Die Liebesluege
Finger auf Stefanie, »du hast Stefan Soreau auf Elena angesetzt. Du wolltest, dass sie sich in ihn verliebt.«
»Elena hatte noch nie einen Freund«, entgegnete Stefanie boshaft. »Einem Mann wie Stefan konnte sie nicht widerstehen, was?«
Elena, am ganzen Leib zitternd, wand sich aus Max’ Armen. »Das hast du geplant«, bestätigte Elena. »Hast du ihn angeheuert und dafür bezahlt? Sag, hast du?«
Stefanie warf den Kopf zurück.
»Du hast ihn dafür bezahlt. Warum hätte er sonst das Theater gerade eben abziehen sollen?«
Soreau stand da wie ein begossener Pudel.
»Ich sollte mich in ihn verlieben, dann sollte er mich fallen lassen wie ein nasses Handtuch. Das war dein Plan. Er ist schiefgelaufen. Du hast das Geld umsonst ausgegeben.«
»Das stimmt nicht! Stefan hat mir gesagt -«
»Er lügt.« Elena ging auf ihre Schwester zu. »Stefanie, es ist aus. Dein Plan ist missglückt. Er -«, sie deutete mit dem Kinn auf Stefan Soreau, »hat dir alles vermasselt. Aber nicht
nur deshalb hast du verloren. Ich bin nicht mehr die kleine Schwester, die du kennst. Sag den Eltern, ich … ich hätte sie gerne geliebt. Und … ich hätte so gerne eine große Schwester gehabt. Aber«, sie hob die Schultern, »aber manche Wünsche gehen eben nicht in Erfüllung.«
»Dafür gehen andere in Erfüllung.« Charly kochte vor Wut. »Zum Beispiel der, dass ich um Hilfe rufe, wenn ihr beide nicht sofort verschwindet!«
Während sie ihnen hinterherschaute, zog Max Elena auf eine Bank. »Das, was Charly vermutet … stimmt das?«
Elena nickte.
»Deine Schwester hat diesen Kerl auf dich angesetzt? Ist das dein Geheimnis? Ist es dieser Stefan Soreau?«
Elena schüttelte den Kopf. »Er hat nichts zu bedeuten.«
»Er hat dir vorgespielt, er sei in dich verliebt?«
»Er war ein miserabler Lügner. Ich habe ihm nicht geglaubt«, flüsterte Elena.
»Wenn du ihm geglaubt hättest? Was dann, Elena?«
Das war die entscheidende Frage! In Sekundenschnelle sah Elena ihr Leben in Heidelberg vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen. »Ich war mir nicht sicher, ob ich mich in dich verliebt hatte. Ich hatte noch nie einen Freund, Max. Ich wollte sichergehen, dass du der Richtige bist. Nur deshalb hab ich Stefan getroffen.«
»Und?«
»Eigentlich wusste ich es schon vor dem Treffen.«
Charly war Stefanie und Stefan ein Stück weit gefolgt; jetzt kam sie zurück und setzte sich neben Elena auf die Bank. »Dieser Typ, dieser Stefan Soreau, ist ein Model«, sagte sie. »Dorothea aus der Elften hat ihn bei einer Show im Casino gesehen. Ich frage mich nur, wo deine Schwester ihn kennengelernt haben könnte.«
»Sie modelt auch - hat es zumindest getan.« Elena wartete noch immer auf Max’ Antwort. Sie konnte kaum atmen; sie fühlte sich, als stecke sie unter einer dicken Decke, die ihr Luft und Sicht raubte. Verkraftete er die Wahrheit? Hätte sie ihn mit einer Lüge beruhigen sollen? Nein, die Zeit der Lügen war vorbei, endgültig vorbei! Aus den Augenwinkeln heraus schaute sie zu ihm hinüber und - er lächelte.
In diesem Augenblick eilte Jem auf sie zu. »Mensch, Max! Professor Mori lässt dich überall suchen! In einer Viertelstunde musst du in der Halle sein!«
Max stand auf, dann beugte er sich zu Elena hinunter, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. » Ich bin dîn, du bist mîn . Vergiss das nicht«, flüsterte er so leise, dass nur sie es hören konnte. Dann richtete er sich auf. »Kommt ihr auch?«
»Natürlich kommen wir«, versicherte Charly. »Bist du aufgeregt?«
»Und wie! Mir zittern jetzt schon meine Knie - scheiß Schulsprecherjob! Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich ihn nicht angenommen!«
Elena lächelte ihn an. »Max?«
»Ja?«
»Du schaffst das locker. Ich weiß das.«
»Meinst du?«
»Natürlich wissen wir das«, versicherte Charly. »Wir drücken dir die Daumen, und wenn du unbedingt darauf bestehst, auch die großen Zehen.«
Elena nestelte die Kette mit dem Schlüsselchen vom Hals und legte sie Max in die Hand. »Unser Talisman.«
»O! Ich muss los! Denkt daran - Daumendrücken!« Damit drehte er sich um und spurtete über den Rasen.
Ein paar Minuten saßen Elena und Charly noch auf der
Bank. »Um deine Schwester beneide ich dich nicht«, sagte Charly. »Was für ein Biest!«
»Die Familie kann man sich nicht aussuchen. Aber man muss auch nicht an ihr kleben bleiben. Nicht, wenn man alt genug ist, um zu wissen, was man will.«
»Und in ein Internat gehen kann«, fügte
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