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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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du?« Cale wollte bei Bewusstsein bleiben und dazu musste er reden.
    »Wo sind die anderen?«
    »Dort oben.« Er hob die Hand und zeigte fort von IdrisPukke und wurde im selben Moment wieder ohnmächtig. Abermals traf ihn ein Stein, und abermals schreckte er hoch.
    »Wie? Wie?«
    »Sag mir, wo sie sind oder ich jage dir den nächsten Pfeil in den Bauch.«
    »Zwanzig Mann... Ich weiß, dass Monsignore Bosco... Er hat mich geschickt.«
    Der Erlösermönch hielt inne. Was Cale redete, schien ihm wirr, aber die Erwähnung von Boscos Namen verblüffte ihn. Woher wusste man hier etwas über den großen Kriegsmeister? Er senkte den Bogen.
    Das genügte Cale.
    »Bosco sagt...«, murmelte Cale, so als ob er gleich wieder bewusstlos würde. Der Mönch, ohne recht zu überlegen, machte ein paar Schritte auf ihn zu, um ihn besser zu hören. Cale schleuderte ihm mit dem unverletzten Arm einen faustgroßen Stein gegen die Stirn. Der Mönch verdrehte die Augen, sein Kinnladen klappte nach unten, und er sackte zu Boden. Cale wurde wieder bewusstlos.

    IdrisPukke wartete immer noch in seinem Versteck, das ihn von drei Seiten mit dichtem Blattwerk umgab, sodass er nicht hinausschauen konnte und andere nicht hinein. Hinter ihm lag ein mehrere Klafter tiefer, steiler Felsabfall, an dessen Fuß Arbell Schwanenhals hockte, wie er hoffte. Auf der anderen Seite des Gebüsches war ein leises Sausen zu hören. Er setzte den gespannten Bogen an und verharrte so. Ein Stein fiel in sein Versteck. Um ein Haar hätte er den Pfeil abgeschickt, worauf der Steinewerfer zweifellos hoffte. Mit dem Bogen im Anschlag, um für einen Überraschungsangriff gefeit zu sein, rief er mit unsicherer Stimme: »Versuch hierherzukommen und du kriegst einen Pfeil in den Bauch!«
    Er trat drei Schritte zur Seite, um seine genaue Position nicht zu verraten. Gleich darauf zischte ein Pfeil exakt über die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. »Komm da raus und wir tun dir nichts.« Er duckte sich und bewegte sich noch etwas seitwärts. Wieder ein Pfeil, der ihn nur knapp verfehlte. Dass er geredet hatte, war ein Fehler gewesen. Zwanzig Sekunden vergingen. IdrisPukkes Atem klang ihm so laut in den Ohren, dass er meinte, der Mönch müsse es ebenfalls hören.
    Plötzlich ließ sich, keine hundert Schritte entfernt, ein lauter Schmerzensschrei vernehmen. Dann erneut Stille. Nichts schien sich zu regen, nur der Wind raschelte in den Blättern, vielleicht minutenlang.
    »Das war dein Gefährte. Jetzt bist du ganz allein«, rief IdrisPukke.
    Wieder kam ein Pfeil als Antwort, wieder daneben. »Hau ab, wir laufen dir nicht nach. Das ist ein Angebot, du hast mein Wort.«
    »Wie kann ich dir vertrauen?«
    »Mein Kumpan ist in zwei, drei Minuten hier. Er wird bestätigen, was ich sage.«
    »Gut. Ich gehe auf das Angebot ein. Aber wenn ihr mich doch verfolgt, schwöre ich beim Allmächtigen, dass ich einen von euch beiden mit in den Tod nehme.«
    IdrisPukke sagte nichts weiter. Da Cale dort draußen offenbar noch am Leben und in schrecklicher Laune war, brauchte er nur zu warten. In Wirklichkeit war Cale, kaum hatte er den Mönch mit einem Steinwurf getötet, wieder in Ohnmacht gefallen. Widerstand konnte er so nicht leisten, geschweige denn IdrisPukke retten. Es vergingen zehn weitere Minuten, in denen IdrisPukkes Angst stieg, bis er Cales leise Stimme durchs Gebüsch hörte.
    »IdrisPukke, ich komme jetzt. Schießt mir nicht die Rübe ab.«
    »Gott sei Dank«, sagte IdrisPukke, ließ den Bogen sinken und entspannte die Sehne.
    Lautes Rascheln, als torkele jemand durch das Gebüsch, dann stand Cale vor ihm.
    IdrisPukke setzte sich, atmete auf und kramte in der Tasche nach Tabak.
    »Ich dachte schon, du seist tot.«
    »Nein«, sagte Cale.
    »Und die Wache?«
    »Die schon.«
    IdrisPukke lachte grimmig. »Du bist eine ulkige Nummer, das steht fest.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr damit meint.«
    »Nichts für ungut.« IdrisPukke hatte sich einen Zigarillo gedreht und zündete ihn an. »Willst du einen?«, fragte er und winkte mit dem Zigarillo.
    »Ehrlich gesagt«, erwiderte Cale, »fühle ich mich nicht gut.« Und mit diesen Worten sackte er zusammen und fiel in eine tiefe Ohnmacht.

    Cale wachte erst nach drei Wochen wieder auf und war in dieser Zeit mehr als einmal dem Tod nahe gewesen. Dies lag zum Teil an einer Entzündung, die ihm die tief in die Schulter eingedrungene Pfeilspitze verursacht hatte, vor allem aber lag es an der Behandlung, die ihm die teuren Ärzte

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