Die Liste
Bestimmungen verstoßen, da Sie über die Anhörung berichtet haben.«
»Man verweigert mir den Zutritt?«
»Genau.«
»Ich werde trotzdem da sein.«
Ich legte auf und rief Sheriff McNatt an. Man hatte auch ihn verständigt, aber er war nicht sicher, ob er an der Anhörung teilnehmen konnte. Zurzeitwar er fieberhaft auf der Suche nach einem vermissten Kind (aus Wisconsin), und es war offensichtlich, dass er nichts mit den Padgitts zu tun haben wollte.
Unser Bezirksstaatsanwalt, Rufus Buckley, musste am Montag zu einem Prozess wegen bewaffneten Raubüberfalls ins Gericht von Van Buren County. Er versprach, dem Ausschuss einen Brief zu schicken, in dem er sich 399
gegen eine Entlassung auf Bewährung aussprach, aber der Brief kam nie an. Richter Omar Noose führte den Vorsitz bei dem Prozess in Van Buren County und konnte ebenfalls nicht kommen. So langsam befürchtete ich, dass niemand da sein würde, der sich gegen eine Freilassung Padgitts aussprach.
Zum Spaß bat ich Baggy, zur Anhörung zu gehen. Er schnappte entsetzt nach Luft und ratterte dann eine beeindruckende Liste von Entschuldigungen herunter.
Ich ging zu Harry Rex hinüber und beglückte ihn mit den Neuigkeiten. Er war in einen üblen Scheidungsprozess verwickelt, der am Montag in Tupelo vor Gericht kam.
Sonst wäre er vielleicht mit mir nach Parchman gefahren.
»Jede Wette, dass der Junge freigelassen wird«, meinte er.
»Letztes Jahr haben wir es verhindert«, sagte ich.
»Sobald die Anhörung begonnen hat, ist es nur noch eine Frage der Zeit . «
»Aber es muss doch jemand dagegen vorgehen.«
»Warum sollte sich jemand die Mühe machen?
Irgendwann kommt er sowieso raus. Warum sollte man es sich also mit den Padgitts verderben? Sie werden keine Mitstreiter finden.«
Tatsächlich waren Mitstreiter sehr schwer zu finden, denn die gesamte Stadt war in Deckung gegangen. Ich hatte mir ausgemalt, wie eine aufgebrachte Menschenmenge in den Sitzungssaal stürmte und die Anhörung des Bewährungsausschusses zu einem vorzeitigen Ende brachte.
Meine aufgebrachte Menschenmenge bestand aus drei Leuten.
Wiley Meek hatte sich bereit erklärt, mit mir nach 400
Parchman zu fahren, aber er wollte auf keinen Fall etwas sagen. Wenn sie es wirklich ernst gemeint hatten mit ihrer Drohung und ich nicht in den Sitzungssaal konnte, würde Wiley sich in die Anhörung setzen und mir die Details berichten. Und Sheriff McNatt war zu meiner Überraschung doch noch gekommen.
Im Korridor vor dem Sitzungssaal herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Als der Anwalt des Bewährungsausschusses mich sah, wurde er wütend. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel. Um mich herum standen Wärter in Uniform. Ich war allein und unbewaffnet. Zwei Schlägertypen mit dickem Hals und niedrigem IQ begleiteten mich vor das Gebäude und warteten, bis ich in meinen Wagen stieg.
Wiley zufolge lief es in der Anhörung wie am Schnürchen. Lucien war da, zusammen mit einigen Padgitts. Der Anwalt des Bewährungsausschusses verlas eine Beurteilung, die Danny wie einen Pfadfinder aussehen ließ. Seine Sozialarbeiterin stieß ins gleiche Horn. Lucien redete zehn Minuten lang, der übliche Mist, den Anwälte so von sich gaben. Dannys Vater kam als Letzter an die Reihe und bat den Ausschuss inständig um die Freilassung seines Sohnes. Danny werde zu Hause dringend gebraucht, denn die Familie habe Beteiligungen in den Branchen Bauholz, Kies, Asphalt, Lkw-Transport, Bau und Fracht. Der Junge werde mit so vielen Jobs versorgt und so viele Stunden in der Woche arbeiten, dass er gar nicht die Zeit habe, in Schwierigkeiten zu geraten.
Sheriff McNatt trat mutig für die Einwohner von Ford County auf. Er war nervös und beileibe kein herausragender Redner, aber er machte seine Sache recht gut und schilderte noch einmal das Verbrechen mit all seinen grausigen Einzelheiten. Allerdings versäumte er es, die Mitglieder des Ausschusses daran zu erinnern, dass Danny 401
die Geschworenen, die auch seine Wähler gewesen waren, bedroht hatte.
Danny Padgitt wurde mit vier Stimmen zu einer auf Bewährung entlassen.
Clanton war verhalten enttäuscht. Während des Prozesses hatte die Stadt Blut sehen wollen und war daher empört gewesen, als die Geschworenen sich nicht für die Todesstrafe ausgesprochen hatten. Aber inzwischen waren neun Jahre vergangen, und seit der ersten Anhörung des Bewährungsausschusses hatten sich alle darauf eingestellt, dass Danny Padgitt irgendwann freikommen würde.
Niemand
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