Die Liste
dort aufgemacht hatte, waren zwei Apotheken, zwei kleinere Kaufhäuser, das Futtermittelgeschäft, der Eisenwarenladen, ein Damenbeklei-dungsgeschäft, ein Geschenkartikelladen, eine kleine Buchhandlung und zwei Cafés geschlossen worden. Ich hatte im letzten noch verbliebenen Café zu Mittag gegessen, und die Kellnerin, die dort seit dreißig Jahren arbeitete, hatte mir erzählt, dass sich der Umsatz halbiert habe. Der Stadtplatz von Marshall war dem von Clanton recht ähnlich, bis auf die Tatsache, dass die meisten Parkplätze leer waren. Und auf den Gehsteigen sah man kaum Menschen.
Ich erwähnte Tackerville, eine kleine Stadt, die in etwa so viele Einwohner hatte wie Clanton. Ein Jahr, nachdem Bargain City gekommen war, musste die Stadt 1,2
Millionen Dollar für Straßenbauarbeiten ausgeben, damit der Verkehr um den Discountmarkt herum nicht zusammenbrach.
Ich übergab dem Bürgermeister und den Stadträten eine Studie, die von einem Wirtschaftsprofessor der University of Georgia durchgeführt worden war. Er hatte die Ausbreitung von Bargain City in den Städten im Süden während der letzten sechs Jahre untersucht und aus-gewertet, welche wirtschaftlichen und sozialen Auswir-kungen das Unternehmen auf Städte mit weniger als zehntausend Einwohnern hatte. Die Einnahmen aus den Verkaufssteuern blieben in etwa gleich; der Umsatz verlagerte sich einfach von den alteingesessenen Einzelhändlern hin zu Bargain City. Auch die Anzahl der Arbeitsplätze veränderte sich nicht wesentlich; die Angestellten in den alten Geschäften im Stadtzentrum wurden durch die neuen im Bargain City ersetzt. Bis auf das Grundstück und das Gebäude gab es keine 391
nennenswerten Investitionen des Unternehmens in der Stadt. Es gestattete den Filialen nicht einmal, Geld auf die örtlichen Banken zu bringen. Um Mitternacht wurden die Tageseinnahmen an die Zentrale in Gainesville, Florida, überwiesen.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass die starke Expansion des Unternehmens für die Aktionäre von Bargain City offenkundig eine kluge Entscheidung war, für die meisten kleinen Städte wirtschaftlich gesehen jedoch eine Katastrophe. Der größte Schaden wurde im sozialen Bereich angerichtet. Wenn Geschäfte mit Brettern vernagelt wurden und die Gehsteige sich immer mehr leerten, war es mit dem regen Stadtleben auf den Hauptstraßen und Plätzen innerhalb kurzer Zeit vorbei.
Die Petition zugunsten von Bargain City trug vierhundertachtzig Unterschriften. Auf unserer Petition, die sich gegen das Projekt aussprach, waren es zwölf. Der Stadtrat erteilte die Baugenehmigung mit fünf zu null Stimmen.
Ich schrieb einen gepfefferten Leitartikel und bekam einen Monat lang böse Briefe, die an mich persönlich adressiert waren. Zum ersten Mal nannte mich jemand
»Müslifresser«.
Innerhalb eines Monats hatten die Planierraupen ein Gelände von zwanzig Hektar platt gemacht. Die Gehsteige und Abflussrinnen waren bereits angelegt, und die Eröffnung wurde für den 1. Dezember angekündigt, rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft. Bargain City vergeudete keine Zeit. Das Unternehmen stand im Ruf, ein entscheidungsfreudiges Management zu besitzen.
Der Discountmarkt und die Parkplätze erstreckten sich über acht Hektar. Die umliegenden Parzellen wurden im Handumdrehen an andere Ketten verkauft, und binnen 392
kurzem hatte die Stadt eine Selbstbedienungstankstelle mit sechzehn Zapfsäulen, einen kleinen Supermarkt, drei Fastfood-Restaurants, ein Discountschuhgeschäft, ein Discountmöbelgeschäft und ein großes Lebensmittelgeschäft genehmigt.
Ich konnte Bargain City nicht verwehren, Anzeigen bei mir zu schalten. Ich brauchte das Geld nicht, aber da die Times die einzige Zeitung war, die im ganzen County erschien, blieb ihnen nichts anderes übrig, als bei mir zu inserieren. (Seit ich 1977 einen Streit über einen Bebauungsplan losgetreten hatte, existierte ein kleines, rechtsgerichtetes Schmierblatt namens Clanton Chronicle, das jedoch schwer zu kämpfen hatte.) Mitte November hatte ich eine Besprechung mit einem Vertreter des Unternehmens, und wir vereinbarten, für die Eröffnung eine Serie ziemlich teurer Anzeigen zu drucken.
Ich berechnete Bargain City so viel wie möglich, aber es kam keine Beschwerde.
Am 1. Dezember eröffneten der Bürgermeister, Senator Morton und einige andere Würdenträger der Stadt die neue Filiale von Bargain City. Eine riesige Menschenmenge stürmte unter lautem Gebrüll durch die Türen und begann mit dem
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