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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Fall schießt Ihr zurück. Ich bringe das Mädchen hinter den Felsen. Sie kriegen uns dort nicht, sie müssten schon direkt über uns stehen.« Cale lächelte. »Und jetzt kommt der schwierige Teil. Ihr müsst den Gegner so lange hindern, uns von oben und von hinten anzugreifen, bis ich losrennen kann. Das Mädchen ist dann sicher, wenn Ihr Eure Stellung haltet. Sobald ich ebenfalls oben bin, heißt es zwei gegen zwei.«
    »Dazu müsstest du vierzig Schritte durch offenes Gelände laufen, das letzte Drittel sogar über eine steile Anhöhe. Wenn die anderen ihr Handwerk auch nur halbwegs verstehen, sehe ich keine große Chance für dich.«
    »Die Chancen stehen gut.«
    »Ich weiß gar nicht, warum ich mir Gedanken um diesen selbstmörderischen Spurt durch offenes Gelände mache. Vorher musst du erst sechs bewaffnete Männer auslöschen. Der ganze Plan ist verrückt. Wir sollten auf die Materazzi warten.«
    »Die Erlöser bringen das Mädchen um, ehe die Materazzi auch nur in seine Nähe kommen. Für das Mädchen gibt es nur diese eine Chance. Der Gegner wird einen Überfall so kurz vor Morgengrauen nicht erwarten, er wird mich im Halbdunkel von den eigenen Leuten nicht unterscheiden können. Sobald sie begreifen, dass es ein Überfall ist, werden sie Materazzi-Truppen erwarten, aber nie und nimmer das, was ich geplant habe.«
    »Weil es unglaublich leichtsinnig ist.«
    »Mein Leben steht auf dem Spiel, nicht Eures.«
    »Und das des Mädchens.«
    »Arbell ist nur dann etwas wert, wenn wir ihre Retter sind. Andernfalls sind wir Staub unter den Füßen der Materazzi oder noch weniger. Die Wahl fällt also nicht schwer, finde ich.«

    Sechs Stunden später stand IdrisPukke vor der Leiche der westlichen Wache.
    Früher hatte er als General in vielen Schlachten befehligt, bei denen Tausende ums Leben gekommen waren. Doch schon lange hatte er niemanden mehr im Kampf Mann gegen Mann getötet. Jetzt starrte er auf die glasigen Augen und die entblößten Zähne des Toten und zitterte dabei am ganzen Körper.
    Sein Versuch, den Schrei einer Eule nachzuahmen, fiel denn auch mehr als kläglich aus und hätte jeden, der einen Eulenschrei kannte, misstrauisch gemacht. Doch keine Minute später sah er Cales Gestalt langsam den Hang heruntergehen, geräuschlos und ohne Hast, damit die beiden anderen Wachen, falls sie ihn sähen, nicht Verdacht schöpften.
    Eine tiefe Beklemmung ergriff IdrisPukke, während er beobachtete, wie diese jugendliche Gestalt auf die sechs schlafenden Männer zuging.
    Er wusste nicht genau, was er eigentlich erwartet hatte, auf jeden Fall aber nicht das, was er nun zu sehen bekam. Cale zog sein Kurzschwert und stach den ersten schlafenden Mönch nieder, ohne dass der auch nur einen Mucks tat. Dann ging Cale zum Nächsten und erledigte ihn mit einer einzigen kraftvollen Bewegung – erneut ohne einen Laut. Der dritte Mönch rührte sich und hob sogar den Kopf. Wieder ein Stich mit dem Kurzschwert, ob das Opfer noch etwas sagte, konnte IdrisPukke nicht hören. Cale näherte sich jetzt dem vierten Mönch. Der, noch schlaftrunken, setzte sich auf und schaute Cale verwundert, aber keineswegs verängstigt an. Der Schwertstich traf ihn in den Hals, er fiel mit einem gurgelnden, aber deutlich hörbaren Schrei hintenüber.
    Nun wachten der fünfte und der sechste Mönch auf, erfahrene Kämpfer, die so manche Schlacht, manchen Überraschungsangriff überstanden hatten. Einer rief etwas und ging, einen kurzen Speer wurfbereit in der Hand, direkt auf Cale zu. Cale wollte einen Schwerthieb gegen den Hals des anderen führen, verfehlte sein Ziel und traf ihn am Ohr. Der Mönch schrie auf und ging vor Schmerz stöhnend zu Boden. Der letzte Mönch verlor alle Geistesgegenwart, jahrelange Kampferfahrung ließ ihn im Stich, entsetzt sah er, wie sein Gefährte die Hände im blutüberströmten Laub des Waldbodens verkrallte. Sprachlos und stocksteif wie ein Baumstumpf erwartete er Cale, der ihm wie in Trance einen Stich ins Herz versetzte. Ein erstickter Schrei, schon sank der Mann zu Boden, wo der andere noch immer vor Schmerz stöhnte.
    Erst jetzt begann Cale zu laufen, in fliegenden Schritten eilte er zu dem Mädchen. Sie war aufgewacht und hatte die drei letzten tödlichen Hiebe mit angesehen. Cale hob die an Händen und Füßen Gefesselte auf und schwang sie sich über die Schulter. Dann brachte er sie hinter einen großen Felsen in Deckung. Ein Pfeil schwirrte dicht an seinem linken Ohr vorbei und prallte am Felsen

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