Die Liebesverschwörung
hellblau an. Laura entspannte sich. Es war gemütlich.
»Ziehen Sie den Pelz aus, es wird zu warm«, schlug er vor.
Laura beschloß, alles auf eine Karte zu setzen.
»Kann ich nicht. Ich bin nicht … äähhh … nicht ganz vorschriftsmäßig angezogen«, verriet sie.
»Sie sind wohl vor irgendwem weggelaufen. Brauchen mir nichts zu erzählen. Neugierig bin ich eigentlich gar nicht«, sagte der Riese und kellte sich Rühreier auf. »Muß ja ein widerlicher Kerl gewesen sein!«
»Nein. Überhaupt nicht. Wir waren häßlich zu ihm. Ich meine …«
Und dann erzählte Laura dem Fremden die ganze Geschichte. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Die drei Musketiere waren eingeduselt und schienen im Schlaf allerhand Abenteuer zu bestehen. Winselten manchmal, knurrten, bellten, seufzten, als müßten sie Lauras Geschichte untermalen.
Der Riese hörte aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, sagte er: »Wissen Sie was? Kein Grund zur Aufregung. Nachher rufen Sie die alte Dame an und sagen ihr, wo Sie sind. Aber zuerst müssen Sie sich richtig ausschlafen. Hier stört Sie keiner. Das Zimmer wird wohl nicht besonders in Schuß sein. Meine Frau ist nämlich zur Kur, und ich bin nun mal kein Hausmann. Wenn Sie ausgeschlafen haben, sieht die Welt wieder freundlich aus. Und soll ich Ihnen noch was sagen? Der Kerl, also dieser Herr da, der liebt Sie, das ist sonnenklar.«
»Meinen Sie wirklich?« murmelte sie.
Er warf sich stolz in die Brust.
»Wissen Sie, ich war früher Schützenkönig. Und das auch bei den Mädchen. Von der Liebe verstehe ich was. Wenn alles wieder in Ordnung ist bei Ihnen, schreiben Sie mir dann 'ne Ansichtskarte?«
Laura mußte lachen. »Klar, mach ich!«
Mit dem Vertrauen ist es eine sonderbare Sache. Laura vertraute dem fremden Mann. Blindlings. Und sie mußte es nie bereuen.
7
Das Gespräch zwischen Eberhardt und Mike auf Berckenhof verlief anfangs keineswegs harmonisch.
»Weißt du eigentlich, ich meine, ist dir klar, wie mies du dich benimmst?« fragte Mike drohend seinen Freund von gestern. »Eine junge Frau zu verführen, die einem vertraut! In der Absicht, sie nachher einfach rüde auszubooten! Ja, schämst du dich denn gar nicht!?«
»Und das sagst du mir? Ausgerechnet du, der du mit deinen zahllosen Abenteuern und Frauengeschichten hier rumgeprotzt hast, Mike Kringel?!«
Danach redeten beide ungefähr drei Minuten lang aufeinander ein, hoben drohend die Stimmen, bis Mike sich durchsetzen konnte und schrie: »Sie ist meine Schwester. Sie ist Laura, Laura Kringel! Und ich dulde es nicht, daß meine Schwester …«
Eberhardt winkte ab.
»Ich weiß längst, daß sie deine Schwester ist. Vom ersten Augenblick an wußte ich, daß ihr euch einen Spaß mit mir machen wolltet«, übertrieb er schamlos. »Und ich dachte: Wie sie mir, so ich ihnen. Ich habe eben mitgespielt. Das hat sie nun davon.«
Daraufhin holte Mike tief Luft und brach in eine neue, sehr lange Schimpfkanonade aus.
»Das sind ja Abgründe! Ich habe dich immer für einen anständigen Kerl gehalten, Eberhardt Bercken. Und was stellt sich heraus? Du bist ein skrupelloser Ladykiller. Ein Mensch ohne Gewissen. Daß du meiner Schwester so übel mitgespielt hast, macht es nur noch schlimmer. Da liegt das arme Mädchen in seinem Bett und glaubt an dich. Keine Ahnung hat Laura, daß du sie nur zu deinem Vergnügen mißbrauchst. Oh, ich würde dich verprügeln, wenn du nicht so groß und kräftig wärst! Aber du hast dich ganz schön entpuppt. Die Bande unserer Freundschaft sind zerschnitten, merk dir das! Ich hole jetzt meine kleine Schwester und verlasse dich. Nie wieder will ich mit dir zu tun haben. Nimm dir einen anderen Tierarzt, verstehst du?!«
»Nun sei mal nicht so melodramatisch, Mike«, versuchte Eberhardt den aufgebrachten Freund zu besänftigen. Wenn es um andere Frauen ging, war der doch keineswegs so empfindsam. Aber es war nett, daß er für seine Schwester eintrat.
»Erzähl mir genau, wie ihr zu dieser Verschwörung gekommen seid«, verlangte Eberhardt und genoß es sehr, in der stärkeren Position zu sein.
»Ich bin dazu jetzt nicht fähig. Sieh mal, meine Hände zittern richtig.«
»Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, daß ich Laura liebe?«
Mike sah ihn groß an.
»Damit solltest du keinen Scherz treiben! Das arme Mädchen …«
»Ich weiß, das arme Mädchen liegt in seinem Bett und glaubt an mich. Und hat keine Ahnung, daß ich sie zu meinem Vergnügen mißbraucht habe, sagtest du nicht so, Mike
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