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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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versorgte sie mit Sauerstoff. Der Schlauch wiederum war an einem silbernen Versorgungshahn unterhalb der Tische befestigt. Der Druck hinter dem gelben Plastikstoff war größer als der im Raum. Selbst wenn der Anzug reißen sollte, schützte die ausströmende Luft aus dem Anzug die Laboranten.
    Zehn Jahre hatte Günther J. Roeder am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg geforscht. Zwei Jahre war er an ausländischen Zentren tätig gewesen. Seine Expertise wuchs und damit auch die Zahl der Neider. Er hatte das erste Labor in Hamburg mit Schutzfaktor vier eingerichtet. Immer wieder hatte er vor der Gefahr, die, wie er immer betonte, sein geliebtes Vaterland bedrohte, gewarnt. Keiner wollte ihn hören. Dann kamen die Dinge aus der Vergangenheit ans Licht, er musste über Nacht untertauchen, ein Geist werden. Aber die Gruppe hatte ihn aufgenommen, und noch nie in seinem Forscherleben war er sobedingungslos unterstützt worden. »Keine Grenzen«, hatten sie immer gepredigt. Und das war sein Credo, all die Jahre. Keine Moral, keine Ethik, nichts hielt ihn auf. Und mit jedem Schritt, mit dem er und sein Team aus der Vision eine greifbare Aktion schufen, fühlte er die Macht der Erkenntnis näher kommen. Forschung ohne Hürden, ein Traum der Wissenschaftler. Niemand aber sprach so etwas aus. Die meisten dachten es nur. Er lebte es.
    Roeder stieg in seinen gelben Schutzanzug, Der Schotte drehte den Schalter, und die externe Versorgung füllte den Aufzug mit reinem Sauerstoff. Sie würden alles reinigen müssen, ehe sie mit dem Abbau beginnen könnten. Hier wartete das Böse in seiner kleinsten, aber wirkungsvollsten Form auf die Menschen. Er war von dieser Vorstellung wie berauscht. Es konnte beginnen. Die Bomben waren unterwegs.

Rohrbrunn, Österreich, 09. 12., 05.30 Uhr
    Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Es war ihre erste Geburt. Die kargen Worte ihrer Stiefmutter waren kein Trost. Aber das war sie gewohnt. Sie nahm sie gar nicht mehr wahr. In der Nacht hatte es fürchterlich um das alte, aber sehr große Anwesen gestürmt. Dann hörte ganz plötzlich der Wind auf zu wehen und machte der Stille des Schneefalls Platz. Mit einigen Mühen hatte sie sich aus dem Bett erhoben, hatte sekundenlang auf der Bettkante gesessen, um ihrem Kreislauf ein wenig Zeit zu geben, und hatte dann den Rollkoffer unter dem Bett hervorgezogen. Die Aufbaupräparate, die Ergänzungsmittel legte sie sorgfältiger als ihre wenigen Hemden hinein. Sie brauchte nie viel für sich selbst. Aber jetzt galt es, alles für sie zu machen.
    Und so stapfte sie schon kurze Zeit später durch den neuen Schnee zur Haltestelle, um den Bus mit den Arbeitern nach Passau zu erreichen. Ihr riesiger Bauch bewirkte, dass ihr jeder beim Ein- und Aussteigen half. Immer wieder kreisten ihre Gedankenum die vergangenen Wochen, die Eingriffe, das entschlossene Gesicht des Arztes. Aber dann hatte sie das Telefonat des betreuenden Arztes mit ihm belauscht. Noch in derselben Nacht war sie aus Wien geflohen. Auf der Zugfahrt nach Linz hatte sie einen seiner Männer im Abteil erledigt. Und auch die Frau, die sie auf dem Bahnhofsklo festhalten wollte, konnte sich ihres Elektroschockers nicht erwehren. Sie hatte sie in eine Kabine gezogen und ihr atemlos die Kehle durchschnitten. Sekundenlang hatte sie dem fast schwarzen Blut zugesehen, das vor der Kloschüssel eine Lache gebildet hatte. Mit einem Fuß hatte sie den zappelnden, sterbenden Körper fixiert, bis er endgültig erschlaffte.
    Sie würde alles tun, um diese Wesen zur Welt zu bringen. Sie würde die neue Rasse zeugen.
    Sie stand eine Weile auf dem Busbahnhof in Passau, ehe sie einen Gastarbeiterbus, der aus Kroatien kam, bestieg und weiter nach München reiste. So erreichte sie den neuen Zentralen Omnibusbahnhof der bayerischen Metropole, als die Sonne unterging. Sie musste ihn finden. Er war ihre letzte Hoffnung.

Bayerisch Gmain, Deutschland, 10. 12., 21.16 Uhr
    Ihr Vater hatte im Gefängnis gesessen. Ihre Mutter kannte sie nicht. Aber das war auch nicht wichtig. Denn was Adolf Schondelmaier ihr mitgegeben hatte, wog alles auf. Maria konnte hellsehen. Sie wusste es schon als Kind. Sie hatte den Tod der Nachbarin gespürt. Drei Tage bevor die Bäuerin in den Häcksler fiel und alle das grausame Schicksal beklagten, war sie zu ihrem Vater nach Straubing in die Justizvollzugsanstalt gefahren und hatte es ihm ins Ohr geflüstert. Er hatte nur genickt, die Augen geschlossen und ihr davon erzählt. Von ihrer Gabe, und dass es

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