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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ihren Hals gleiten. »Gefällt sie dir? « Louis war durch den Themenwechsel verwirrt; es handelte sich um ein silbernes, fein gearbeitetes Schmuckstück mit einem riesigen, tropfenförmigen Rubin als Anhänger, und ihm fiel auf, daß er es noch nie an Alienor gesehen hatte. Sie deutete sein Mienenspiel richtig.
    »Unser Gastgeber hat es mir schicken lassen… als Geschenk. In der Tat ein sehr freundlicher Mann.« Sie betrachtete den Rubin.
    »Was deine Frage angeht, nein, ich glaube nicht, daß er uns eines Tages alle im Schlaf ermorden lassen würde oder etwas dergleichen, schon der Gegner wegen nicht, die er sich damit einhandeln würde.
    Doch es kann nicht schaden, wachsam zu sein.«
    Sie küßte ihn auf die Wange. »Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Louis. Der Kreuzzug ist keinesfalls in Gefahr, und heute siehst du zum ersten Mal die Hagia Sophia. Das ist ein Grund zur Freude!«

    Die Hagia Sophia war vielleicht nach Sankt Peter die meistverehr-te Kirche der Christenheit, ganz sicher jedoch die eindrucksvollste.
    Louis war durch die Zeremonie fasziniert, die dem feierlichen Bankett im sogenannten ›Heiligen Palast‹, einem Teil des Bukoleion, der nur für solche Staatszwecke genutzt wurde, voranging. An Alienors Worte dachte er erst wieder, als sie dem Kaiser von Byzanz gegenübersaßen.
    Manuel war bei aller raffinierten Kultiviertheit - die Griechen betrachteten sich als Hüter des kulturellen Erbes Europas und ließen das auch ziemlich deutlich werden - ein erfahrener Soldat und mit seinem schwarzen Haar, der gebräunten Haut und den weiß aufblitzenden Zähnen gefährlich gutaussehend. Louis war entrüstet, wie er 89
    ganz offen Alienor den Hof machte, und das nicht nur in seiner, Louis’ Gegenwart, sondern auch vor den Augen der Kaiserin Bertha.
    Die Kaiserin, aus dem Geschlecht der Hohenstaufen stammend und erst ein knappes Jahr mit Manuel vermählt, schien sich noch nicht an das Leben in Byzanz gewöhnt zu haben und kämpfte offensichtlich um die Beherrschung, wenn eine der Bauchtänzerinnen, die das Mahl mit ihren Darbietungen begleiteten, von ihrem Gemahl mit einem wohlwollenden Tätscheln und dann und wann auch einem Kuß belohnt wurde.
    Alienor bemitleidete die arme Bertha ein wenig. Über Gläser aus hauchzartem farbigen Kristall hinweg tauschte sie zweideutige Bemerkungen mit Manuel aus und genoß es, ein Gegenüber zu haben, dessen Intelligenz ihr ebenbürtig zu sein schien. Daß sie dem Kaiser nicht im geringsten traute, machte das Gespräch nur zu einer noch größeren Herausforderung.
    »Als Ihr diesen Raum betreten habt, meine Königin, glicht Ihr der schaumgeborenen Aphrodite, die ihren Fuß auf Rhodos setzt.«
    »Das muß an den Rosenblättern gelegen haben, die Ihr auf den Boden habt streuen lassen. Immerhin, ich bin froh, daß Ihr darauf hinauswolltet, Allerherrlichster; ich fürchtete schon, es sollte eine Huldigung an die Gottesmutter werden, und da wäre ich ganz fehl am Platze…«
    Als sie erst beim vierten Gang des endlosen Mahles angelangt waren und Alienor auf silbernen Schüsseln Artischocken angeboten wurden, nahmen die Schmeicheleien des Kaisers immer direktere Formen an: »Das Gerücht hat uns nicht betrogen, als es eine Königin von Schönheit, Geist… und anderen Fähigkeiten versprach.«
    »Auch Euch eilt Euer Ruhm voraus. Es heißt, Ihr wäret ein Mann von Talenten… einige hervorstechender als andere.«
    An diesem Punkt lehnte Louis lautstark den gebratenen Pfau ab, den man ihm anbot, starrte Alienor zornesblitzend an und ließ sich auch nicht durch ihr stummes Kopfschütteln besänftigen. Manuel störte das nicht.
    »Ihr müßt einem unserer Wagenrennen im Hippodrom beiwohnen, Alienor. Zu schade, daß ich nicht selbst daran teilnehmen kann.

    Ein Mann muß einer schönen Frau seinen Wert beweisen… wenn nicht in der Arena, dann auf andere Weise.« Er berührte wie zufällig ihre Hand. »Ich liebe die Herausforderung… was würdet Ihr als den besten Beweis ansehen?«
    »Auch ich liebe die Herausforderung. Der beste Beweis wäre, mein Vertrauen zu erringen.«
    Er schüttelte bestürzt den Kopf. »Soll das bedeuten, daß Ihr mir nicht vertraut, meine Königin?«
    Alienor nippte an dem schweren, süßen Wein und lächelte. »O
    doch, sicher. Ich vertraue Euch so sehr wie der Güte Gottes, die uns hierhergebracht hat.«

    Manuel Komnenos war sich seines Triumphes sicher. In den nächsten Tagen begleitete er Alienor zur Falkenjagd, zeigte ihr die berühmtesten

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