Die Liebesluege

anerkennende Bemerkungen von Eltern und Besuchern anhören musste, wich er nicht von Elenas Seite, und so dauerte es ziemlich lange, bis sie an Professor Moris Tür klopften.

    Als am späten Abend alles überstanden war: Professor Moris bohrende Fragen, Stefanies Erklärungen, ihre Ausflüchte und ihre Beschönigungen, und Elena den ganzen Schlamassel aus ihrer Sicht berichtet hatte, und als die letzten Besucher abgefahren, die Stühle und Tische weggeräumt, die Dekorationen beseitigt und die Abfalleimer geleert waren und Villa Rosa, Haus Shelley, Garten und Park schon fast wieder aussahen wie an jedem anderen Tag, wanderten Max und Elena zu ihrer Bank im Wäldchen.
    Nichts stand mehr zwischen ihnen; jetzt kannte Max ihren ganzen Familienschlamassel. Er wusste von ihrer
Lüge, von Stefanies Rache und von der Strafe ihres Vaters, die sich letztendlich als Glück erwiesen hatte. Sie war sehr froh, dass er ihre Schwester erlebt hatte und ihr die Sache mit Stefan Soreau nicht übel nahm.
    Elena fühlte sich so glücklich wie nie zuvor. Sie hatte eine selbstsüchtige Schwester verloren und eine Freundin gefunden, die ihr auch in den kritischsten Situationen beistand, und sie hatte Max.
    Das war viel, viel mehr, als das, was sie sich in ihren hoffnungsvollsten Träumen ausgemalt hatte. Sie kuschelte sich an Max und wäre völlig zufrieden gewesen, wenn nicht noch eine Frage in ihr gebohrt hätte.
    »Ist was?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Nirgendwo ist die Konkurrenz größer und allgegenwärtiger als in einem Internat . Das hast du heute in deiner Rede gesagt.«
    »Stimmt.«
    »Du hast auch gesagt, das zwinge einen, sich zu entscheiden.«
    »Stimmt auch.«
    »Entscheidungen kann man widerrufen.«
    »Auch das stimmt!« Er sprang auf und zog etwas Glänzendes aus seiner Hosentasche. »So leicht wird dir das aber nicht gelingen, Elena. Ich habe nämlich vorgesorgt.« Er legte ihr die Kette mit dem Schlüsselchen um den Hals. »Du bist mîn .«

Literatur:
    Das vollständige Gedicht lautet:

    Dû bist mîn, ich bin dîn:
    Des solt dû gewis sîn.
    Du bist beslozzen
    In mînem herzen;
    Verlorn ist daz sluzzelîn:
    Dû muost immèr drinne sîn.

    In:

    Reiners, Ludwig: Der ewige Brunnen, S. 105

    English Verse, vol. IV, Scott to E. B. Browning. Darin George Gordon Byron, Lord Byron, 1788-1824, S. 219 ff.

    Bibliothec Dracula, Shelley, Mary Wollstonecraft Shelley: Frankenstein

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    Sissi Flegel hat alles erlebt, was man erleben muss, um Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Sie kommt aus einer Großfamilie, ging auf ein Mädcheninternat zur Schule, studierte Sprachen und arbeitete als Lehrerin, bis sich ihre Erfahrungen verselbständigen und in Büchern materialisierten. Ihre witzigen Mädchenbücher sind Bestseller und ihre Fangemeinde wächst ständig. Um näher an den Alltag zu kommen, entstehen ihre Mädchenbücher meistens vor Ort. Die Autorin arbeitet bereits am Nachfolgeband zur »Liebes Lüge«.

    Von Sissi Flegel ist außerdem bei cbj lieferbar:
    My Story. Streng Geheim. Doppelt verliebt hält besser (13465)
    My Story. Streng Geheim. Aller guten Jungs sind drei (13573)

cbj ist der Kinder- und Jugendbuch-Verlag in der Verlagsgruppe Random House

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    1. Auflage 2010
    © 2010 cbj Verlag, München
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