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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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begriff, dass er fortgeschickt werden sollte und dass dies seine einzige Chance war, sich einen Platz unter den Mächtigen zu sichern.
    »So viel ist sicher: Wenn die Erlöser sich etwas vorgenommen haben, werden sie nicht davon ablassen. Zwar weiß ich nicht, warum sie Eure Tochter haben wollen, aber sie werden es erneut versuchen, ganz gleich, was es sie kostet.«
    Bei diesen Worten wurde der Marschall blass. Cale nutzte seinen Vorteil.
    »Eure Tochter ist...«, er zögerte einen Augenblick, als suche er nach dem treffenden Wort, »eine sehr geschätzte Person.« Ihm hatte das Wort gefallen, als er es zum ersten Mal gehört hatte, aber er war sich nicht ganz sicher über die genaue Bedeutungsnuance. »Im ganzen Reich halten die Menschen sie – das habe ich sagen hören – für den kostbarsten Schmuck. Was sie an ihr bewundern, das bewundern sie auch an den Materazzi. Sie verkörpert die Materazzi.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Wenn sie Euch eine Botschaft senden wollten...« Er sprach den Satz bewusst nicht zu Ende.
    »Was für eine Botschaft?«, fragte der Marschall mit wachsender Ungeduld.
    »Damit, dass die Erlöser Arbell Materazzi entführen oder sogar töten können, zeigen sie Euren Untertanen, dass auch die bestgehüteten Personen im Land vor ihnen nicht sicher sind.« Wieder legte er eine Kunstpause ein. »Sie wissen, dass eine zweite Entführung keine Aussicht auf Erfolg hat, aber das wird sie meiner Meinung nach nicht abschrecken. Sie bringen stets zu Ende, was sie begonnen haben. Daran keinen Zweifel aufkommen zu lassen ist ihnen genauso wichtig, wie klarzustellen, dass niemand vor ihrem Arm sicher ist. Nichts kann sie aufhalten, das ist die Botschaft an Euch.«
    Nun war alle Farbe aus dem Gesicht des Marschalls gewichen.
    »Sie ist hier sicher. Wir legen einen schützenden Ring um sie, keiner wird ihn durchbrechen.«
    Cale gab sich verlegener, als er war. »Man hat mir gesagt, eine vierzig Mann starke Wache habe Eure Tochter geschützt, als sie aus der Burg am See von Constanz entführt wurde. Gab es Überlebende?«
    »Nein«, sagte der Marschall.
    »Das nächste Mal – das ist meine Ansicht, ich kann mich täuschen – kommen sie, um zu töten. Werden achtzig oder hundert Mann sie daran hindern können?«
    »Wenn wir eines aus der Geschichte lernen können, Mylord«, schaltete sich IdrisPukke ein, »dann dies, dass derjenige, der bereit ist sein Leben hinzugeben, jeden töten kann.«
    Vipond hatte den Marschall noch nie so beunruhigt gesehen.
    »Könntest du ihre Krieger ausschalten?«, fragte der Marschall Cale.
    »Ich?« Cale tat so, als ob ihm dieser Gedanke bisher noch nicht gekommen wäre. Er überlegte, dann sagte er: »Eher als jeder andere, wenn ich das so sagen darf. Außerdem habe ich noch Henri und Kleist.«
    »Wen?«
    »Cales Freunde«, erläuterte Vipond. Der Kanzler interessierte sich lebhaft für Cales Plan.
    »Haben deine Freunde auch deine Fähigkeiten?«
    »Die beiden haben ihre eigenen besonderen Fähigkeiten. Zu dritt nehmen wir es mit allen Kriegern des Erlöserordens auf.«
    »Du bist dir ja deiner Stärke sehr sicher«, sagte Vipond, »wenn man bedenkt, dass du uns dargelegt hast, wie unverwundbar der Gegner ist.«
    Cale sah ihn an. »Ich sagte, die Krieger des Erlöserordens seien für Euch unüberwindbar.« Er lächelte. »Für mich sind sie es nicht. Ich bin besser als jeder Krieger, den der Orden jemals ausgebildet hat. Das ist keine Prahlerei, sondern eine schlichte Tatsache. Wenn Ihr mir nicht glaubt«, und dabei sah er den Marschall an, »dann fragt Eure Tochter und IdrisPukke. Und wenn Euch die nicht genügen, fragt Conn Materazzi.«
    »Halte deine Zunge im Zaum, du Lümmel«, stieß Vipond hervor. Zorn war seiner Neugier gewichen. »So spricht man nicht mit Marschall Materazzi.«
    »Ich habe schon Schlimmeres zu hören bekommen«, sagte der Marschall beschwichtigend. »Wenn du mir die Sicherheit meiner Tochter garantieren kannst, will ich dich reich machen und du darfst mir im Privaten sagen, was immer du willst. Nur musst du halten, was du versprichst.« Er erhob sich vom Tisch. »Bis morgen Nachmittag will ich einen ausgearbeiteten Plan für die Sicherheit meiner Tochter sehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Cale nickte.
    »Bis dahin ist jeder Soldat in der Stadt in Alarmbereitschaft zu versetzen. Ich habe noch etwas mit dem Kanzler zu besprechen. Wenn du und auch IdrisPukke uns allein ließet...«
    Die beiden erhoben sich ebenfalls, nickten und

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