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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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festgestellt, als sie mit Victoria die Aufsicht übernommen hat.«
    »Ne! Wirklich?«
    Anni nickte. »Klar doch. Ist’ne fiese Gemeinheit, was?«
    »Pssst!« Die Leute, die neben ihnen standen, wurden neugierig.
    »Später!«, hauchte Anni und verschwand.
    Elena steckte die Hände in die Taschen. Poldy würde sie den Schabernack zutrauen; er würde es sicher als lustiges Späßchen deklarieren. Wer kam sonst noch in Frage? Ihre Schwester? Vor der Möglichkeit scheute sie zurück wie ein wildes Pferd: Das wäre … das wäre allerdings der Gipfel der Rachsucht.
    Sie sann über ihre Schwester nach und fragte sich zum tausendsten Mal, wie es kam, dass ihre Familie so verkorkst war. Dafür musste es eine Erklärung geben! Aber verdammt noch mal - welche? Dann drifteten ihre Gedanken zu Max. Wie ungläubig er sie angestarrt hatte, als Stefan das Theater abzog! Was für ein Glück, dass sie Stefanies Plan durchschaut und ihr die Wahrheit ins Gesicht geschleudert hatte! Sie mochte gar nicht daran denken, was hätte passieren können - vor allem in Hinblick auf Max! Elena rief sich die Sicherheit, die Geborgenheit und die Wärme ins Gedächtnis zurück, die sie fühlte, als er seine Arme um sie legte. Sie schloss die Augen und überließ sich ihren Gefühlen für Max.
    Einige Minuten später spürte sie, wie Charly neben ihr
aufhorchte. »… Ich bin am Schluss meiner Rede angelangt. Bevor ich das Wort an unseren Schulsprecher Max übergebe, habe ich noch eine sehr erfreuliche Aufgabe zu erledigen«, sagte Professor Mori gerade. »Zwei Schülerinnen, die nach den Faschingsferien zu uns gekommen sind, haben sich so gut in die Gemeinschaft eingefügt und nehmen so engagiert an unserem Leben teil, dass wir heute die Gelegenheit ergreifen, ihnen vor Ablauf der drei Monate den Pulli der Rosianer zu verleihen. Elena und Charly, bitte kommt zu mir aufs Podium!«
    Charly stieß Elena an. »Sie meint uns!«
    Beide stolperten verlegen nach vorn und stellten sich neben Professor Mori.
    »Elena und Charly, ihr habt die Taufe mutig und tapfer über euch ergehen lassen und seid nun aufgenommen in unsere Gemeinschaft. Nehmt die Pullover als Auszeichnung entgegen und tragt sie würdig.«
    Alle Anwesenden klatschten. Die Rosianer skandierten: »An-zie-hen! An-zie-hen!«
    Stolz streiften sie die Pullis über, dann sprang Charly vom Podium - sie hatte ihre Eltern gesehen -, und Elena ging zu ihrem Platz am Ende der Halle zurück.
    »Nun ist die Zeit für die Rede unseres Schulsprechers gekommen. Max -«
    Wie Professor Mori legte Max sein Manuskript aufs Rednerpult, schaute freundlich lächelnd in die Runde, räusperte sich, begrüßte die Anwesenden und begann damit, die Themen der Reden seiner Vorgänger aufzuzählen: Das optimale Lernen. Die Förderung der Stärken der Schüler. Bildungshindernisse. Und so weiter und so fort.
    »Ursprünglich einigte ich mich mit Frau Professor Mori auf das Thema: ›Leben und Lernen im Internat - Für und
Wider‹«, fuhr Max fort . » Frau Professor Mori, erst als ich mich damit befasste, stellte ich fest, dass es, bezogen auf meine Person, anders lauten muss. Nämlich: ›Lernst du nur - oder lebst du schon‹? Ich gehe davon aus, dass Sie die geringfügige Änderung des Themas verstehen werden.« Mit verschmitztem Lächeln wartete er ihre Zustimmung ab.
    » Nun denn. Ich beginne mit der Schilderung eines Tages im Spätwinter. Bis zu diesem Tag war ich ein fleißiger Schüler und teilte die Auffassung, dass das Leben in einem Internat ein Leben in der Warteschleife ist: Wir lernen hier, damit wir es später in Leben zu etwas bringen. Hoffentlich.«
    Ein paar Schüler räusperten sich betont laut.
    »Das bedeutete: Ich passte im Unterricht auf, am Nachmittag erledigte ich pflichtgemäß meine Hausaufgaben, ich nahm am Sportunterricht teil, versah meinen sozialen Dienst, half Jüngeren, wenn sie meine Hilfe benötigten, ich widmete mich meiner Aufgabe als Schulsprecher, ich aß, ich trank, kurz - ich war ein musterhafter Schüler unseres Internats. Mir ging es gut, mir fehlte nichts.«
    Max fuhr sich mit beiden Händen durch die dunklen lockigen Haare.
    »Mann, sieht der süß aus! In den könnte ich mich sofort verlieben«, flüsterte das Mädchen neben Elena. »Ich muss meinen Eltern beibringen, dass ich nur in dieses Internat will.«
    »Du!« Ihre Nachbarin stieß sie an. »Wenn du gehst, geh ich mit!«
    »Pssst!«, machten die Umstehenden.
    Max räusperte sich. »Dann kam eine neue Schülerin in unser

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