Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
eine Zigarette an, inhalierte tief, legte den Kopf leicht in den Nacken und blies den Rauch zur Decke. »Also glauben Sie, dass Köhn die Pocken verbreitet hat?«
Timoschenko wiegte leicht den Kopf. »Nein, das glauben wirnicht. Aber der junge Köhn hat dafür gesorgt, dass es passiert ist. Wir wissen nur nicht, warum. Es gibt zu dieser Bosch-Sekte, die Sie wohl zu Recht verdächtigen, keinerlei Kontakte von Köhns Seite. Und glauben Sie mir, wir haben großes Interesse daran, die Schweine, die das begangen haben, zu erwischen. Aber die israelischen Pocken sind nicht von Köhns Seite über Deutschland gekommen. Das gilt als sicher. Vielleicht war es wirklich diese jüdische Terrorgruppe.«
Faruk schnalzte mit der Zunge über seine Zähne und wiegte den Kopf, ehe er Timoschenko in dessen Sprache anredete. »Mein Freund, es ist ein netter Versuch, mich als Araber antiisraelischer Ressentiments zu verdächtigen. Natürlich glaubst du, dass ich das schlucken werde. Die Juden töten Deutsche aus Rache. So war es all die Jahre ja auch. Ihr habt uns ja auch immer ins Feuer geschickt, und wir haben es mitgemacht. Aber auch wenn wir in euren Augen nur dumme Kameltreiber und Teppichhändler sind, haben wir in letzter Zeit dazugelernt. Also halte mich nicht für dumm. So etwas rächt sich. Wir sind nicht mehr ein buntes Ländergemisch, das sich einfach von Väterchen Russland ausspielen lässt. Wir sind erwachsen, versteht du das?«
Timoschenko reagierte äußerlich ruhig auf diese Warnung und nickte nur sacht. Faruk wechselte ins Deutsche zurück. »Entschuldige, Regina, aber es gibt Dinge, die in der Sprache unseres Gastes einfacher zu sagen sind.«
»Kein Problem, ich bin sicher, es waren nur wohlmeinende Worte, die du unserem russischen Catering-Service an den Kopf geworfen hast.«
Faruk schmunzelte. Sie war wirklich härter als manch einer seiner syrischen Kollegen. Mit ihr wollte er keinen Streit haben.
Er fuhr fort: »Jetzt sprechen wir offen. Jemand hat aus euren Giftküchen irgendwo in Sibirien Pockenviren gestohlen, nicht wahr? Das ist zweifellos ärgerlich, weil eure Regierungen doch immer bestreiten, dass ihr welche zu militärischen Zwecken bereithaltet. Und wenn das bekannt wird, dann wird es eng für euch: Klar, denn das hieße ja für die russische Regierung Entschädigungen für die nächsten Jahrzehnte, eine Offenlegungeures Biowaffenarsenals auf den dann einsetzenden internationalen Druck hin, und weltweit steht ihr als der schlimmste Sündenbock für Tausende Tote da. Dagegen war Tschernobyl ein Kinderspiel.«
»Die Herkunft, Al-Ali, die ist jetzt doch nicht wichtig. Und wenn, dann haben schon jetzt Experten in aller Welt die Herkunft des Virusstamms auf Israel festgelegt. Aber wir wollen das Antiserum. Denn das, glauben Sie es mir, hat tatsächlich dieser Bastard entwickelt und mitgenommen.«
Der Syrer tupfte seine Lippen mit einem Taschentuch ab. Regina stand auf, um sich mit einem der wenigen Küchengeräte, einer Espressomaschine, einen Kaffee zu machen. Leonid hob die Hand und wollte das erledigen, aber Regina sah ihn nur böse an.
»Darf ich das in meiner Küche machen? Danke.«
Der Riese lächelte jovial. »Dann nehme ich auch gern einen«, rief er ihr zu.
Regina blickte fragend in die Runde.
»Mach mir bitte einen Tee«, bat Faruk.
Sie war diesen scharfen Ton nicht gewohnt, spürte aber die Anspannung des Syrers und setzte, ohne zu widersprechen, heißes Wasser auf.
»Was wisst ihr über den jungen Köhn?«, fragte Faruk den Russen.
Dieser griff nach links und legte ein iPad auf den Tisch. »Er hat einen illustren Freundeskreis, allesamt ehrenwert, vermögend und stockkonservativ: Verleger, Mediziner und Politiker. Versucht, mit einer Biotechfirma in den Niederlanden an die Börse zu gehen. Typ Playboy. Wieso?«
Faruk sah auf das Display, auf dem der Russe nun flink mit seinen Fingern die Bilder der Freunde auftauchen und verschwinden ließ. Diagramme und Verbindungsnetze erschienen. Alles war in Kyrillisch gehalten, so dass er Mühe hatte, die Erkenntnisse zu verstehen.
»Die Köhns besitzen ein gigantisches Firmenkonglomerat, das der Alte nach dem Krieg sehr geschickt und skrupellos mit Hilfe alter Wehrmachtsseilschaften aufbauen konnte.«
Faruk hob die Hand. »Ist der junge Köhn ein Faschist?«
»Nein, der nicht. Der will nur Geld für seine Eskapaden. Auch den Alten würde ich nicht so bezeichnen. Er ist ein glühender Konservativer, der an die Führung durch eine kleine
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