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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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den soliden, praktischen Schuhen; der harte Blick, mit dem er alles taxierte, und der brutale Zug um seinen Mund verrieten den unverkennbaren Stil des KGB. Dieser Mann war nicht wie Rahmi oder Pepe; er war weder ein hitzköpfiger Idealist noch ein dreckiger Mafioso. Boris war ein professioneller Terrorist mit einem Herzen aus Stein, der keine Sekunde zögern würde, jedem der drei Männer, die jetzt vor ihm standen, das Gehirn zu durchlöchern.
    Nach dir habe ich lange gesucht, dachte Ellis.
    Boris musterte die Männer einen Moment lang durch die halb offene Tür, mit der er seinen Körper schützte. Dann trat er zurück und sagte auf französisch: »Treten Sie ein.«
    Sie betraten das Wohnzimmer einer Suite. Es war recht exquisit ausgestattet und möbliert mit Stühlen, etlichen Tischen und einem Schrank, die aus dem 18. Jahrhundert zu stammen schienen. Auf einem zierlichen, krummbeinigen Tisch fanden sich eine Stange Marlboro-Zigaretten und ein Liter zollfreien Brandys. Eine halb geöffnete Tür am anderen Ende des Zimmers führte ins Schlafzimmer.
    Rahmi stellte sie vor, ebenso flüchtig wie nervös. »Pepe. Ellis. Mein Freund.«
    Boris war breitschultrig und trug ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, die fleischige, behaarte Unterarme freiließen. Seine blauen Serge-Hosen waren für dieses Wetter viel zu dick. Über einem Stuhlrücken hing ein kariertes Jackett in Schwarz und Braun, das in keiner Weise zu den blauen Hosen passte.
    Ellis stellte seinen Rucksack auf dem Teppich ab und setzte sich.
    Boris deutete auf die Brandyflasche. »Ein Drink?«
    Ellis wollte keinen Brandy, nicht um elf Uhr vormittags. Er sagte. »Ja, bitte - Kaffee.«
    Boris maß ihn mit einem harten, feindseligen Blick, dann sagte er: »Wir werden alle Kaffee trinken«, und trat ans Telefon. Er ist gewohnt, dass ihn jeder fürchtet, dachte Ellis; dass ich ihn als Ebenbürtigen behandle, missfällt ihm.
    Rahmi hatte unverkennbar Angst vor Boris. Während der Russe den Zimmerservice anrief, fingerte Rahmi nervös an seinem rosa Polohemd, öffnete und schloss den obersten Knopf.
    Boris legte auf und sprach Pepe an. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er auf französisch. »Ich glaube, wir können einander helfen.«
    Pepe nickte wortlos. Er saß vorgebeugt auf dem samtbezogenen Stuhl, und sein mächtiger Körper nahm sich auf dem hübschen Möbelstück sonderbar verletzlich aus, als könne es ihn zerbrechen. Pepe hatte viel mit Boris gemein, dachte Ellis: Sie sind beide starke Männer, ebenso rücksichtslos wie leidenschaftslos. Wäre Pepe Russe, so wäre er beim KGB; und wäre Boris Franzose, so wäre er in der Mafia.
    »Zeig mir die Bombe«, sagte Boris.
    Pepe öffnete seine Aktentasche. Sie war voller Blöcke aus einer gelblichen Substanz, jeweils etwa 30 Zentimeter lang und etliche Zentimeter im Durchmesser. Boris kniete sich auf den Boden neben der Tasche und strich mit dem Zeigefinger über eine der Stangen. »Ich nehme an, dies ist C 3«, sagte er zu Pepe.
    Pepe nickte.
    »Wo ist der Mechanismus?«
    Rahmi sagte: »Den hat Ellis in seinem Rucksack.«
    Ellis sagte: »Nein, habe ich nicht.«
    Für einen Augenblick wurde es im Raum ganz still. Ein Ausdruck von Panik trat in Rahmis hübsches, junges Gesicht. »Was soll das heißen?« fragte er aufgeregt. Sein verängstigter Blick huschte von Ellis zu Boris und wieder zurück. »Du hast gesagt… Ich sagte dir, er würde – «
    »Halt’s Maul«, sagte Boris scharf. Rahmi verstummte. Boris sah Ellis fragend an.
    Ellis sprach mit einer lässigen Gleichgültigkeit, die er nicht empfand. »Ich fürchtete, dies könne eine Falle sein, und so habe ich den Mechanismus zu Hause gelassen. Er kann schon in wenigen Minuten hier sein. Ich brauche nur mein Mädchen anzurufen.«
    Boris starrte ihn mehrere Sekunden lang an. Ellis erwiderte den Blick so kühl wie möglich. Schließlich sagte Boris:
    »Warum haben Sie geglaubt, dies könnte eine Falle sein?«
    Ellis fand, dass jeder Versuch, sich zu rechtfertigen, ihn in die Defensive bringen würde.
    Außerdem war es eine dümmliche Frage. Er maß Boris mit einem arroganten Blick, zuckte dann die Achseln und schwieg.
    Boris fuhr fort, ihn zu mustern. Schließlich sagte er: »Ich werde den Anruf machen.«
    Ellis wollte protestieren, doch er unterließ es. Diese Entwicklung hatte er nicht erwartet.
    Äußerlich blieb er gelassen, versuchte es jedenfalls; innerlich kochte er vor Zorn. Wie würde Jane auf die Stimme eines Fremden reagieren?

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