Die Löwen
sie für alle Zeit und unwiderruflich voneinander getrennt werden könnten. Und nie würde sie vergessen können, wie unbeschreiblich glücklich sie gewesen war, dass sie zusammengeblieben waren und nach einer albtraumhaften Flucht gemeinsam überlebt hatten.
»Okay«, sagte sie mit sanfterer Stimme. »Dann lass uns also einen gemeinsamen Haushalt teilen.«
»Eigentlich … hatte ich gedacht… dass wir’s am besten offiziell machen. Falls du willst.«
Es war genau das, worauf sie gewartet hatte. »Offiziell?« fragte sie, als ob sie nicht verstünde.
»Ja«, sagte er verlegen. »Ich meine, wir könnten ja heiraten. Wenn du willst.«
Sie lachte vergnügt. »Tu’s richtig, Ellis!« sagte sie. »Mach mir einen Heiratsantrag!«
Er griff nach ihrer Hand. »Jane, mein Schatz, ich liebe dich. Willst du mich heiraten?«
»Ja! Ja!«, sagte sie. »So bald wie möglich! Übermorgen! Nein, morgen! Ach was, heute! Sofort!«
»Danke«, sagte er.
Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn.
»Ich liebe dich auch.«
Sie saßen schweigend und hielten sich bei den Händen, während sie den Sonnenuntergang beobachteten.
Es ist eigenartig, dachte Jane, doch Afghanistan erscheint mir jetzt unwirklich, wie ein böser Traum, eindringlich zwar, dabei aber nicht mehr beängstigend. Deutlich erinnerte sie sich an die Menschen – an Abdullah, den Mullah, und an Rabia, die Hebamme, an den hübschen Mohammed und die sinnliche Zahara und die treu ergebene Fara - doch die Bomben und die Hubschrauber, die Angst und die Strapazen, sie verblichen in der Erinnerung mehr und mehr. Nun kommt das eigentliche Abenteuer, fühlte sie: zu heiraten und Chantal großzuziehen und die Welt für unsere Tochter zu einem Ort zu machen, an dem es sich besser und sicherer leben lässt . Jeder von uns muss seinen Teil dazu beitragen.
»Wollen wir fahren?« fragte Ellis.
»Ja.« Sie drückte seine Hand, ließ sie dann los. »Wir haben eine Menge zu tun.«
Er ließ den Motor an, und sie fuhren zurück in die Stadt.
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