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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Antwort ungewöhnlich viel Zeit. »Alle Endzeitgläubigen haben eines gemeinsam: Ungeduld. Warum auf den Untergang und das Jüngste Gericht warten? Warum nicht einfach das Chaos selbst herbeiführen, um dann eine neue Weltordnung zu schaffen? Erst im existentiellen Kampf zeigen sich die wahren Werte, erscheint das Gute und Böse klar vor unseren Augen.«
    Regina verstand die Anspielung. »Sie glauben, die Bosch-Sekte habe die Pocken bewusst gestreut, um eine weltweite Pandemie, ausgehend von Deutschland, zu erzeugen?«
    »Ich bin Expertin für Kunst, nicht für Terror. Das alles ist reine Spekulation. Aber ich kannte Ezechiel und sah, wie er sich veränderte, eben noch ein scheuer Kunstliebhaber, plötzlich hasserfüllt und ängstlich. Zum Schluss sah er nicht mehr das Licht, sondern nur noch die Qualen. Er fürchtete sich vor den Flammen der Sünde. Und sein Ende gab ihm recht …«
    Reginas Puls begann zu rasen. Woher wusste Setner von Ezechiels Tod und vor allem, wie er gestorben war?
    »… vergessen Sie nicht: Da, wo Bosch Licht malte, hat er der Beschreibung der Hölle meist mehr Platz eingeräumt. So wie in dem Werk, das wir heute Morgen sahen, wie auch bei diesem hier, das in Venedig hängt.« Sie zeigte auf die Folien.
    Faruk hatte nichts von Reginas Verdacht bemerkt. Er wollte mehr über diese Sekte erfahren. »Haben Sie je mit den Bosch-Jüngernzu tun gehabt? Ich meine, hat Ezechiel einmal jemanden mitgebracht?«
    »Nein, ich kenne keinen von denen. Mir ist Fanatismus ein Graus. Ich habe mich der Kunst verschrieben.«
    Regina lächelte. Zum zweiten Mal betonte sie ihre berufliche Neigung. »Ja, das spürt man. Faruk, wir müssen weiter. Es hat mich sehr gefreut.«
    Sie legte zwei zerknitterte Euroscheine auf den Tisch und winkte dem Kellner, der sich nur widerwillig vom Fernseher lösen konnte. Faruk war ebenso wie Setner überrascht über Reginas abrupten Aufbruch, ließ es sich aber nicht anmerken. Er nickte nur freundlich und lächelte entschuldigend.
    »Natürlich, das verstehe ich«, murmelte Setner.
    Regina stand bereits. »Eines noch, Frau Doktor, woher wissen Sie von Ezechiels Tod? Er hat keine Angehörigen. In Deutschland herrscht der Ausnahmezustand.«
    Setner hielt inne und blickte versonnen auf die Muster des Marmorbodens. »Ezechiel sagte mir, dass er das Geheimnis des letzten Engels nur bei seinem nahenden Tod weitergeben würde. Also hieß Ihre Ankunft, dass er nicht mehr lebt.«
    »Ja, natürlich. Das klingt plausibel. Aber wusste er auch etwas über die Art seines Todes?«
    Jetzt erhob sich die kleine Person. Sie musste zu Regina hinaufschauen, aber das störte sie keineswegs. Sie machte nicht den Eindruck, als ob sie sich ertappt fühlte. Stattdessen wirkte sie müde und resigniert.
    »Die Schwangere wusste es. Sie rief mich vor zwei Tagen an und erzählte mir, dass Ezechiel in seiner Hütte verbrannt ist.«
    Regina hob die Augenbrauen. »Ach, Sie hatten doch Kontakt zu der Frau, die Ihrem Schützling den Kopf verdrehte?«
    Setner war jetzt sehr nah an Regina herangetreten. »Nehmen Sie sich in Acht, Sie bewegen sich auf dünnem Eis. Diese Frau ist stärker als alles, was Sie jemals erlebt haben. Sie ist …« Der Kellner schob sich zwischen die beiden Frauen. »Die Damen möchten zahlen?«
    Regina deutete stumm auf die Scheine, die auf dem Tisch lagen.Aber die Wiener Ober sind nicht gerade für ihre Servilität bekannt.
    »Darf ich fragen, was Sie damit meinen?«
    Regina wendete sich dem störrischen Mann zu, der sie blasiert ansah. Seine Nase war rotgeädert, er schien sich häufiger selbst zu bedienen – und zwar hochprozentig. Denn auch sein Atem roch nach Schnaps. Dazu kam ein stechender Schweißgeruch, der bei jeder seiner sparsamen Bewegungen unter der schwarzen Weste hervordünstete.
    »Das nennt sich Geld und dient dazu, Ihre außergewöhnliche Serviceleistung zu entlohnen.«
    Mürrisch griff der Ober nach seinem großen schwarzen Portemonnaie, was wieder eine Wolke des üblen Geruchs verbreitete, und suchte umständlich nach Wechselgeld. Die Kuratorin nutzte die Gelegenheit, packte ihre Tasche und verließ grußlos den Tisch. Sie war außergewöhnlich schnell, und Faruk hatte Mühe, sie auf der großen Marmortreppe einzuholen.
    »Entschuldigen Sie, Frau Doktor. Eine Frage noch.«
    Setner wurde zunehmend ungeduldig. »Ich habe wie Sie noch einen anderen Termin. Ich muss jetzt gehen.«
    Faruk lächelte. »Wir wollen Sie nicht bedrängen. Aber wo können wir Sie erreichen, wenn

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