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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Abonnenten, keine Schulden und eine Offsetpresse. Außerdem hätten wir inzwischen den Druck von sechs kleinen Wochenzeitschriften übernommen und produzierten auch noch unsere eigenen Einkaufsführer.
    Sein Kunde sei daran interessiert, die Ford County Times zu kaufen.
    »Wie interessiert?«, fragte ich.
    »Sehr interessiert. Wenn wir einen Blick in Ihre Bücher werfen könnten, hätten wir die Möglichkeit, den Wert Ihrer Zeitung zu ermitteln.«
    Nachdem er gegangen war, tätigte ich einige Telefonanrufe, um mich über ihn zu erkundigen. Man bestätigte, was er über sich gesagt hatte, und ich machte mich daran, aktuelle Kontoauszüge und Kopien der Geschäftsbücher zusammenzustellen. Drei Tage später trafen wir uns wieder, dieses Mal abends. Ich wollte nicht, dass Wiley, Baggy oder jemand anderes aus der Redaktion etwas davon mitbekam. Die Nachricht, dass die Times verkauft werden sollte, würde die Gerüchteküche derart anheizen, dass die Cafés statt um fünf um drei Uhr morgens aufmachen würden.
    McGrew ging die Zahlen wie ein erfahrener Analyst durch. Ich saß daneben und wartete nervös, als würde sein Urteil mein Leben verändern.
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    »Ihr Gewinn liegt bei hunderttausend nach Steuern, und Sie zahlen sich ein Gehalt von fünfzigtausend aus. Ab-schreibungen machen zwanzigtausend, Zinsen fallen nicht an, weil Sie keine Schulden haben. Das ergibt hundert-siebzigtausend an Cashflow, multipliziert mit dem üblichen Satz von sechs, macht eine Million zwanzigtausend.«
    »Und das Gebäude?«, warf ich ein.
    Er sah sich um, als würde ihm jeden Augenblick die Decke auf den Kopf fallen. »Solche Bauten bringen nicht viel.«
    »Hunderttausend«, schlug ich vor.
    »In Ordnung. Und hunderttausend für die Offsetpresse und andere Betriebseinrichtungen. Der Gesamtwert liegt dann ungefähr bei 1,2 Millionen.«
    »Ist das ein Angebot?« Meine Nervosität stieg.
    »Vielleicht. Ich muss mit meinem Kunden sprechen.«
    Ich hatte nicht die Absicht, die Times zu verkaufen. Ich hatte hart gearbeitet, Artikel und Nachrufe geschrieben und seitenweise Anzeigen verkauft – und jetzt, neun Jahre später, war meine kleine Firma über eine Million Dollar wert.
    Ich war jung und immer noch ledig, obwohl ich es leid war, allein in einem riesigen Haus zu wohnen, zusammen mit drei übrig gebliebenen Katzen der Hocutts, die einfach nicht sterben wollten. Inzwischen hatte ich akzeptiert, dass ich in Ford County keine Frau zum Heiraten finden würde.
    Alle, die etwas taugten, waren spätestens mit zwanzig verheiratet, und ich war zu alt, um in dieser Altersgruppe konkurrieren zu können. Ich war mit sämtlichen jungen Geschiedenen ausgegangen, von denen die meisten prompt mit mir in die Kiste gesprungen waren. Sie brannten darauf, in meinem schönen Zuhause aufzuwachen und davon zu träumen, das viele Geld auszugeben, das ich 397

    angeblich verdiente. Die Einzige, die ich wirklich mochte und mit der ich seit einem Jahr immer mal wieder zugange war, hatte drei kleine Kinder am Rockzipfel hängen.
    Aber es ist schon komisch, was eine Million Dollar mit einem anstellt. Kaum war die Zahl ausgesprochen worden, musste ich ständig an das Geld denken. Meine Arbeit wurde immer langweiliger. Ich fing an, die lächerlichen Nachrufe und den Termindruck zu hassen. Mindestens einmal am Tag sagte ich mir, dass ich es nicht mehr nötig hatte, den Leuten auf der Straße nachzurennen und ihnen Anzeigen zu verkaufen. Ich hätte auch mit den Leitartikeln aufhören können. Keine gehässigen Leserbriefe mehr.
    Eine Woche später teilte ich Gary McGrew mit, dass die Times nicht zu verkaufen sei. Er sagte, dass sein Kunde beschlossen habe, Ende des Jahres drei Zeitungen zu kaufen, und ich daher noch etwas Zeit zum Nachdenken hätte.
    Bemerkenswert war, dass nie etwas von meinen Gesprächen mit ihm durchsickerte.
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    n einem Donnerstagnachmittag Anfang Mai bekam ich einen Telefonanruf vom Anwalt des A
    Bewährungsausschusses. Die nächste Anhörung in Sachen Padgitt sollte am folgenden Montag stattfinden.
    »Günstiger Zeitpunkt«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Die Zeitung kommt immer mittwochs heraus, und deshalb habe ich jetzt keine Zeit mehr, um vor der Anhörung noch einen Artikel zu bringen.«
    »Wir kümmern uns nicht um Ihre Zeitung«, erwiderte er.
    »Das glaube ich nicht«, bellte ich zurück.
    »Was Sie glauben, tut nichts zur Sache. Der Ausschuss hat beschlossen, Sie von der Anhörung auszuschließen.
    Das letzte Mal haben Sie gegen unsere

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