Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Zimmer.
»Wie geht es Ihnen heute?«
»Na ja, ich bin schon netter geweckt worden«, antwortete sie trocken.
»Mein Vater ist mittlerweile nicht mehr so häufig in unserer Welt. Er vermischt die Dinge, vergisst Fakten, und daraus wird eine eigene Sphäre. Er weiß von unserem Auftrag, bringt ihn aber in Verbindung mit eigenen Erlebnissen aus der Vergangenheit. Es tut mir leid. Meine Tante hätte besser auf ihn aufpassen sollen. Er entwickelt zuweilen eine eigene Dynamik. Was macht die Erkältung?«
Sie hob die Hände. »Was immer Sie mir verabreicht haben, es hat geholfen. Ich bin fit.«
Er klatschte in die Hände. »Klettern Sie gern?« Sie nickte.
»Ich habe einen kleinen Trainingsraum. Wenn Sie sich anziehen, können wir uns noch vor dem Frühstück ein wenig austoben.«
Memmingen, Deutschland, 09. 12., 19.00 Uhr
Das Gewerbegebiet lag im Süden der Stadt, links und rechts der Eisenbahnlinie und wenige hundert Meter von einer Zufahrt zur A7 entfernt. Zwischen einem riesigen Baumarkt auf der einen und einer Moschee auf der anderen Seite hatte dieGemeinde eine Lagerhalle angemietet. Der Verwalter hatte die Halle mit Bedacht ausgewählt. In zwei Stunden erreichte man mit der Bahn Stuttgart, in drei Zürich, und in einer Stunde stieg man in München aus. Zudem besaß die Stadt einen kleinen Flughafen, wo immer wieder kleine Maschinen landen konnten, ohne dass es jemandem groß auffiel.
Der Schotte war müde und dennoch aufgedreht. Er hatte seit 30 Stunden nicht mehr geschlafen. Er stand vor der rostigen Hallentür und blinzelte in das gelbe Licht der Straßenlaterne. 150 Meter weiter machten sich Jugendliche einen Spaß daraus, Eisbrocken gegen die Scheibe eines Wartehäuschens zu werfen. Seine Gedanken schweiften ab. Monate hatten diese Menschen darauf hingearbeitet. Wie oft waren sie fast gescheitert, hatten an ihren eigenen Zielen gezweifelt. All die Hoffnungen, aber auch die Rückschläge, die Zweifel und der immer wieder auftretende Verrat – sie schienen jetzt wie zu einem genauen Plan zu gehören. Ein Plan, der seinen ersten Höhepunkt heute Abend hier in einer schäbigen Lagerhalle im Allgäu finden würde.
Die acht waren seit 24 Stunden auf ihrem Weg. Sie hatten sich von ihren Familien verabschiedet, sich gereinigt, entleert und waren dann aufgebrochen. Es war eine gelöste Stimmung. Denn sie alle verfolgten ihre Ziele, jeder für sich, keiner kannte das Ganze, das Große, Zusammenhängende. Jeder war ein Stein in einem Mosaik, dessen gesamte Schönheit erst in wenigen Wochen zu erkennen sein würde. Der Schotte hatte sich auch für die Mission gemeldet. Aber sie wollten ihn für die Koordination einsetzen. So musste er zurücktreten, den Jüngeren Platz machen und den Abbau der Anlage verantworten. Jetzt konnte er nur warten. Die Kälte biss in sein Gesicht. Als Schotte war er diese Temperaturen aus den Highlands nördlich von Inverness gewöhnt, aber das hier war eine trockene Kälte, und er fröstelte. Mit einem lauten Knall zerbarst die Scheibe, Grölen folgte. Die Jungen auf der anderen Straßenseite bogen sich vor Lachen.
Er sah in den Nachthimmel. Es fiel kein Schnee mehr. Das war ein gutes Zeichen und sicher hilfreich für die Mission, wenn er den Doktor richtig verstanden hatte.
»Kommen Sie bitte, es ist so weit. Wir bauen jetzt ab.«
Der Schotte schrak zusammen, aus dem Dunkeln war Roeder getreten. Der Sektionsführer hatte die schlechte Angewohnheit, aus dem Nichts aufzutauchen und damit unbedarfte Menschen zu erschrecken. Vor 48 Stunden hatte der Schotte den Container aus Landsberg geholt. Es war als medizinisches Gerät deklariert und sollte zur Reparatur gebracht werden. Keinem der jungen Soldaten auf dem Fliegerhorst war etwas aufgefallen. Dazu waren die Ladungen auch mittlerweile zu umfangreich. Den ganzen Tag über hatten sie das Equipment nach Roeders Vorgaben zusammengebaut. Die letzten Stunden hatten er und seine zwei Mitarbeiter allein im Labor verbracht.
Er hielt Roeder die Tür auf, und beide schritten durch die zugige Halle auf einen Plastikvorhang zu. Dahinter lag ein mit Unterdruck abgesichertes mobiles Labor, mit den, wie Roeder schwärmte, allerneuesten Gerätschaften. Drei Sicherheitsschleusen mussten durchschritten werden, ehe man an die eigentliche Werkbank gelangte. Seine zwei Helfer sortierten schon die ersten Lösungen. In ihren aufgeblasenen gelben Anzügen sahen sie aus wie Michelin-Männchen. Auf Höhe ihrer Hüften befand sich ein Plastikschlauch. Er
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