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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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auseinanderklaffte. Der kurze Rock war hochgerutscht, sodass die dicken Oberschenkel in den schwarzen Perlonstrümpfen in all ihrer Pracht zu sehen waren. Dazu trug sie hohe rosa Schuhe mit silbernen Plateausohlen, hatte den pinkfarbenen Lippenstift über die Ränder hinaus aufgetragen und schob gelangweilt einen Kinderwagen hin und her.
    »Oho!« Elena grinste. »Ich will Swettys Mutter ja nichts Böses andichten, aber eigentlich stelle ich mir so eine Dame vor, die sich ihr Geld in einem gewissen Gewerbe verdient.«
    »Hmmm! Was hältst du von dem Stiefvater?«
    Er war sehr dick. Immer wenn er an der Zigarre zog, wurde ein breites Gliederarmband sichtbar. Der Diamantring an seinem kleinen Finger blitzte auf, und wenn er sich vorbeugte, durfte jeder die Goldkette im offenen Kragen des schwarzen Seidenhemds bewundern.
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Elena nachdenklich. »Er sieht irgendwie gefährlich aus; Typ Bodyguard, würde ich sagen. Oder Türsteher.«
    »Türsteher ist gut. Nur wo?« Charly schaubte verächtlich. »Jedenfalls wissen wir jetzt, warum Swetty in den Ferien nicht nach Hause fährt. Bei dem Stiefvater! Und ich ahne, warum sie so verbissen lernt.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Elena! Du musst Swetty nur anschauen, dann weißt du es!«
    Elena sah zu dem Trio hinüber. Swetlana hatte die blonden Haare und die Figur ihrer Mutter, nur dass sie längst nicht so in die Breite gegangen und bis auf ein paar Strähnchen natürlich blond war - aber das war auch alles, was sie
mit ihrer Mutter gemeinsam hatte. Swetty sah in dem weinroten Pulli, der weißen Bluse, den zum Knoten geschlungenen und im Nacken festgesteckten Haaren samt ihren Perlohrringen elegant und kein bisschen ordinär aus; den hochgeschlitzten Rock allerdings hätte auch ihre Mutter tragen können.
    »Lana sitzt neben ihrer Mutter, als wäre sie eine Fremde«, fasste Elena ihren Eindruck zusammen. »Noch kein einziges Mal, seitdem wir sie beobachten, hat sie zu ihrem Stiefvater rübergeschaut, und von dem Baby will sie auch nichts wissen.«
    »Sie schämt sich für ihre Familie, sie will aus den Verhältnissen ausbrechen, deshalb lernt sie wie eine Wahnsinnige. Geld ist vorhanden; sie hat begriffen, dass das ein Türöffner, aber nicht die Eintrittskarte ist«, erklärte Charly.
    »Eintrittskarte wofür?« Verborgen unter den Zweigen der Trauerweide schaute Elena immer wieder den Menschen um sie herum nach.
    »Mensch, Elena, so begriffsstutzig bist du doch sonst nicht! Ist was? Hast du Stress mit Max?«
    »Sorry. Ich … Könnt ja sein, dass ich doch Besuch bekomme«, platzte sie heraus.
    »Vergiss es!« Charly stieß sie an. »Mach dir keine unnötigen Hoffnungen, dann wirst du nicht enttäuscht. Überhaupt sage ich dir eins: Lieber will ich keine Eltern, als mich für sie schämen zu müssen.«
    »Niemand kann sich seine Eltern aussuchen.« Elenas Magen zog sich zusammen. Sie ballte die Fäuste und flüsterte, obwohl nur Charly sie hören konnte: »Lana geht es wie mir. Sie will nichts von ihnen wissen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ihr Stiefvater ziemlich gemein sein
kann; so nach dem Motto: Mein Geld ist dir recht, aber ich bin dir nicht gut genug.«
    »Klar. Deshalb lernt sie ja auch wie eine Besessene. Sie will nicht von ihm abhängig sein. Vielleicht spekuliert sie sogar auf eine Freistelle, und wenn sie einen guten Abschluss schafft, auf ein Stipendium. Bleibt allerdings die Frage, was sie sich von Valerie verspricht. Aber das bekommen wir auch noch heraus.« Sie sah auf die Uhr. »Komm, lass uns zu Haus Shelley gehen; Gordys Führung beginnt jetzt. Ich möchte hören, was er zu sagen hat.«
    Elena und Charly schlängelten sich zwischen den Müttern, Vätern und Kindern durch und lehnten sich an die Hauswand. Gordon lächelte flüchtig zu ihnen herüber; so deutlich, als wäre es ihm auf die Stirn geschrieben, sahen sie, dass ihm ihre Anwesenheit nicht geheuer war.
    Charly warf ihm eine Kusshand zu. »Wir bringen dich nicht aus dem Konzept; wir soufflieren dir sogar, wenn du stecken bleiben solltest, was wir aber nicht annehmen, Gordy! Und überhaupt sind wir ganz brav!«, rief sie so frech, dass die Umstehenden schallend lachten. Sie stieß Elena an. »Siehst du irgendwo den Schnorrenden Schatten? Wo Gordy ist, ist Poldy nicht weit, hab ich recht? Na, wo ist er nur?«
    »Warum machst du das?« Elena hätte vor Verlegenheit in den Boden versinken können.
    »Ich erkundige mich doch nur, wo unser lieber Poldy steckt«,

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