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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zu.
    »Werden Sie dabei sein, wenn er entlassen wird?«, wollte Fargarson wissen.
    »Das wäre ich gern, aber ich weiß nicht genau, wie so was abläuft.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie wissen, dass er draußen ist?«
    »Natürlich.«
    Mrs Fargarson hatte einen Schmorbraten für das Mittagessen im Ofen, und ein Nein wollte sie nicht hören.
    Ich war plötzlich sehr hungrig, und wie immer gab es bei mir zu Hause nichts, das auch nur annähernd so gut schmecken würde. Mein Mittagessen bestand sonntags in der Regel aus einem kalten Sandwich und einem Glas Wein auf der Seitenveranda, wo ich dann auch gleich ein Nickerchen hielt.
    Fargarson lebte bei seinen Eltern in einem Haus, das drei 387

    Kilometer von der Kirche entfernt an einer Schotterstraße stand. Sein Vater war Briefträger, seine Mutter Lehrerin.
    Eine ältere Schwester von ihm wohnte in Tupelo. Bei Schmorbraten, Kartoffeln und Tee, der fast so süß schmeckte wie Miss Callies, sprachen wir über den Prozess und die erste Anhörung des Bewährungsausschusses. Fargarson schien es zwar nicht zu kümmern, ob Danny freikam oder nicht, aber seine Eltern machten sich große Sorgen.
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    m Frühjahr 1978 gab es Neuigkeiten in Clanton.
    Bargain City war im
    I
    Anmarsch! Wie McDonald’s und
    die Fastfood-Lokale, die sich in seinem Gefolge ansiedelten, war Bargain City eine landesweite Kette, die sich in immer mehr kleinen Städten der Südstaaten breit machte. Die meisten Bewohner Clantons brachen in frenetischen Jubel aus. Einige von uns waren jedoch der Meinung, es wäre der Anfang vom Ende.
    Das Unternehmen eroberte die Welt mit seinen Discountmärkten, in denen alles zu sehr niedrigen Preisen angeboten wurde. Die Geschäfte waren groß und sauber.
    Es gab unter anderem Cafés, Apotheken, Banken, selbst Augenoptiker und Reisebüros. Eine Kleinstadt ohne ein Bargain City war bedeutungslos.
    Bargain City sicherte sich ein Vorkaufsrecht an einem Grundstück in der Market Street, etwa anderthalb Kilometer vom Clanton Square entfernt. Einige Nachbarn protestierten, und die Stadtverwaltung hielt eine öffentliche Anhörung ab, in der es darum ging, ob das Warenhaus gebaut werden sollte oder nicht. Es war nicht das erste Mal, dass Bargain City auf Widerstand stieß.
    Aber das Unternehmen hatte eine gut funktionierende und sehr effektive Strategie.
    Der Sitzungssaal war bis auf den letzten Platz mit Leuten besetzt, die rot-weiße Schilder mit der Aufschrift BAR-GAlN CITY – EIN GUTER NACHBAR und WIR
    WOLLEN JOBS in der Hand hielten. Ingenieure, Archi-tekten, Anwälte und Bauunternehmer waren gekommen, und ihre Sekretärinnen, Ehefrauen und Kinder hatten sie gleich mitgebracht. Ihr Sprecher malte ein rosiges Bild 389

    und redete von Wirtschaftswachstum, Einnahmen aus Verkaufssteuern, hundertfünfzig Arbeitsplätzen für die Einheimischen und den besten Produkten zu den niedrigsten Preisen.
    Für die Gegner des Projekts sprach Mrs Dorothy Hockett. Ihr Grundstück lag genau neben dem zukünftigen Standort des Discountmarktes, und sie wollte keine Belästigung durch Lärm und Lichter haben. Der Stadtrat schien Verständnis für ihre Bedenken zu haben, aber die Entscheidung war längst gefallen. Als sich niemand mehr gegen Bargain City aussprechen wollte, stand ich auf und ging zum Podium.
    Ich war der festen Überzeugung, dass wir die Geschäfte, Cafés und Büros am Clanton Square schützen mussten, um das Stadtzentrum in seiner jetzigen Form zu erhalten.
    Wenn die Zersiedelung erst einmal begonnen hatte, würde es kein Halten mehr geben. Die Stadt würde sich in alle Richtungen ausbreiten und jeweils ein Stück des alten Clanton mitnehmen.
    Für die meisten Jobs, die von Bargain City versprochen wurden, würde es nur den Mindestlohn geben. Die gestie-genen Einnahmen aus Verkaufssteuern würden auf Kosten der Einzelhändler gehen, die Bargain City innerhalb kurzer Zeit aus dem Markt drängen würde. Und die Menschen in Ford County würden nicht eines Tages aufwachen und plötzlich anfangen, mehr Fahrräder und Kühlschränke zu kaufen, nur weil Bargain City so schöne Auslagen hatte.
    Ich erwähnte Titus, eine kleine Stadt, die etwa eine Stunde südlich von Clanton lag. Vor zwei Jahren hatte Bargain City dort eine Filiale aufgemacht. Seitdem hatten vierzehn Einzelhandelsgeschäfte und ein Café zugemacht.
    In der Hauptstraße waren so gut wie keine Passanten mehr zu sehen.
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    Ich erwähnte Marshall, eine kleine Stadt im Delta. Seit Bargain City vor drei Jahren

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