermut. Das Wochenende. Da war das Wort schon wieder.Die zwei langen Tage. Die Zeit der Einsamkeit. Und während der ganzen Zeit, abends wie morgens, würde die Fähre nach Dash hinüberpendeln, voll mit Paaren, die händchenhaltend an der Reling oder am Bug standen oder lachend an der Bar saßen, und dann, wenn das Schiff die Insel erreichte, nahmen sie ihr Gepäck und liefen über das Pier, um sich einen Gasthof mit prasselndem Kaminfeuer und klopfenden Wasserleitungen zu suchen, wo sie sich mit einer Flasche Wein ins Bett fallen ließen, um zu lachen, zu toben und sich zu lieben. Aber Agathe würde nicht dabei sein, und am Sonntag würde Tibo um ein Uhr im Kopernikuspark sitzen, um der Feuerwehrkapelle zu lauschen. «Ja, ich glaube, ich muss jetzt los», sagte Agathe.
    Draußen im Flur schepperte Peter Stavos Putzeimer. Sein Mopp klatschte und wischte wie ein Tintenfisch auf der Flucht.
    «Ich bringe den Tisch zurück.»
    «Nein», sagte Tibo, «sei nicht albern. Geh nach Hause.»
    «Also schön. Vielen Dank. Guten Abend.» Sie hielt inne. «Tibo.»
    «Guten Abend, Agathe. Guten Abend, Agathe ‹einen gestrichenen Teelöffel› Stopak.»
    Sie lächelte ihn an, und nach ein paar schnellen Schritten war sie draußen im Vorzimmer. «Das war nett heute, nicht wahr? Das Mittagessen und alles. Nett.»
    «Es war wunderbar», sagte Tibo. «Das Mittagessen und der Kaffee und das. Alles.»
    «Alles. Ja.»
    Tibo hörte den Garderobenständer wanken und stellte sich vor, wie Agathe in ihren Mantel schlüpfte. Er hörte, wie sie Peter Stavo ein «Wiedersehen» zuhauchte, und dann wurde es still.

 
    SO, WIE JEDER MOMENT in Agathes Gegenwart auf einmal viel intensiver und lebendiger war, verblasste die Welt für Tibo mit einem Schlag, sobald sie das Büro verlassen hatte. Ihn erwarteten eine Fahrt mit der Tram, die Abendzeitung, ein Teller von der Suppe, die er vor drei Tagen gekocht hatte, die Badewanne und das Bett, aber daran dachte er nicht. Und dann wurde es Samstag, und das Hämmern, das Herzklopfen, der Zahnschmerz setzten wieder ein. Agathe, Agathe, Agathe – immer wieder ging ihm ihr Name durch den Kopf.
    «Einkaufen!», ermahnte Tibo sich, als er seinen halbvollen Kaffeebecher in die Spüle entleerte. «Anzüge. Los, Krovic, raff dich auf.» Er klopfte seine Taschen ab, um sicherzustellen, dass sich Geldbörse

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