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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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habe, den Zuchtmeister. Ich habe euch schon davon berichtet, ich wollte verhindern, dass er sie gewaltig nimmt.«
    »Mit Gewalt nimmt.«
    Cale errötete, er ertrug es schwer, korrigiert zu werden. »Egal wie man das nennt – das jedenfalls hat er ihr nicht angetan. Er hat sie aufgeschnitten.« Und dann berichtete er IdrisPukke genau, was in jener Nacht geschehen war.
    »Gütiger Gott!«, sagte ein entsetzter IdrisPukke, als Cale mit seiner Erzählung fertig war. »Warum hat er das getan?«
    »Keine Ahnung. Das meinte ich vorhin, als ich sagte, ich weiß nicht mehr, was in ihren kranken Hirnen vor sich geht.««
    »Warum sollten sie das Gleiche mit Arbell Materazzi tun?«
    »Wie gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht wollen sie wissen, wie eine Materazzi-Frau«, er hielt verlegen inne, »innen aussieht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber Geld wollen sie nicht für sie. Das ist nicht ihre Art.«
    »Da ergibt es mehr Sinn, wenn sie dich zurückhaben wollen.«
    Cale lachte verächtlich.
    »Sie würden gern ein Exempel an mir statuieren – ein Freudenfeuer mit allem Brimborium. Und ich bestreite nicht, dass sie alle Hebel dafür in Gang setzen würden – aber wegen eines Akoluthen einen Krieg mit den Materazzi vom Zaun brechen? Nein, das nicht, nicht in tausend Jahren.« Um seine Lippen spielte ein bitteres Lächeln. »Ich vermute, dass der Marschall ebenso denkt. Ich wette, dass wir vier ohne viel Federlesens in die Ordensburg zurückverfrachtet würden, sozusagen als Zeichen des guten Willens Seiner Exzellenz. Meint Ihr nicht auch?«
    IdrisPukke entgegnete darauf nichts, weil genau dies auch Sein Gedanke war. Beide schwiegen eine Weile.
    »Es ist ein Risiko, aber machbar«, sagte Cale. »Das Mädchen bedeutet mir nichts«, log er. »Ich würde mein Leben nicht für eine verzogene Materazzi-Göre hingeben. Wenn die Erlöser sie entführen, verliere ich alles, wenn wir sie zurückbringen, kann ich nur gewinnen. Ihr übrigens auch. Ihr braucht mir nur Deckung zu geben. Selbst wenn ich dabei draufgehe, habt Ihr gute Chancen davonzukommen. Und schließlich muss Euch doch auch klar sein, dass Euch niemand dankbar sein wird, wenn herauskommt, dass wir die Entführer zwar eingeholt, aber ungeschoren haben davonkommen lassen.«
    IdrisPukke lächelte. »Das Leben ist ungerecht – das ist eben so. Gut, dann erkläre mir deinen Plan.«
    »Bosco hat mir fast jeden Tag meines Lebens drei Taktikbegriffe eingehämmert: Überraschung, Gewalt, Schlagkraft. Er wird es noch bereuen, mir das eingeimpft zu haben.« Cale zeichnete einen Kreis auf den mit Tannennadeln übersäten Waldboden.
    »Auf dem Kreis sind vier Wachen verteilt – im Osten, im Westen, im Süden und im Norden. Heute Nacht ist kein Mondschein, wir können erst bei Tagesanbruch losschlagen. Ihr müsst die Wache im Westen ausschalten, sobald Ihr sie im ersten Dämmerlicht erkennt. Ich knöpfe mir die südliche Wache vor. Ihr müsst auf dem westlichen Posten bleiben, denn nur da hat man Deckung hinter einem Felsen. Dorthin bringe ich das Mädchen, sobald ich ihm die Fesseln gelöst habe. Könnt Ihr einen Vogelschrei nachmachen?«
    »Ich kann eine Eule nachmachen«, sagte IdrisPukke unsicher. »Aber eigentlich gibt es in dieser Gegend keine Eulen.««
    »Wahrscheinlich wissen die Erlöser das nicht.« Cale dachte nach. »Wie hört sich ein Eulenschrei an?«
    IdrisPukke machte es vor. »Was geschieht, falls ich die Wache nicht gleich ausschalten kann und sie Alarm schlägt?«
    Cale sah IdrisPukke scharf an. »Das darf nicht passieren. Von >wenn< und >falls< will ich nichts hören. Geht der erste Schlag fehl, bin ich tot.«
    IdrisPukke zeigte sich beleidigt. »Keine Sorge, ich mach das schon.«
    »Doch, ich mache mir Sorgen. Sobald ich also Euer Signal höre, töte ich die südliche Wache. Ich nehme ihr die Kutte ab und ziehe sie an. Das dauert eine Minute. Dann gehe ich so leise wie möglich ins Lager. Wenn die anderen Wachen mitbekommen, was los ist...«
    »Warum schalten wir nicht erst alle Wachen aus?«
    »Weil es nicht möglich ist, in diesem Gelände lange herumzuschleichen, ohne bemerkt zu werden. Mein Plan ist da sicherer. Der Gegner wird überrascht sein, ich sehe ja genauso aus wie die anderen im Lager. Außerdem wird es noch dämmrig sein. Ihr müsst nur Eure Sache richtig machen, alles andere wird nicht lange dauern.«
    »Schön, was mache ich dann?«
    »Ihr könnt die Lage der Wachen im Norden und Osten nicht erkennen, es sei denn, sie schießen – in diesem

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